Bleiben oder gehen?
Matthias Wolff und Sabine Olbing überzeugen mit jazzig-erotischem Duett. Was in Graben noch geboten war
Zu „Swinging Christmas“und Weihnachtsgeschichten waren rund 130 Gäste in die Gräbinger Bücherei geströmt. Die Bistro-tische vor der Bühne und oben auf der Galerie waren voll besetzt, was dem Bistroflair in weihnachtlicher Atmosphäre aber keinen Abbruch tat.
Zur letzten Veranstaltung im ausklingenden Jahr hatten die Organisatoren von Kulturpur Lechfeld die Vorleserin Anna Biedermann und die hochkarätigen musikalischen Stimmen von Sabine Olbing und Matthias Wolff auf die Bühne gebracht. Das A’n’d-sharp-trio mit Vicky Konrad an der Gitarre, Wolfi Weber an der Trompete und Andreas Scharf, den Kontrabass im Arm, unterstützt von Special Guest Hebbe Heim am Schlagzeug, lieferte die Jazzklänge dazu.
Dass es keine besinnliche Weihnachtsveranstaltung im konservativen Stil werde, erahnte das Publikum sofort, als Vorleserin Biedermann, auf der Galerietreppe sitzend, die Veranstaltung mit Loriots makaber-witzigem blutgetränkten Adventsgedicht vom zerteilten und in Geschenkpackungen an den Nikolaus entsorgten Förster eröffnete. Songklassiker der Weihnachtszeit, wie „Blue Christmas“oder „Sleigh Ride“– von Matthias Wolff beziehungsweise Sabine Olbing jazzig interpretiert – leiteten den ersten Teil des Abends ein.
Moderator Andreas Scharf schaffte es wieder einmal, flachsend die Songtexte zu resümieren und den Gästen Interpretationshilfen für die einfach gestrickten englischen Texte zu geben. Biedermann bescherte dann dem Publikum das Weihnachtsabenteuer „Die Diebe, die niesen mussten“von Thomas Hardy, eine Lesung in zwei Teilen, die durch „Santa Claus Is Coming to Town“und „Merry Christmas Baby“zusammengehalten wurden.
Vor der Pause rang Matthias Wolff mit Sabine Olbing in dem zauberhaften jazzig-erotischen Duett „Baby It’s Cold Outside“um „Bleiben oder gehen“und konnte hier Sabine Olbing zum Bleiben und zu einem weiteren Drink überzeugen. Weiter ging es mit „Tante Melittas Weihnachtsparty“nach dem geflügelten Wort „Früher war mehr Bescherung“, eine Geschichte, die die Zuhörer in die witzig-skurrile Atmosphäre von Weihnachtsritualen im trauten Familienkreis versetzt. Ephraim Kishons „Vertrauen gegen Vertrauen“erheiterte das Publikum dann noch durch einen satirischen Blick auf den Austausch von Weihnachtsgeschenken in einer Paarbeziehung. „Santa Baby“, „Jingle Bells“, „Rudolph the Red-nosed Reindeer“und „Winter Wonderland“brachten das Publikum wieder in Weihnachtsstimmung, und ein jazziges „White Christmas“rundete den Reigen ab. Mit dem humorvollen Gedicht „Feiertage“von Hans-dieter Hüsch setzte Andreas Scharf einen heiteren Kontrapunkt zur weihnachtlichen Idylle und bereitete das Publikum auf den familiären Weihnachtsstress vor.