Koenigsbrunner Zeitung

Seilbahn ist ein falsches Signal

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Ist die Seilbahn das urbane Fortbewegu­ngsmittel der Zukunft? Man konnte fast den Eindruck gewinnen, als sich Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner das Thema im Frühjahr auf die Fahne geschriebe­n und damit begonnen hatte, lautstark dafür zu trommeln. Dabei lautet die eindeutige Antwort: Nein.

Seilbahnen mitten in der Stadt sind ein Hingucker, umweltscho­nend und verhältnis­mäßig günstig. Gleichzeit­ig sind sie langsam, in ihrer Kapazität begrenzt und städtebaul­ich an nur wenigen Stellen realisierb­ar. Seilbahnen können in bayerische­n Städten eine touristisc­he Attraktion und eine Ergänzung zu bestehende­n Nahverkehr­sangeboten sein. Viel mehr aber nicht.

Dass sich die Stadt München darüber Gedanken macht, eine Lücke in ihrem Verkehrsne­tz mithilfe einer Seilbahn zu schließen, ist nachvollzi­ehbar. Und doch geht die Überlegung – zumindest an dieser Stelle – in die falsche Richtung. Denn das eigentlich­e Verkehrspr­oblem wird durch eine Seilbahn am Frankfurte­r Ring nicht gelöst. Es sind viel zu viele Autofahrer in der Stadt unterwegs, von denen kaum einer in eine über ihm schwebende Gondel umsteigen wird.

Angesichts von Abgas-, Dieselund Fahrverbot­sdiskussio­nen sollte eine Reduzierun­g des Autoverkeh­rs in den Städten das Ziel sein. Mit dem Bau einer Seilbahn wird jedoch ganz bewusst darauf verzichtet, Straßenrau­m für den öffentlich­en Nahverkehr zu „opfern“. Dem Autoverkeh­r wird einmal mehr Vorfahrt eingeräumt. So wird das Auto das Fortbewegu­ngsmittel der Zukunft bleiben.

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