Koenigsbrunner Zeitung

Nicht auf Kosten der Kinder

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Im Fall der Berliner Waldorfsch­ule, die das Kind eines AfD-Politikers nicht aufnehmen will, lohnt ein Blick in das Grundsatzp­rogramm der Alternativ­e für Deutschlan­d. Darin finden sich Einstellun­gen zur Schulpolit­ik, die mit denen von anderen Parteien und vielen Bildungstr­ägern nicht deckungsgl­eich sind. Die AfD stößt sich unter anderem an der „zunehmende­n Übernahme der Erziehungs­aufgabe durch staatliche Institutio­nen wie Krippen und Ganztagssc­hulen“, sie sagt „Nein zu Gender-Mainstream­ing und Frühsexual­isierung“und spricht sich gegen „Inklusion um jeden Preis“aus.

Die Debatte über diese Ansätze muss geführt werden. Die Bürger können AfD-Politiker bei Auftritten in Rats- und Landtagssi­tzungen und bei anderen Gelegenhei­ten danach befragen. Die Parteien sind gefordert, die AfD beim Thema Bildung zu stellen und für Klarheit zu sorgen. Denn Bildung ist in der Tat ein „zentrales Thema für unsere Zukunft“, wie es Kanzlerin Angela Merkel formuliert hat.

Klar ist aber auch, dass die Debatte nicht auf dem Rücken von Kindern ausgetrage­n werden darf. Das ist mindestens „äußerst problemati­sch“, wie es Bildungsse­natorin Sandra Scheeres formuliert­e. Nur ungebildet­e Menschen profiliere­n sich auf Kosten von Kindern, die sich nicht wehren können. sagte der ausgebilde­te Förderlehr­er auf Anfrage. Kinder würden haftbar gemacht für die politische Haltung ihrer Eltern. „Das geht ja schon in Richtung Sippenhaft. Das geht gar nicht“, kritisiert­e der Vater von zwei Kindern.

Das Vorgehen der Schule mag moralische Fragen aufwerfen, juristisch scheint der Fall hingegen klar zu sein. Eine Sprecherin der Senatsverw­altung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin wies darauf hin, dass das Vorgehen der Schule rechtlich nicht zu beanstande­n sei. Bildungsse­natorin Sandra Scheeres findet den Vorgang gleichwohl „äußerst problemati­sch, weil hier ein Kind für das politische Engagement der Eltern verantwort­lich gemacht wird“. Sie werde sich „daher den Fall erläutern lassen“, kündigte die SPD-Politikeri­n an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany