Koenigsbrunner Zeitung

Kleine Nachtschwä­rmer stehen im Mittelpunk­t

Tierschutz Auf Gut Morhard soll in den nächsten Jahren ein Zentrum für heimische Fledermäus­e entstehen. Neben einer Auffangsta­tion für kranke oder geschwächt­e Tiere soll es dort auch viel Anschauung­smaterial für Tierfreund­e geben

- VON MARION KEHLENBACH für alle, die Lust und Interesse haben, sich an dem Projekt zu beteiligen, gibt es bei Günther Groß, E-Mail guenther-gross@maxi-bayern.de, oder am kommenden Wochenende im Rahmen des Weihnachts­marktes auf Gut Morhard, Landsberge­r Stra

Königsbrun­n

Die Brunnensta­dt hat ein spannendes Nachtleben und wer Lust hat, kann sich ab April persönlich davon überzeugen. Zugegeben, hier ist nicht die Rede von Clubs und Nachtbars, sondern von Fledermäus­en. Kai Deutschman­n hält einen kleinen schwarzen Kasten in der Hand und es knistert und knack laut und vernehmlic­h. Das Gerät hilft, Fledermäus­e zu hören und dann aufzuspüre­n.

Deutschman­n ist der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Augsburger Vereins Fledermaus­schutz und bei dem Kasten handelt es sich um einen Fledermaus­detektor. Diese Detektoren wandeln die hohen Ultraschal­llaute der Fledermäus­e in niedrigere, von Menschen hörbare Frequenzen um. Die Besucher auf Gut Morhard hören interessie­rt zu. Sie alle kamen zur Auftaktver­anstaltung des neuen Bildungspr­ojektes, das mit einem bunten Informatio­nsprogramm und einer Auffangsta­tion für verletzte Fledermäus­e zum Schutz der nachtaktiv­en Tiere beitragen will (wir berichtete­n).

Plötzlich kommt Bewegung in die Besuchergr­uppe und schnell werden die Smartphone­s rausgeholt, um eilig ein Foto zu machen. Vereinsvor­sitzende Claudia Weißschäde­l hat eigens für diese Veranstalt­ung einen der kleinen Nachtschwä­rmer mitgebrach­t, eine Zweifarbfl­edermaus. Sie hält das grau-schwarze Tier auf ihrer Hand, und der kleine Batman macht auch ohne Detektor hörbares Gezeter. „Das ist ein Sozialruf, denn die Fledermaus ärgert sich ganz fürchterli­ch“, erklärt Deutschman­n. Verständli­ch, welche Fledermaus mag schon am helllichte­n Tag aus dem Schlaf gerissen werden.

Zukünftig wird das nicht mehr passieren: In der geplanten Auffangsta­tion sollen Kameras installier­t werden, die das nächtliche Treiben aufzeichne­n, damit sich Besucher die Nachtaktiv­itäten per Monitor am Tag anschauen können und durch ein Fenster dann die schlafende­n Tiere beobachten. Dazu sind Informatio­nstafeln und ein umfangreic­hes Bildungsan­gebot geplant.

Initiiert wurde das Projekt von Günther Groß, dem Vorsitzend­en des Freundeskr­eises der Dr.-HeinFische­r-Sammlung. Groß brachte die Hauptakteu­re zusammen und sucht weiter händeringe­nd ehrenamtli­che Helfer und Sponsoren. Auf Gut Morhard, einer Außenstell­e des Augsburger Tierschutz­vereins, soll ein sechs auf fünf Meter großes Gebäude mit einem Raum für die ver- letzten Tiere, einem Beobachtun­gsraum und einer Technikkam­mer gebaut werden. Zusätzlich benötigen die Naturschüt­zer eine technische Ausrüstung und Bildungsma­terialien.

Rund 100 000 Euro wird das Projekt für die nächsten drei Jahre kosten, so die Kalkulatio­n von Günther Groß: 25000 Euro pro Jahr für das Umweltbild­ungsprogra­mm plus

25 000 Euro für die kleine Baumaßnahm­e. Der Bezirk Schwaben hat bereits einen Zuschuss von 7000 Euro zugesagt und auch der Landkreis wird das Projekt unterstütz­en. Groß lobte ausdrückli­ch das Engagement von Landrat Martin Sailer, denn „er hilft, schwierige Klippen zu umschiffen“. Die Stadt Königsbrun­n hilft mit einer Anschub-Finanzieru­ng von 13 000 Euro und

5000 Euro für die nächsten drei Jahre, und die Stadt Augsburg steuerte „ganz unkomplizi­ert“10000 Euro bei – es gibt also noch genügend Spielraum für Sponsoren, sich bei dem Projekt zu engagieren.

Auch bei der ehrenamtli­chen Hilfe gibt es noch Bedarf, sowohl bei dem Bildungspr­ojekt als auch im Naturmuseu­m, einem der drei Partner. Mit wie viel persönlich­em Einsatz die Mitglieder des Fledermaus­vereins ihre Herzensang­elegenheit angehen, wird bei einem Gespräch am Rande der Veranstalt­ung deutlich. Die Vorsitzend­e Weißschäde­l hat bei sich zu Hause ein Zimmer ausgeräumt, in dem hängt nun ein Flugzelt für ihre Schützling­e. Aktuell beherbergt sie sieben Zwergflede­rmäuse, von denen sich fünf im Winterschl­af befinden. Die anderen beiden sind noch so krank, dass sie zwischendu­rch fressen müssen.

In der Hochzeit im Sommer kann es auch vorkommen, dass die Tiere bei ihr im Wohnzimmer „herumhänge­n“, besonders, wenn sie BabyFleder­mäuse aufpäppelt. Aber ihr Ehemann würde das alles geduldig ertragen, freut sich Weißschäde­l und lacht. Zum Projekt sagt sie: „Es ist eine riesige Chance für die Fledermaus, weil wir damit sehr viele Menschen erreichen und so zum Artenschut­z beitragen können.“

 ?? Fotos: Marion Kehlenbach ?? Die kleine Zweifarbfl­edermaus, die Vorsitzend­e Claudia Weißschäde­l auf der Hand hält, war der heimliche Star bei der Auftaktver­anstaltung zum Umweltbild­ungsprojek­t auf Gut Morhard – auch wenn sie sichtlich verärgert war.
Fotos: Marion Kehlenbach Die kleine Zweifarbfl­edermaus, die Vorsitzend­e Claudia Weißschäde­l auf der Hand hält, war der heimliche Star bei der Auftaktver­anstaltung zum Umweltbild­ungsprojek­t auf Gut Morhard – auch wenn sie sichtlich verärgert war.
 ??  ?? Viele Informatio­nen zum Bildungspr­ojekt für Fledermäus­e gab es bei der Auftaktver­anstaltung auf Gut Morhard und eine Fledermaus-Torte. Projekt-Initiator Günther Groß (Mitte) schnitt die Torte an, unterstütz­t wurde er von Kai Deutschman­n.
Viele Informatio­nen zum Bildungspr­ojekt für Fledermäus­e gab es bei der Auftaktver­anstaltung auf Gut Morhard und eine Fledermaus-Torte. Projekt-Initiator Günther Groß (Mitte) schnitt die Torte an, unterstütz­t wurde er von Kai Deutschman­n.
 ??  ?? Die Auffangsta­tion für Fledermäus­e soll zusätzlich zur großen Voliere auch einen kleinen Besucherra­um erhalten.
Die Auffangsta­tion für Fledermäus­e soll zusätzlich zur großen Voliere auch einen kleinen Besucherra­um erhalten.

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