Mann lobt Übernachtung in der Ausnüchterungszelle
Bei Google bekommt die Augsburger Polizei gute Noten. Warum sie auch vom Restaurant nebenan profitiert
Die Polizei hat bei den Menschen einen guten Ruf. Das belegen Umfragen immer wieder. Auch im Internet, wo man heutzutage ja alles bewerten kann, schneidet die Polizei ziemlich gut ab. Das Augsburger Polizeipräsidium bekommt von Nutzern der Suchmaschine Google immerhin 4,2 von fünf möglichen Sternen. Einer lobt sogar in den höchsten Tönen eine unfreiwillige Übernachtung in einer Arrestzelle. Sein Fazit: „Nettes Personal und gepflegte, gemütliche Stube.“
Der Nutzer bewertet das Gebäude des Polizeipräsidiums als „wunderschön“und lobt ausdrücklich die zwei „netten Herren“, die ihn zu seinem Zimmer begleitet hätten. Er vergibt volle fünf Sterne. Auch mit dem Frühstück war er zufrieden. Obwohl das im Polizeiarrest eher karg ausfällt – es gibt üblicherweise Marmeladenbrot und Tee. Ob er es wirklich ernst meint? In den Arrestzellen der Polizei werden Betrunkene zur Ausnüchterung untergebracht und Straftäter, die gerade erst festgenommen worden sind. Allerdings: Allein die Besucher der Polizei sind es nicht, die das Präsidium so positiv bewerten. Die Polizei profitiert offenkundig auch von einem direkten Nachbarn. Ein Indiz dafür sind Bewertungen, die überhaupt nicht zur Polizei passen. Ein Nutzer schreibt: „Lecker Essen. Allerdings war das Salat-dressing leicht sauer. Sonst alles super.“Ein anderer Kommentar lautet: „Laut Hörensagen eine schnelle Bedienung, nette Leute und leckeres Essen!“. Ein Nutzer lobt das Essen und betont: „Immer wieder gerne.“
Wie kommt das zustande? Es geht bei diesem Lob offenbar nicht um die Qualität der Speisen in der Polizeikantine. Die Spur führt in das Restaurant „La Commedia“auf der anderen Straßenseite. Wer auf seinem Mobiltelefon die Ortungsfunktion entsprechend aktiviert hat, der wird regelmäßig von Google aufgefordert, die Orte, die er gerade besucht, zu bewerten. Offensichtlich ist die Ortung aber nicht in allen Fällen so exakt, dass Google genau feststellen kann, ob man gerade bei der Polizei sitzt oder in dem italienischen Restaurant einkehrt. Und so kommt es dann offenbar zu den fremden Federn, mit denen sich die Augsburger Polizei schmücken kann. Dass die Polizei bei Google so gut bewertet wird, wussten die Verantwortlichen im Präsidium bisher selbst nicht. Sie sind per Zufall darauf gestoßen, weil sie sich auf der Suche nach einem alten Medienbericht gegoogelt haben.
Über den Kurznachrichtendienst Twitter hat sich die Augsburger Polizei jetzt bei dem unbekannten Gast der Arrestzelle für das Lob bedankt. Bezahlen muss er übrigens schon für die Nacht in der Ausnüchterungszelle. Die Gebühr liegt bei 60 Euro. Wird die Zelle besonders stark verschmutzt, dann werden noch einmal 19 Euro draufgeschlagen.