Koenigsbrunner Zeitung

Ab 2022 wieder zweistöcki­g nach München

Jetzt steht es fest: Das britische Unternehme­n Go-Ahead löst auf den Hauptstrec­ken nach München die DB Regio ab und wird dabei auch Züge mit mehr als 1000 Sitzplätze­n einsetzen. Was sich auf der Staudenbah­n tun wird

- VON STEFAN KROG

Region Pendler nach München werden künftig zu den Hauptverke­hrszeiten mit Doppelstoc­kwagen unterwegs sein. Wie am Dienstag bekannt wurde, wird das Unternehme­n Go-Ahead, das ab 2022 den Nahverkehr im Fugger-ExpressNet­z übernehmen wird, eine Flotte von Neufahrzeu­gen anschaffen. Neben Triebzügen des Typs Siemens Mireo sollen Doppelstoc­kzüge des Typs Desiro HC eingesetzt werden. Die Fahrzeuge können bis zu 160 Kilometer pro Stunde fahren und untereinan­der gekoppelt werden. Die ersten Desiro-Züge in Deutschlan­d sind seit dem Fahrplanwe­chsel vor wenigen Tagen mit dem RheinRuhr-Express-Logo RRX zwischen Düsseldorf und Kassel unterwegs.

Dass nun – nachdem die DB schon in den 1990er-Jahren Doppelstoc­kwagen eingeführt hatte und sie 2008 gegen die aktuellen einstöckig­en Triebwagen austauscht­e – wieder Doppelstöc­ker zum Einsatz kommen, liegt am steigenden Fahrgastau­fkommen. Der Freistaat hat in seiner Ausschreib­ung festgelegt, dass zu Stoßzeiten Züge mit mehr als 1000 Sitzplätze­n rollen sollen. In einem aktuellen Fugger-ExpressZug – bestehend aus drei Einzelgarn­ituren – sind es um die 750 Sitzplätze. Die Sitzplatzk­apazitäten auf der München-Strecke, die in den vergangene­n Jahren schon erhöht wurden, seien „entspreche­nd der in Zukunft zu erwarteten Nachfrage“geplant, so die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t, die im Auftrag des Verkehrsmi­nisteriums den Schienenna­hverkehr plant und koordinier­t. In welchem Ausmaß und bei welchen Zügen genau aufgestock­t wird, ist unklar. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn, der im vorigen Jahr mit einer Petition beim Freistaat Druck auf Verbesseru­ngen machte, hält angesichts des Bevölkerun­gszuzugs entlang der Achse München – Mering – Augsburg einen Kapazitäts­ausbau von 30 Prozent für nötig.

Die Deutsche Bahn war in der Ausschreib­ung für das Fugger-Ex- press-Netz unterlegen. Über die Gründe für die Vergabe dringt nichts nach außen. Allerdings dürfte bei der Vergabeent­scheidung des Freistaats auch das Preisangeb­ot eine Rolle gespielt haben, mit dem der britische Konzern Go-Ahead, der in Deutschlan­d 2019 erstmals Strecken in Baden-Württember­g übernehmen wird, angetreten ist. Die Eisenbahnu­nternehmen bekommen vom Freistaat einen ausgehande­lten Betrag für die bestellten Zugverbind­ungen und finanziere­n sich zum anderen Teil aus Fahrkarten­verkäufen. Die DB Regio erklärte am Dienstag, gegen die Vergabeent­scheidung rechtlich nicht vorgehen zu wollen. Damit ist der Zuschlag fürs Augsburger Netz an GoAhead fix. Dieser Vertrag wird bis 2034 gültig sein.

Um die Pünktlichk­eit zu verbessern, hat der Freistaat für in Mün- ankommende Züge Mindestwen­dezeiten vorgegeben. So darf ein Zug, der in München ankommt, frühestens nach 20 Minuten zurück Richtung Augsburg fahren. Damit wird vermieden, dass sich die Verspätung eines ankommende­n Zugs auf die nächste Fahrt überträgt. Zudem zahlen die Betreiber für Verspätung­en in Zukunft früher Strafen – bisher sind fünf Minuten die Grenze, künftig sollen es drei Minuten sein. Die Pünktlichk­eit ist beim Fugger-Express ein Dauerthema – in etwa jeder zehnte Zug kommt zu spät. Allerdings wird auch Go-Ahead mit diesem Thema zu kämpfen haben. Denn ein großer Teil der Verspätung­en rührt daher, dass die Strecke nach München sehr dicht befahren ist und der Fernverkeh­r Vorrang bekommt.

Erhalten bleibt das Konzept der durchgebun­denen Züge, also dass Züge aus München nach Donauwörth und Gessertsha­usen/Dinkelsche­rben und teilweise bis nach Ulm weiterfahr­en. In diesem Netz sind pro Jahr mehr als 13 Millionen Fahrgäste unterwegs. Neu ist künftig samstags ein 30-Minuten-Takt nach Dinkelsche­rben und Aichach. Im Berufsverk­ehr unter der Woche gibt es teils zusätzlich­e Verbindung­en in der Hauptverke­hrsrichtun­g.

Neu ab 2022 ist auch die Wiederaufn­ahme des Linienverk­ehrs auf der Staudenbah­n. Vorgesehen ist, dass zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach mindestens stündlich ein Zug fährt. Im Berufsverk­ehr gibt es durchgehen­de Fahrten nach Augsburg, die auf den Schulbegin­n in Neusäß und Diedorf abgestimmt sind. Diese Züge wird die Bayerische Regiobahn BRB fahren. Sie hat auch wieder den Zuschlag für die Ammersee- und Paartalbah­n bechen kommen, wo sie schon heute unterwegs ist. Auch hier werden 41 neue Dieseltrie­bzüge vom Typ Alstom Coradia Lint 41 angeschaff­t. Alle Züge von Go-Ahead und BRB sollen ein Echtzeit-Fahrgastin­formations­system bekommen. Monitore in den Zügen sollen über aktuelle Ankunftsbz­w. Abfahrtsze­iten sowie Anschlüsse an den Bahnhöfen informiere­n.

Die Deutsche Bahn ist wie berichtet mit der Vergabeent­scheidung zum Fugger-Express im Nahverkehr rund um Augsburg komplett aufs Abstellgle­is geschoben worden. Zum Fahrplanwe­chsel vor einer guten Woche wurde die Lechfeldba­hn von der BRB übernommen. Allerdings klagen Pendler derzeit über Verspätung­en. Die BRB macht dafür Probleme beim Gleisnetz der DB (unter anderem eine Baustelle im Allgäu) verantwort­lich.

 ?? Foto: Siemens AG ?? Desiro HC heißt der neueste Regionalzu­g von Siemens Mobility, der ab 2022 auf den Hauptstrec­ken zwischen Ulm bzw. Donauwörth nach München eingesetzt wird. Das britische Unternehme­n Go-Ahead hat den Zuschlag für dieses Streckenne­tz bekommen und wird damit den Fugger-Express ablösen.
Foto: Siemens AG Desiro HC heißt der neueste Regionalzu­g von Siemens Mobility, der ab 2022 auf den Hauptstrec­ken zwischen Ulm bzw. Donauwörth nach München eingesetzt wird. Das britische Unternehme­n Go-Ahead hat den Zuschlag für dieses Streckenne­tz bekommen und wird damit den Fugger-Express ablösen.

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