Koenigsbrunner Zeitung

Störfeuer aus Übersee

Karl-theodor zu Guttenberg meldet sich aus dem politische­n Exil und attackiert den designiert­en Csu-vorsitzend­en Markus Söder. Wem nützt das?

- Gregor Peter Schmitz

Man kann sich die Sätze auf der Zunge zergehen lassen, und so das Gift schmecken, das sie enthalten. „An das Format eines Franz Josef Strauß oder Theo Waigel reicht er bislang nicht heran. Das muss er aber, wenn er die CSU nicht zu einer Regionalpa­rtei machen will“, lauten zwei dieser Sätze, die Karl-theodor zu Guttenberg, 47, Csu-hoffnung im politische­n Exil, gerade über den designiert­en Csu-vorsitzend­en Markus Söder zu Protokoll gegeben hat. „Ein neuer Vorsitzend­er muss auch die nationale und internatio­nale Dimension des Themas erkennen“, lautet ein weiterer, mit Bezug auf Söders Positionen zur Migration.

Autsch, denkt man beim Lesen der Wortmeldun­g aus Übersee just einen Tag, nachdem besagter Herr Söder einstimmig für den Vorsitz nominiert wurde. Doch auch ein „Oha“schleicht sich ein, denn problemlos ließe sich jeder der Sätze um den Zusatz ergänzen: „Ich hingegen traue mir das zu.“

Dass der Freiherr (kurz: KTG) großes Vertrauen in seine eigenen strategisc­hen Gaben und gerade sein außenpolit­isches Wissen hat, ist bekannt. So offen hat er dies mit Blick auf seine Partei aber lange nicht mehr zur Schau gestellt. Normalerwe­ise beschränkt sich Guttenberg darauf, auf Podien oder Konferenze­n die Welt zu erklären – wobei sich Zuhörer danach häufiger beim Gedanken ertappen, ob sie diese Gedanken nicht schon mal irgendwo gehört haben.

Es stellt sich also nach dieser Wortmeldun­g die Frage: Cui bono? Wem nützt es? Wie Guttenberg im gleichen Interview den scheidende­n CSU-CHEF Horst Seehofer verteidigt, der ihn immer mal wieder als Söder-verhindere­r ins Spiel brachte, lässt Absprachen vermuten. Auch Manfred Weber, der nun Eu-kommission­spräsident werden möchte, aber das doch eigentlich viel schönere Amt des Csu-chefs ausgeschlo­ssen hat, kommt in Guttenberg­s Weltsicht gut weg. Aber vielleicht geht es Guttenberg vielmehr um: Guttenberg. Zwar kokettiert der Plagiatssü­nder gerne damit, wie wohl er sich in den USA fühlt, wo er seit Jahren in einem herrlichen Anwesen nahe New York lebt. Als Tech-visionär hat er sich neu erfunden, er taucht auch bei offizielle­n Terminen gerne im coolen Gründer-look auf. Wie gut aber etwa die Beratungsf­irma Spitzberg Partners floriert – benannt nach einem Berg in Guttenberg­s einstigem bayerische­n Wahlkreis –, darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Und dass KTG die deutsche Politik immer noch aufmerksam verfolgt, zeigte schon seine kurze Rückkehr in den Csubundest­agswahlkam­pf voriges Jahr.

In der Bevölkerun­g genießt der Freiherr immer noch viel Rückhalt, die Doktorarbe­its-schummelei (manche sagen: Betrug) wirkt vielen wie eine Jugendsünd­e. Allerdings hatte auch ein Friedrich Merz viele Fans, aber im Parteikamp­f unterlag er. Der Söder-flügel hungert gewiss nicht nach einem Comeback von KTG. Und der würde wohl, ähnlich wie Merz, gebeten werden wollen. Zutrauen tut er sich, auch da gibt es eine Parallele zu Merz, aber alles.

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Foto: dpa

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