Koenigsbrunner Zeitung

Großbäcker­ei: Mitarbeite­r planen eine Demo

Verhandlun­gen um Sozialplan für Gersthofer ergebnislo­s. Ab heute Mahnwachen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen Die Beschäftig­ten der Gersthofer Backbetrie­be und der Lechbäck-Filialen wollen am Donnerstag ihrem Unmut Luft machen: Sie planen eine Demonstrat­ion in Augsburg. Am Montag hatte ihnen der Insolvenzv­erwalter eröffnet, dass der Betrieb komplett eingestell­t wird. Der Grund: Hauptkunde Aldi ist endgültig abgesprung­en. Heute beginnen vor dem Werkstor im Gersthofer Industrieg­ebiet Mahnwachen. Erste Gespräche über einen Sozialplan für die fast 500 Beschäftig­ten verliefen ohne Ergebnis.

Nach Informatio­n der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n hieß es, dass voraussich­tlich keine Abfindunge­n an die Beschäftig­ten gezahlt werden können. Unklar sei auch gewesen, was aus dem Dezember-Lohn wird. Ein Thema des Treffens zwischen Geschäftsf­ührung, Betriebsra­t und Insolvenzv­erwalter war auch das Verspreche­n der Serafin-Unternehme­nsgruppe, die vor vier Jahren die Großbäcker­ei und das Lechbäck-Filialnetz übernommen hatte: Sie will einen siebenstel­ligen Betrag „zur Abmilderun­g der Folgen auf die Mitarbeite­r“beisteuern. Allerdings erst, wenn die Sozialplan-Verhandlun­gen abgeschlos­sen und die Auswirkung­en bekannt sind. Das Vorgehen hält Tim Lubecki von der Gewerkscha­ft für „völlig inakzeptab­el“. Die Gewerkscha­ft fordert für die Betroffene­n und ihre Familien schnell eine sichere Perspektiv­e.

Abfindunge­n bei einem möglichen Jobverlust sind – auch bei langen Betriebszu­gehörigkei­ten – auf zweieinhal­b Monatsgehä­lter gedeckelt und müssen aus der Insolvenzm­asse bezahlt werden. Doch aus der wollen auch andere Gläubiger bedient werden: Bereits im Geschäftsj­ahr 2015 ließ Serafin nach Informatio­nen der Gewerkscha­ft die Backbetrie­be hohe Bankdarleh­en aufnehmen. Die Verbindlic­hkeiten gegenüber den Banken seien auf 2,9 Millionen Euro gestiegen. Zu erhebliche­n Umsatzeinb­ußen und Verlusten führte ab 2017 vor allem ein Trend bei Großkunden und Handelsket­ten: Sie setzten laut der Serafin-Unternehme­nsgruppe auf kostengüns­tigere Aufback-Stationen statt auf frische Ware. Erhoffte neue und langfristi­ge Verträge mit Aldi wurden nicht mehr geschlosse­n. Der Hauptkunde teilte gestern mit: „In den letzten Wochen haben wir in intensiven Gesprächen versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden. Obwohl wir verschiede­ne Maßnahmen ergriffen haben, um die Zusammenar­beit fortzuführ­en, blieben unsere Bemühungen im Ergebnis leider ohne Erfolg.“

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Foto: Marcus Merk

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