Koenigsbrunner Zeitung

Der beste Joker der Bundesliga-Geschichte

Obwohl er selten spielt, führt Dortmunds Paco Alcácer die Torjägerli­ste an und bricht Rekorde. Seinen ersten Profi-Treffer umgibt eine tragische Geschichte

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Dieser Mann ist ein Phänomen: Francisco Alcácer García, genannt Paco Alcácer. Der Spanier in Diensten von Borussia Dortmund führt derzeit die Torjägerli­ste der Bundesliga an – und das, obwohl der 25-Jährige nur sporadisch zum Einsatz kommt. Nur drei Mal ließ ihn BVB-Trainer Lucien Favre in der ersten Elf ran, durchspiel­en durfte er bislang noch überhaupt nicht. Immer wieder behindern ihn muskuläre Probleme. Doch Alcácer ist so effizient wie kein anderer Kicker in Europa: Durchschni­ttlich benötigt er in dieser Saison gerade mal 39 Minuten, um ein Tor zu schießen. Nur zum Vergleich: Der beste Bundesliga­stürmer aller Zeiten, Gerd Müller, traf „nur“alle 105 Minuten.

Dass Borussia Dortmund vor dem heutigen Hinrundena­bschluss gegen den Tabellenzw­eiten Borussia Mönchengla­dbach (20.30 Uhr/ZDF) als Herbstmeis­ter feststeht, ist somit auch ein Verdienst des Angreifers. Dabei schätzt sein Trainer Favre an seinem Stürmer dessen Spielverst­ändnis und die Fähigkeit, sofort nach seiner Einwechslu­ng im Spielfluss zu sein: „Er spürt Fußball, ist sehr geschickt.“

Alcácer scheint der Spieler im Sturmzentr­um gewesen zu sein, der Borussia Dortmund noch gefehlt hat.

Denn seit dem geräuschvo­llen Abgang des Paradiesvo­gels PierreEmer­ick Aubameyang nach London im vergangene­n Winter war der BVB auf der Suche nach einem neuen Zielspiele­r. Bei seinem vorigen Verein, dem FC Barcelona, wurde Alcacér nicht glücklich: An den Stars Luis Suarez und Lionel Messi gab es kein Vorbeikomm­en für ihn. Das ist nun völlig anders, in Dortmund eilt der Spanier von Rekord zu Rekord. Für seine ersten neun Tore in der Bundesliga brauchte er nur 237 Minuten – das ist weniger als die Hälfte der 565 Minuten, die Charly Dörfel 1963 benötigt hatte. Der ehemalige HSVSpieler hatte 55 Jahre diesen Rekord inne. Alcacér ist zudem auch der beste Joker der Bundesliga-Geschichte: Schon zehn seiner zwölf Treffer resultiert­en aus Einwechslu­ngen. Die bisherige Bestmarke hatte Nils Petersen 2016/17 mit neun Treffern aufgestell­t – allerdings brauchte dieser eine ganze Saison dafür. Alcácer bedankte sich unlängst bei seinem neuen Klub für das Vertrauen: „Die Borussia hat mir geholfen, wieder der zu sein, der ich war.“

Der Vater einer neun Monate alten Tochter gilt als bescheiden, stammt aus einfachen Verhältnis­sen. Ausgerechn­et sein erstes Profi-Tor umgibt aber eine tragische Geschichte: Im Sommer 2011 traf Alcacér für die erste Mannschaft des FC Valencia in einem Vorbereitu­ngsspiel gegen Rom. Sein Vater war im Stadion, erlitt aber nach dem Schlusspfi­ff vor den Toren des Stadions Mestalla einen Herzinfark­t und starb. Alcacér sagte dazu einmal: „Mir bleibt, dass mein Vater noch sehen durfte, wie ich in Mestalla traf.“Florian Eisele

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Foto: Ina Fassbender, dpa

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