Die Sperre ist weg, die Leere bleibt (vorerst)
Der Königsbrunner Stadtrat hat entschieden, die Veränderungssperre für das Hin&mit-hochhaus an der Hunnenstraße aufzuheben. Konkrete Interessenten hat der Besitzer bislang aber nur für zwei Obergeschosse
Königsbrunn Vor dem Hintergrund des grauen Himmels wirken die Farben der Namensschilder des ehemaligen Hin&mit-möbelhauses noch greller als sonst. Ebenso die der Graffiti-malereien an den Seiten. Geändert hat sich an diesem Zustand seit Jahren nichts, sieht man von ein paar neuen Sprayerwerken ab. Doch theoretisch könnte in das Haus bald wieder Leben einziehen. Der Stadtrat hat entschieden, die seit zwei Jahren gültige Veränderungssperre nicht zu verlängern. Sie läuft am Donnerstag aus.
Im Dezember 2016 hatten die Königsbrunner Stadträte beschlossen, für das Areal eine Veränderungssperre zu verhängen. Sie wollten sicherstellen, dass die Entwicklungen an der Hunnenstraße nicht das behindern, was einmal im neuen Zentrum entstehen soll. Genehmigt wurden der Saller-gruppe, der Immobilienfirma aus Weimar, der das Areal gehört, zwischenzeitlich der Abriss des alten Parkdecks und eine Neugestaltung der Parkplätze. Das Parkhaus ist seit Sommer weg.
Mit greifbaren Ideen für die Nachnutzung des Hin&mit-hauses könnte die Firma lange nicht dienen, sagt Bürgermeister Franz Feigl (CSU): „Wir haben immer wieder nachgefragt, ob es etwas Neues gibt, ob man konkrete Nutzungen, Maßnahmen oder Mieter nennen kann.“Einmal sei ein Bauantrag eingereicht worden. Dieser habe allerdings so viele „zum Beispiel“enthalten, dass das dem Bauausschuss zu wenig war. Man versagte das gemeindliche Einvernehmen. Der Investor habe zwar Klage erhoben, diese aber wieder zurückgenommen, sagte Feigl.
Seit November gibt es zumindest etwas mehr Klarheit, was sich die Immobilienfirma für das Haus vorstellt. Im dritten Obergeschoß soll ein Fitnessstudio einziehen, darunter sollen kleinere Dienstleister Büros bekommen. Geschäfte sollen nur im Erdgeschoß einziehen. Konkrete Mieter hierfür wurden bislang aber nicht genannt. „Das ist immer noch durchwachsen, aber besser als der erste Bauantrag“, sagte Franz Feigl. Angesichts der langen Suche bisher sei es eher zweifelhaft, dass sich schnell ein Interessent findet.
Er warb für den Vorschlag der Verwaltung, die Veränderungssperre um ein Jahr zu verlängern und die Ergebnisse des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek) abzuwarten, das auch die Verkaufsflächen und Sortimente in der ganzen Stadt bewertet. Das Isek sei ein guter Baustein für das Konzept, wie mit dem Handel im Stadtgebiet umzugehen sei, sagte Feigl. Gleichzeitig könne man mit der Immobilienfirma im Gespräch bleiben und reagieren, wenn Anfragen vorliegen.
Csu-fraktionschef Alexander Leupolz setzte sich dagegen für ein Ende der Veränderungssperre ein und warb dafür, einen städtebaulichen Vertrag mit der Firma zu schließen, um der Stadt ein Mitspracherecht zu sichern. Die Entwicklung im Norden werde kaum großen Einfluss auf das Zentrum haben: „Zudem wird hier in den nächsten fünf Jahren kein Bürger etwas einkaufen können.“Der Investor habe endlich konkretere Konzepte vorgebracht, man könne nicht erwarten, dass im Bauantrag alle Firmen einzeln genannt würden. Peter Sommer (BBK) sagte, das Ende der Sperre sei auch ein Signal an andere Investoren, dass in Königsbrunn etwas entwickelt werden könne.
SPD und Grüne warben für die Beschlussvorlage der Stadt. In zwei Jahren seien von dem Investor keine Ergebnisse gekommen, sagte Alwin Jung (Grüne). Man selbst habe Ideen fürs Stadtzentrum entwickelt, dazu kämen nun die Isek-ergebnis- se. Darauf lohne es sich zu warten. Würde man die Veränderungssperre jetzt nicht verlängern, seien die zwei Jahre zuvor verlorene Zeit gewesen. Florian Kubsch (SPD) kritisierte, dass das Rathaus die Stadträte in eine missliche Lage gebracht habe, weil viel versprochen, aber wenig gehalten wurde: „Wir wissen nicht, was zentrumsrelevanter Handel ist, wir wissen nicht, was wir auf der Rathauswiese haben wollen und ein Verkehrskonzept haben wir auch nicht.“An der Sachlage bei der Sperre habe sich nichts geändert. Sie sei vor zwei Jahren richtig gewesen und sei es jetzt immer noch, um nicht jeden Einfluss auf das Projekt zu verlieren. Letztlich stimmten nur die Vertreter von SPD, Grünen und Freie-wähler-stadtrat Helmut Schuler für die Verlängerung. Gespräche über einen städtebaulichen Vertrag sollen in den nächsten Wochen geführt werden.