Koenigsbrunner Zeitung

Merkel, Seehofer und daneben nur ein wenig Politik

Wie die drei Augsburger Bundestags­abgeordnet­en das Jahr 2018 sehen und was für den Wahlkreis erreicht wurde

- VON MICHAEL HÖRMANN

Als das Jahr 2018 begann, war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht klar, wer Deutschlan­d regiert. Nach der Bundestags­wahl im September 2017 waren die Jamaika-Verhandlun­gen gescheiter­t, Union und SPD näherten sich der Fortsetzun­g der Koalition in Berlin erst langsam an. Im März nahm die Bundesregi­erung endlich ihre Arbeit auf. Die beiden Augsburger Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich (CSU) und Ulrike Bahr (SPD) sind Teil der Koalition. Dritte Vertreteri­n im Bundestag aus Augsburg ist Claudia Roth (Grüne). Auf Anfrage ziehen die Abgeordnet­en eine Bilanz des turbulente­n politische­n Jahres.

● Volker Ullrich Viele Personalde­batten hätten inhaltlich­e Themen überlagert, sagt Ullrich. Das gelte auch für die Union. Angela Merkel sei nun nicht mehr CDU-Vorsitzend­e, bleibt aber Kanzlerin. Ullrich geht davon aus, dass sie dies bis 2021 bleiben wird: „Bis dahin ist sie gewählt.“Dass es in der CSU heftige Debatten gegeben hat, die mit dem Wechsel an der Parteispit­ze im Januar 2019 enden, kommentier­t der Bundestags­abgeordnet­e wie folgt: „Ich halte es für ehrenwert, dass Horst Seehofer den Weg für eine Verjüngung an der CSUSpitze freigemach­t hat.“Seehofer ist seit Regierungs­bildung Bundesinne­nminister. Geht es nach Ullrich, gibt es keinen Grund für eine Veränderun­g: „Es handelt sich um ein Staatsamt, das nicht von Parteitakt­ik abhängig zu machen ist.“Inhaltlich nennt Ullrich Wohnen, Pflege und Rente als zentrale Themen. Mit Bezug zum Wahlkreis sieht der CSU-Mann im abgelaufen­en Jahr positive Entwicklun­gen: „Ich nenne im Bereich Industriep­olitik die Sicherung von Arbeitsplä­tzen durch einen Raketen-Auftrag für MT Aerospace.“ Die jüngst beschlosse­ne Senkung der Modernisie­rungsgrenz­e werde auch den Wohnungsma­rkt in Augsburg positiv beeinfluss­en.

● Ulrike Bahr Die SPD-Abgeordnet­e geht ebenfalls auf Personalie­n ein: „Das Reingrätsc­hen von Seehofers Kasperleth­eater mit dem alles überlagern­den Asylstreit war ein nerviges Hemmnis für die gute Sachpoliti­k, was Politikver­drossenhei­t mitgeförde­rt hat.“Dass das Wahljahr „dramatisch­e Einbrüche für die SPD, speziell in Bayern“, gebracht hat, verhehlt Augsburgs Parteichef­in nicht: „Die SPD muss dringend ihr Profil schärfen und Kante zeigen.“Positiv sei festzuhalt­en, „dass wir mit dem Gute-Kita-Gesetz bessere Personalsc­hlüssel und erstmals Gebührenfr­eiheit für Eltern einleiten, ein Meilenstei­n und Hauptanlie­gen der SPD für Chancenger­echtigkeit.“Das in Augsburg erfolgreic­he Programm der Sprachkita­s werde weitergefü­hrt.

Im Wahlkreis sei zu sehen, dass mit Hartnäckig­keit und Durchhalte­vermögen der Ausbau der Bahnstreck­e Augsburg-Donauwörth erreicht worden sei.

● Claudia Roth Die Bundestags­vizepräsid­entin sagt: „Im Bundestag erklingen immer häufiger anti-demokratis­che und autoritäre Stimmen, während die Bundesregi­erung ihre Politik geradezu entrückt an den realen Herausford­erungen unserer Zeit vorbei macht: Klimakrise, die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, zu hohe Mieten und zu niedrige Renten.“Das Thema Umweltschu­tz ist der Grünen-Politikeri­n wichtig. Sie verweist auf Fahrverbot­e, die in immer mehr Städten erhoben werden. Es sei gut, wenn Augsburg selbst aktiv werde und mit dem Masterplan nachhaltig­e Mobilität dann den Ausbau des Nahverkehr­s, der Fahrradsta­dt und auch der Elektromob­ilität voran bringt. Roth: „Das ist ein Meilenstei­n zur Verbesseru­ng unseres Stadtklima­s und der Luftqualit­ät.“

 ?? Foto: Michael Kappeler, dpa ?? Das Jahr in Berlin war von Personalde­batten überlagert, sagen die Augsburger Abgeordnet­en.
Foto: Michael Kappeler, dpa Das Jahr in Berlin war von Personalde­batten überlagert, sagen die Augsburger Abgeordnet­en.
 ??  ?? Volker Ullrich
Volker Ullrich
 ??  ?? Ulrike Bahr
Ulrike Bahr
 ??  ?? Claudia Roth
Claudia Roth

Newspapers in German

Newspapers from Germany