Dieselpreis sorgt für dicke Luft an der Tanke
Viele müssen für ihr eigentlich sparsames Fahrzeug tiefer in die Tasche greifen. Und nicht nur das stinkt Betroffenen
Landkreis Augsburg Die Faustformel, sich einen Diesel zu kaufen, war bislang einfach. „Fahren Sie mehr als 15000 Kilometer im Jahr, lohnt es sich“, empfahlen die Autohändler. Doch diese Rechnung geht für viele nun nicht mehr auf. Vor allem Handwerksbetriebe fühlen sich ob der aktuellen Situation und drohenden Fahrverbote von der Politik im Stich gelassen. „Ich bin stinkesauer“, sagt beispielsweise Günther Dippold aus Horgau. Er ist Inhaber der Firma Akzent, und die Fahrzeugflotte seines Betriebs für Wintergärten und Fenster besteht bis auf ein einziges Auto aus Dieselfahrzeugen.
Dippold sieht keinerlei Alternative zu seinen Dieselfahrzeugen. „Bei einer jährlichen Gesamtleistung von mindestens 100 000 Kilometer pro Jahr würde eine Umstellung auf Benziner Mehrkosten von bis zu 40 000 Euro für uns bedeuten“, sagt er. Der Selbstzünder habe nicht nur in Sachen Verbrauch, sondern auch bei der Zugleistung gegenüber dem klassischen Verbrenner unschlagbare Vorteile. Um beispielsweise bei Anhängerbetrieb die gleiche Nutz- last ziehen zu können, müsste ein Benziner laut Dippold mindestens 50 Pferdestärken mehr auf die Straße bringen. Dementsprechend höher sei der Verbrauch, und auch die Lebensdauer bei Dieselfahrzeugen ist ungleich höher.
Sauer ist Dippold vor allem auf die Politik, die gerade Handwerksbetriebe wie seinen völlig im Regen stehen lassen würde. „Kleingeistig“nennt er die Denkweise und stellt vor allem die Lobbyisten an den Pranger. Es sei einfach nicht nachvollziehbar, dass beispielsweise die Grenzwerte für Stickoxid im privaten Bereich um ein Vielfaches höher seien als im öffentlichen Verkehr. Um die Schadstoffbelastung zu reduzieren, hätte Dippold eine einfache, aber effektive Lösung. „Es müssten jährlich nur drei oder vier Kreuzfahrtschiffe weniger über die Ozeane dampfen, dann wäre der Schadstoffausstoff gleich mehrfach kompensiert.“
Noch gravierender wirkt sich der Spritpreis bei einem Spediteur wie Andreas Schmid Logistik aus. Zwar sind dank Kooperationen mit verschiedenen Tankstellen die 150 des Gersthofer Unternehmens nicht täglichen Preisschwankungen unterworfen, sondern haben Festpreise. Doch bei einem 1000-Liter-Tank könnten Schmids Brummis pro Füllung rund 200 Euro sparen, würden sie ausschließlich an norddeutschen Tankstellen tanken. Macht bei 150 Lastwagen eine Ersparnis von 30 000 Euro. „Eine solche Preisdifferenz wie in den letzten beiden Monaten habe ich in den letzten 30 Jahren noch nie erlebt“, sagt Helmut Treffer. Fast noch mehr ärgert es aber den Geschäftsführer, dass Lastwagen pauschal als „Dreckschleudern“bezeichnet werden. „Dabei haben wir in unseren Fahrzeugen bereits seit 2013 die Technik eingebaut, die Pkw erst seit September nutzen.“
Um dies zu verdeutlichen, greift Treffer gerne auf ein Bild des Kraftfahrt-Bundesamtes zu. Dieses zeigt einen 900 Kilogramm schweren Smart mit 54 PS neben einen Actros-Lastwagen mit 28 Tonnen Gesamtgewicht und 450 PS. „Und der Kleinwagen stößt rund 195 Milligramm Stickoxid aus – der Lkw deutlich weniger.“Für Treffer eines der vielen Beispiele dafür, „dass uns die Autoindustrie in den vergangenen zehn Jahre alle beschwindelt hat“. Denn: Beide Fahrzeuge stammen aus dem Hause Daimler.
Doch auch Otto Normalverbraucher wettert gegen Spritpreise und drohende Fahrverbote. Stefan Hammer aus Kleinaitingen sagt: „Die Preissteigerung ist Willkür und soll dem kleinen Mann tief in die Tasche greifen.“Er werde sein Fahrverhalten dennoch nicht ändern, da er auf dem Land wohnt und auf das Auto angewiesen ist. Ebenso ergeht es Anna Schuster aus StadtLastwagen bergen. „Meine Arbeitsstelle ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad nicht zu erreichen“, sagt sie. Sie versuche jetzt im Alltag weniger zu fahren und würde sich heute eher einen Benziner kaufen.
Für Ralf Steiner aus Bobingen ist die Feinstaubproblematik „sinnlos und kontraproduktiv“. Er sagt: „Der Diesel ist keine so hohe Umweltbelastung, wie die Regierung es darstellt.“Die Grenzwerte seien zu niedrig. Jessica Herrschlein aus Hirblingen hat wegen der Veränderungen bereits Konsequenzen gezogen und eine Fahrgemeinschaft zur Arbeit gebildet. Zudem möchte sie öfter auf Bus und Bahn zurückgreifen und überlegt sich, sich ein Elektroauto zuzulegen.
Gerhard Busjäger aus Gablingen bleibt gelassen. „Die Preiserhöhungen in dem Maße sind zwar nicht gerechtfertigt, aber es musste aus Umweltaspekten früher oder später so weit kommen.“Er will nun versuchen, öfters das Fahrrad zu nutzen – der Umwelt und der Gesundheit zuliebe.
So geht es weiter Seit 40 Jahren gibt es Öl vom Lechfeld und für die schwäbischen Scheichs ist noch lange nicht Schluss. Dabei haben sie noch nicht mal eine eigene Tankstelle.