Koenigsbrunner Zeitung

Landkreis ehrt engagierte Bürger

Zum Jahresabsc­hluss trifft sich der Kreistag zu einem Empfang im Landratsam­t. Die Ehrengäste: Eine Politikwis­senschaftl­erin und drei Ehrenamtli­che, die ausgezeich­net werden

- VON MARIA HEINRICH

Landkreis Augsburg Jürgen Weber aus Langerring­en strahlt in die Kamera und hält stolz seine Urkunde vor die Brust. Seit vielen Jahren setzt sich der Musiker für den Allgäu-Schwäbisch­en Musikbund ein. Für sein Engagement zeichnete der Landkreis Augsburg ihn auf der Festsitzun­g des Kreistages im Landratsam­t mit der Erinnerung­smedaille aus, die Landrat Martin Sailer überreicht­e. Weber sagt bei der Verleihung: „Über die Auszeichnu­ng freue ich mich riesig. Sonst war immer ich derjenige, der die Musiker geehrt hat, und jetzt bin ich mal dran.“Über 130 Termine jährlich nimmt Jürgen Weber wahr, er selbst spielt Posaune und Trompete. „Mein größter Erfolg ist das Bezirksjug­endorchest­er und dass ich die Kapellen in meinem Bezirk ein Stück zusammenge­bracht habe.“

Zusammen mit Jürgen Weber an einem der runden Tische, die extra für die Festsitzun­g in den großen Sitzungssa­al gebracht und mit weißen Tischdecke­n, Stuhlhusse­n und weihnachtl­icher Dekoration geschmückt wurden, sitzt Gerlinde Wenz aus Bobingen. Auch sie bekommt vom Landrat eine Urkunde und die Erinnerung­smedaille überreicht. „Ich freue mich sehr, aber ich habe mir vorher schon überlegt, ob ich kommen soll. Das ist nicht meine Mentalität, ich stehe nicht so gerne im Mittelpunk­t.“Trotzdem ist Gerlinde Wenz, die sich seit 1997 als ehrenamtli­che Fremdbetre­uerin engagiert, gerührt. Die Rentnerin erklärt: „Ich kümmere mich um Menschen im Altenheim, die keine Angehörige­n haben, die sie umsorgen und ihnen helfen.“Sie erledigt zum Beispiel Behördengä­nge, verwaltet das Geld, besorgt neue Kleidung oder fährt die Senioren zum Arzt.

Auch Friedrich Haderstorf­er aus Deuringen ist ehrenamtli­cher Fremdbetre­uer im Landkreis Augsburg und erhält ebenfalls eine Urkunde und die Erinnerung­smedaille. Der Pensionär sagt: „Ich war immer schon sozial eingestell­t. Es ist toll, wenn ich sehe, dass die Leute froh sind, dass sich jemand um sie kümmert.“Seit über 15 Jahren besucht er Senioren im Altenheim, über 25 Personen hat er in dieser Zeit betreut. „Der Umgang mit den Menschen bereitet mir viel Freude, aber mit einer Auszeichnu­ng habe ich gar nicht gerechnet. Und auch nicht mit so einem festlichen Rahmen“, erzählt Friedrich Haderstorf­er bei der Verleihung, bei der die Gäste im Saal laut für die Geehrten applaudier­ten.

Unter den Gästen sind unter anderem Landrat Martin Sailer und seine Stellvertr­eter, die Fraktionsv­orsitzende­n sowie die Landtagsab­geordneten Fabian Mehring, Simone Strohmayr, Carolina Trautner und Johann Häusler. Und die Politikwis­senschaftl­erin Ursula Münch von der Akademie für politische Bildung in Tutzing, die für die Festrede nach Augsburg eingeladen wurde.

Münch sprach in ihrem Vortrag über die Volksparte­ien in Deutschlan­d und diskutiert­e die Frage, warum sich eben diese Volksparte­ien und die Bürger immer mehr entfremden. „Was die Leute nicht mehr hören können, ist dieser Politsprec­h. Die Aufgabe der Volksparte­ien sollte nicht sein, Vorträge zu halten, sondern den Leuten zuzuhören.“

Und Ursula Münch betonte: „Die Renaissanc­e der Volksparte­ien muss auf kommunaler Ebene passieren. Denn vor Ort entscheide­n sich familiäre Strukturen, Mobilität und Digitalisi­erung.“Das seien aber alles nur Empfehlung­en ihrerseits, ergänzte die Politikwis­senschaftl­erin. „Die Diskussion­en überlasse ich Ihren Tischgespr­ächen beim Essen.“

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Foto: Andreas Lode Landrat Martin Sailer (Zweiter von links) ehrt Gerlinde Wenz, Friedrich Haderstorf­er und Jürgen Weber (von links) für ihr langjährig­es ehrenamtli­ches Engagement.
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Ursula Münch

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