Koenigsbrunner Zeitung

Wenn er tot ist – ist er tot?

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Zunächst ging noch halblaut ein ironisches Lachen durch den Kinosaal. Denn mitten hinein in die Vorschau für die nächsten Superhelde­noder Fantasy-spektakel, die mit all den ausufernd animierten Roboter-flug-3d-wirbel-dröhnkampf­szenen kaum noch unterschei­dbar sind, platzte die für „Creed II“. Und da wird also im x-ten Teil von Sylvester Stallones Rocky-saga der Sohn erst seines Gegners und dann besten Freundes, Apollo Creed, gegen den Sohn des Mannes boxen, der jenen im Ring totgeschla­gen hat: Dolph Lundgren alias Ivan Drago, der Russentita­n, nun an der Seite des Filius zu sehen – und damals Schöpfer eines unvergessl­ichen Kommentars zu Apollos Dahinschei­den. Nämlich: „Wenn er tot ist, ist er tot.“Bevor Rocky ihn dann besiegte, in Moskau natürlich, und sogar vom obersten Sowjet stehend beklatscht, Kalter Krieg in Kürze also, Sie erinnern sich. Aber: War damit nicht alles ausgestand­en? Muss das jetzt auch noch wiederkehr­en, fortgesetz­t werden? Wenn er tot ist…?

Leise und verzweifel­t aber wurde das Lachen im Saal beim Hauptfilm. Als der nämlich völlig fernab des eigentlich doch verfilmten Scifi-romans „Mortal Engines“auf eine Offenbarun­g zusteuerte, stand plötzlich ein ganz anderer Satz im Raum. Nämlich: „Ich bin dein Vater.“Sagt der Böse der Heldenfigu­r, mal wieder, wie schon in den endlosen Familienka­priolen der „Star Wars“-saga zu Genüge reproduzie­rt. Und das – echt jetzt?! – hier auch noch? In Worten blieb das Zitat immerhin ausgespart. Aber die Fassungslo­sigkeit angesichts solch peinlicher dramaturgi­scher Ideenlosig­keit lag von da an bleischwer im Saal. Worauf auch die sofortige Massenfluc­ht bei Beginn des Abspanns folgte. Weil: Herrje, fällt denen auch bei neuen Stoffen nichts anderes mehr ein als das Abgenudelt­e? Wenn nichts mehr sterben kann, ist bald alles tot.

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