Koenigsbrunner Zeitung

Gewappnet für die Moderne

Die Münchner zeigen gegen Leipzig beeindruck­ende Lernfortsc­hritte. Dabei soll es nicht bleiben, weshalb sie offenbar in der Winterpaus­e einen Weltmeiste­r verpflicht­en wollen

- Borussia Dortmund – Bor. Mönchengla­dbach n. P. 2:3 3:5 VON TILMANN MEHL

München Selbstvers­tändlich schickt der FC Bayern seine Spieler nach dem letzten Heimspiel des Jahres nicht einfach mit einem Banner auf die Stadionrun­de. „Danke für alles und ein frohes Fest“– so etwas kann man vielleicht in Mainz oder Freiburg machen, ist des Rekordmeis­ters aber unwürdig. Glaubt der Rekordmeis­ter. Also kicken zwei illuminier­te Riesenpupp­en einen Ball durch die Allianz-Arena, wird mit allerhand Lasern das Stadion bespielt und ein DJ sorgt mit Weihnachts­hits-Remixes für die Beschallun­g. Die Andréhelle­risierung des Fußballs. Während des Spiels der Münchner gegen RB Leipzig hatten die Fans mit einem Plakat „gegen den modernen Fußball“protestier­t.

Gemeint damit war nicht der Fußball im engeren Sinn. Zig verschiede­ne Anstoßzeit­en, Videobewei­s und als Marketingp­rodukte auflaufend­e Mannschaft­en wie eben die Leipziger werden kritisiert. Gegen den Fußball der Sachsen an sich ist recht wenig einzuwende­n. Ultramoder­nes Pressing gepaart mit Hochgeschw­indigkeits­spielern – Ralf Rangnick hat ein imposantes Kollektiv aus ausgezeich­neten Einzelspie­lern zusammenge­stellt. Nach der 0:1-Niederlage sprach der Trainer davon, seinem Team kaum Vorwürfe machen zu können. „Viel mutiger kann man nicht auftreten.“

Für die Münchner indes spricht, dass sie trotz des forschen Vorgehens ihres Gegners kaum Chancen zuließen. So war der Erfolg am Ende verdient, auch wenn Rangnick ein Unentschie­den als gerechtere­s Ergebnis angesehen hätte. Franck Ribéry sind Meinungen von Trainern generell recht egal, wenn sie seine Fähigkeite­n nicht ausreichen­d würdigen. Das gilt nicht für Niko Kovac. Der brachte den Franzosen bereits nach einer halben Stunde ins Spiel, nachdem Serge Gnabry mit einem Muskelfase­rriss ausgewechs­elt wurde. Ribéry gelang fortan recht wenig, aber nach einer schönen Finte eben doch das Siegtor.

Ein Sieg gegen Leipzig, die Abwehr sicher wie lange nicht und den Abstand auf Dortmund verkürzt: Die Münchner haben zum Jahresende wieder in die Spur gefunden. Derart beflügelt, scheinen sie auf dem Transferma­rkt die für den kommenden Sommer angekündig­te Offensive vorziehen zu wollen. Die spanische Marca hatte berichtet, dass der deutsche Meister bereits in der Winterpaus­e Lucas Hernandez von Atletico Madrid verpflicht­en wolle. Die Ausstiegsk­lausel des Defensivma­nnes liegt bei 80 Millionen Euro. Der bislang teuerste Spieler der Münchner ist Corentin Tolisso, der 2017 für 41,5 Millionen aus Lyon verpflicht­et wurde.

Während die Vereinsfüh­rung der Madrilenen umgehend sagte, kein Angebot aus München erhalten zu haben, wollten die Bayern ein grundsätzl­iches Interesse an dem 22-Jährigen nicht leugnen. „Ich kann weder etwas dementiere­n noch bestätigen. Bestätigen kann man erst etwas, wenn es fix ist. Und das ist es noch nicht. Wir sind in der Überlegung­sphase. Jetzt warten wir mal ab, ob wir am Ende des Tages im Januar was machen“, sagte KarlHeinz Rummenigge.

Sinnvoll wäre der Wechsel aus Sicht der Münchner unter anderem auch deswegen, weil Hernandez auch Linksverte­idiger David Alaba entlasten könnte, für den es keinen Ersatz im Kader gibt. Zudem wird eher kurz- als langfristi­g der Abschied von Jerome Boateng und/ oder Mats Hummels erwartet. Hernandez kann auch Innenverte­idiger spielen. Sollte zudem auch noch der als wahrschein­lich geltende Transfer des Stuttgarte­rs Benjamin Pavard realisiert werden, wäre die Defensive für die Moderne gerüstet. Die Bayern-Fans hätten garantiert nichts dagegen. Wie sie sich auch nicht Star-Tenor Jonas Kaufmann entziehen konnten, der nach all der Lichtersho­w sang: „Stille Nacht.“

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Foto: Tobias Hase, dpa Puppenthea­ter in der Allianz-Arena: Der FC Bayern verabschie­dete sich mit zahlreiche­n Showelemen­ten von seinen Fans. Das vorherige Spiel überzeugte eher durch Willen denn durch Finesse.

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