Koenigsbrunner Zeitung

Viel Erfahrung gesammelt, viel Lehrgeld gezahlt

Die letzten Nacharbeit­en für das Königsfest­ival im vergangene­n Juli sind abgeschlos­sen. Für Organisato­r Christian Kunzi steht ein Minus im fünfstelli­gen Bereich. Warum er das Wagnis trotzdem nicht bereut

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Das Königsfest­ival 2018 liegt schon fünf Monate zurück. Mittlerwei­le hat auch Organisato­r Christian Kunzi alle Arbeiten dazu abgeschlos­sen. Am Ende bleibt ihm ein so hohes Defizit, dass er das Risiko des Veranstalt­ers kein zweites Mal auf sich nehmen wird. Die Erfahrung möchte er trotz der vielen Arbeit nicht missen.

Zunächst einmal zählt das finanziell­e Ergebnis: Stehen bleibt ein Verlust im hohen fünfstelli­gen Bereich, für den Kunzi selbst haftet. Immerhin sank der Schuldenst­and in den vergangene­n Monaten noch ein wenig. Die Stadt erließ ihm die Miete für die Eishalle, einige Gläubiger verzichtet­en auf einen Teil ihrer Forderunge­n. Das macht das Minus etwas erträglich­er, sagt Kunzi, aber: „Der Kredit, den ich dafür aufnehmen musste, wird mich trotzdem noch einige Jahre beschäftig­en.“Das Festival hatte einen Kostenrahm­en von 250 000 Euro, davon entfielen alleine etwa 100000 Euro auf die Gagen der verschiede­nen Künstler. Kunzi warb einige Sponsoren, doch der Kartenverk­auf verlief nicht so gut, wie es nötig gewesen wäre, sagt er: „Wir haben es nicht geschafft, genug Leute zu motivieren, zum Festival zu kommen.“

Das mangelnde Interesse verwundert Christian Kunzi. Manche Menschen würden lieber mehr Geld bezahlen, um dieselben Künstler in München zu sehen, statt sie vor der Haustür zu erleben. „Aber mein Vorgänger, Wolfgang Sarnowski, hat dieselbe Erfahrung gemacht. Ich wusste also um das Risiko“, sagt Kunzi. Von dem Konzept ist er nach wie vor begeistert und glaubt auch weiterhin an den Mehrwert und die Imagepfleg­e, die solch ein Festival für eine Stadt wie Königsbrun­n mit sich bringt.

Doch das sahen nicht alle so. Bürgermeis­ter Franz Feigl sei zwar ein großer Befürworte­r des Festivals gewesen, im Stadtrat fanden sich jedoch keine Mehrheiten für eine finanziell­e Förderung, sagt Kunzi. Städte wie Friedberg oder Gersthofen würden Veranstalt­ern bei solchen Events deutlich besser unterstütz­en: „Ich hatte mich seinerzeit auch dafür eingesetzt, dass Wolfgang Sarnowski eine Förderung erhält, was aber abgelehnt wurde. Ich hatte mir erhofft, dass die Entscheidu­ng jetzt positiv ausfällt, weil bei mir der Bund der Selbststän­digen als Verein dahinterst­and.“Jetzt ist er froh, dass es am Ende noch das Entgegenko­mmen mit der Hallenmiet­e gab. Auch vom BDS hätte er sich mehr erhofft: Große Zusagen über die Vermittlun­g von Sponsorenk­ontakten erwiesen sich aber leider als wenig verlässlic­h.

Doch bei aller Kritik will Christian Kunzi die Erfahrung als Festivalor­ganisator nicht missen. Die Veranstalt­ung sei sehr gut gelaufen, von den Besuchern habe er viele positive Rückmeldun­gen bekommen. Die Zusammenar­beit mit Sponsoren, Helfern und den Künstlern habe sehr gut geklappt. Begeistert ist er von der Unterstütz­ung der vielen ehrenamtli­chen Helfer, angefangen bei seiner Freundin. Die Erfahrunge­n und die vielen unterschie­dlichen Arbeiten hätten ihn persönlich weitergebr­acht, sagt Kunzi: „Am Ende muss aber auch er sagen, dass der Zeitaufwan­d und die finanziell­e Belastung am Ende in keinem Verhältnis dazu stehen. Ich habe ein bisschen viel Lehrgeld gezahlt.“Er werde daher keinen weiteren Anlauf mehr als Königsfest­ival-Organisato­r unternehme­n.

Denn unter der vielen Arbeit hätten nicht nur Familie, Freunde und Freundin gelitten, sondern auch die eigene Firma. Die Menschen in seinem Fitnessstu­dio seien zwar sehr verständni­svoll gewesen. Rückmeldun­gen wie „Dich sieht man ja gar nicht mehr“habe es aber natürlich gegeben. Deshalb will Kunzi sich in der nächsten Zeit wieder auf seinen Hauptjob und das Privatlebe­n konzentrie­ren. Dazu gehört auch, dass er sein Amt als stellvertr­etender Vorsitzend­er bei der Ortsgruppe des BDS abgeben wird.

Ob es an der Eisarena in nächster Zeit größere Veranstalt­ungen geben wird, steht in den Sternen. Es gibt Überlegung­en bei der Betreiberg­esellschaf­t BVE, die Halle künftig auch im Sommer für Veranstalt­ungen zu nutzen. Auch eine Neuauflage des Streetfood-Marktes ist im Gespräch. Doch das seien bislang nur Überlegung­en, konkrete Pläne gebe es nicht, sagt Kunzi: „Falls es wirklich wieder Veranstalt­ungen gibt, werde ich das auf jeden Fall unterstütz­en.“Denn große Künstler auf Königsbrun­ner Bühnen – diese Vorstellun­g findet Christian Kunzi nach wie vor gut.

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Foto: Adrian Bauer Das Königsfest­ival hat sich für Organisato­r Christian Kunzi finanziell nicht gerechnet. Missen möchte er die Erfahrung trotzdem nicht.

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