Koenigsbrunner Zeitung

Die Frau von Welt blieb eine Schwabmünc­hnerin

Die frühere Heimatverl­egerin Liselotte Foster ist im 91. Lebensjahr verstorben

- VON PITT SCHURIAN

Schwabmünc­hen Ihre Freunde im Augsburger Land und in Schwaben schätzten den Kontakt zu der Frau von Welt, auch wenn sie zuletzt nur selten in Schwabmünc­hen anzutreffe­n war. Nun trauern sie um Liselotte Foster. Die frühere Heimatverl­egerin dieser Zeitung ist am vergangene­n Sonntag am Chiemsee im 91. Lebensjahr verstorben. Das gab ihre Familie bekannt.

Schon seit ihrer Jugend war Liselotte Foster viel unterwegs. Viele kennen sie hier als langjährig­e Heimatverl­egerin, manche erinnern sich noch an viel frühere Jahre mit ihr, als sie hier ihre Kindheit und frühe Jugend verbrachte. Oder sie schätzen sie ob ihrer literarisc­hen Zeugnisse weltpoliti­schen Geschehens, welche sie in zwei Büchern am Beispiel einzelner Schicksale sehr anschaulic­h machte.

Bereits die Zeit des Nationalso­zialismus und der Kriegsjahr­e bis 1945 haben sich bei ihr nachdrückl­ich eingebrann­t. 2014 erschien ihr Buch „Oft erschreckt mich Abendrot“. Es schildert am eigenen Beispiel die Zeit ihrer Generation zwischen Hakenkreuz und erster Liebe, die Irrungen und Wirrungen, das Leiden und die einfachen Freuden ihrer Generation. Als „eine ehrliche und anrührende Antwort für die, die fragen wollen“, bezeichnet­e die Augsburger Allgemeine damals das Werk.

Bei Kriegsende war Liselotte Foster 17 Jahre alt. Das Zeitungswe­sen hatte sie bereits im Elternhaus kennengele­rnt. Der väterliche Verlag von Josef Oberländer und Curt Frenzel von der Schwäbisch­en

Landeszeit­ung schlossen später einen Partnersch­aftsvertra­g. Seit November 1955 heißt die Heimatzeit­ung nun Schwabmünc­hner Allgemeine. Liselotte Foster studierte bereits ab 1950 Journalism­us in den USA an der School of Journalism in Columbia, Missouri. Dort hat sie geheiratet, war dann mit ihrem Mann in Wiesbaden als Journalist­in tätig, später wieder eine Weile in Schwabmünc­hen, danach hat sie mit ihrem zweiten amerikanis­chen Ehemann für mehrere Jahre in Äthiopien und in Vietnam gelebt. Auf einer Schiffsrei­se zurück von Singapur lernte sie ihren „Tom“kennen und ist mit ihm nach Südafrika ausgewande­rt. Eine kurze Zeit in Durban, dann ging es ab nach Malawi. Er arbeitete als Kapitän auf dem Lake Malawi. Schließlic­h betrieb das Ehepaar eine Teeplantag­e.

Die Welt auf dem afrikanisc­hen Kontinent, in die der Leser ihres 2002 erschienen Buches „Red Store Street“hineintauc­ht, ist ihr also sehr vertraut. Denn Liselotte Foster hat 14 Jahre in Zentralost­afrika gelebt. Erlebnisre­iche Jahre waren dies, bis die Zeit gekommen war, die Leitung des elterliche­n Heimatverl­ags in Schwabmünc­hen zu übernehmen; und die Töchter mussten in die Schule nach England.

So kam es 1978 zur Rückkehr nach Europa. Schwabmünc­hen und seiner Heimatzeit­ung galten von da an Herz und Seele. „Bürgernah auf dem Nachrichte­nmarkt tätig sein und zu produziere­n“, war eines ihrer Ziele. Geschäftli­cher Erfolg gehörte dazu, jedoch auch stets der liebevolle Blick auf die Menschen um sie herum. Eine engagierte Frau ist sie auch seit 2001, als sie mit 71 Jahren den Schwabmünc­hner Verlag dem bisherigen Partner in Augsburg übertrug.

Nie hat sie aufgehört, sich für die Welt zu interessie­ren, eigene Anschauung durch Reisen gehören dazu. Lange Zeit war sie jährlich in Indien oder im Fernen Osten, die Reiselust hat sie nie ganz aufgegeben. Zuletzt lebte Liselotte Foster die meiste Zeit am Chiemsee, wo eine Tochter mit Mann und Enkelkind wohnt. Sie umsorgten sie auch, seit sie vor zwei Jahren einen schweren Herzinfark­t erlitt, und von folgenden Komplikati­onen geschwächt war.

Die Urnenbeise­tzung findet am Freitag, 21. Dezember, um 10 Uhr am Friedhof in Schwabmünc­hen statt.

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Archivfoto: Reinhold Radloff Liselotte Foster, die frühere Heimatverl­egerin, ist am Sonntag mit 91 Jahren verstorben.

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