Nicht auf Kosten der Kinder
Im Fall der Berliner Waldorfschule, die das Kind eines AfD-Politikers nicht aufnehmen will, lohnt ein Blick in das Grundsatzprogramm der Alternative für Deutschland. Darin finden sich Einstellungen zur Schulpolitik, die mit denen von anderen Parteien und vielen Bildungsträgern nicht deckungsgleich sind. Die AfD stößt sich unter anderem an der „zunehmenden Übernahme der Erziehungsaufgabe durch staatliche Institutionen wie Krippen und Ganztagsschulen“, sie sagt „Nein zu Gender-Mainstreaming und Frühsexualisierung“und spricht sich gegen „Inklusion um jeden Preis“aus.
Die Debatte über diese Ansätze muss geführt werden. Die Bürger können AfD-Politiker bei Auftritten in Rats- und Landtagssitzungen und bei anderen Gelegenheiten danach befragen. Die Parteien sind gefordert, die AfD beim Thema Bildung zu stellen und für Klarheit zu sorgen. Denn Bildung ist in der Tat ein „zentrales Thema für unsere Zukunft“, wie es Kanzlerin Angela Merkel formuliert hat.
Klar ist aber auch, dass die Debatte nicht auf dem Rücken von Kindern ausgetragen werden darf. Das ist mindestens „äußerst problematisch“, wie es Bildungssenatorin Sandra Scheeres formulierte. Nur ungebildete Menschen profilieren sich auf Kosten von Kindern, die sich nicht wehren können. sagte der ausgebildete Förderlehrer auf Anfrage. Kinder würden haftbar gemacht für die politische Haltung ihrer Eltern. „Das geht ja schon in Richtung Sippenhaft. Das geht gar nicht“, kritisierte der Vater von zwei Kindern.
Das Vorgehen der Schule mag moralische Fragen aufwerfen, juristisch scheint der Fall hingegen klar zu sein. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin wies darauf hin, dass das Vorgehen der Schule rechtlich nicht zu beanstanden sei. Bildungssenatorin Sandra Scheeres findet den Vorgang gleichwohl „äußerst problematisch, weil hier ein Kind für das politische Engagement der Eltern verantwortlich gemacht wird“. Sie werde sich „daher den Fall erläutern lassen“, kündigte die SPD-Politikerin an.