Koenigsbrunner Zeitung

Finanzdesa­ster im Jugendamt

Eine versäumte Frist kostet die Stadt knapp drei Millionen Euro

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war ein Finanzdesa­ster, das nicht nur die Stadtspitz­e über mehrere Monate hinweg in Atem hielt: Eine Panne im städtische­n Jugendamt kostet die Stadt einen Millionenb­etrag. Weil ein Förderantr­ag um einen Werktag zu spät eingereich­t wurde, muss die Stadt knapp drei Millionen Euro zurückzahl­en. Auch die Rückzahlun­g der gesamten Förderung in Höhe von 28,5 Millionen Euro stand anfangs im Raum.

Hintergrun­d war ein verspätete­r Zuschussan­trag für nicht-städtische Kitas durch das Jugendamt im vergangene­n Sommer. Erst eine Gesetzesän­derung des bayerische­n Landtags hatte Augsburg vor der Rückzahlun­g des kompletten Zuschusses bewahrt. Der Steuerzahl­erbund, dessen bayerische­r Präsident der Augsburger CSU-Stadtrat Rolf von Hohenhau ist, sprach danach von einem „chaotische­n Controllin­g“sei- tens der Stadt Augsburg. Der Steuerzahl­erbund kritisiert das Agieren der Verwaltung massiv und erinnert an die Folgen des Finanzdesa­sters.

Aus dem Debakel wurden danach personelle Konsequenz­en gezogen: Die Jugendamts­leiterin musste ihren Posten räumen und wurde innerhalb der Stadtverwa­ltung versetzt. Gegen den zuständige­n Beamten wurde ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t. Um künftig folgenschw­eren Fehlern vorzubeuge­n, wurden konkrete „Vorgaben zur Fristenkon­trolle und Überprüfun­g von Vorgängen durch die Vorgesetzt­en“verfügt, so die Stadt Augsburg.

Eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern wollte Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD), in dessen Zuständigk­eit das Amt liegt, jedoch nicht erkennen: „Eine Vergeudung von Steuermitt­eln hat durch diese Fristversä­umnis nicht stattgefun­den.“Der Freistaat werde letztlich einen für die Kinderbetr­euung gewidmeten Anteil an Steuermitt­eln in eben dieser Höhe zurückbeko­mmen und für andere Zwecke einsetzen können. Kiefers Lesart der Dinge lautet: Das, was die Stadt aus Steuermitt­eln zurückbeza­hlen muss, bekommt der Staat zur Verwendung. Eine öffentlich­e Mittelverw­endung sei immer da: „Insofern geht der Vorwurf der Steuermitt­elverschwe­ndung an der Sache vorbei.“Augsburg fehlen allerdings die knapp drei Millionen Euro, was im Haushalt aber bereits ausgeglich­en wurde.

Kiefer hatte frühzeitig sein Bedauern über die Vorgänge im Amt ausgedrück­t. Allerdings sieht der SPD-Mann das Jugendamt nach der Aufarbeitu­ng des Finanzdesa­sters gut aufgestell­t: „Die Verwaltung­sprozesse, in denen der Fehler bei der Antragstel­lung geschehen ist, wurden fachkundig überprüft und Konsequenz­en daraus gezogen.“ Neben zusätzlich eingeführt­en Kontrollme­chanismen werde die künftige Amtsleitun­g in ihrer Führungsun­d Controllin­g-Struktur gestärkt werden.

Die Amtsleiter­in Sabine NölkeSchau­fler wurde von ihren Aufgaben entbunden. Sie arbeitet nunmehr im OB-Referat zu reduzierte­n Bezügen. Die Stelle der Amtsleitun­g war im Oktober ausgeschri­eben worden. Es wurde jedoch kein geeigneter Bewerber gefunden. Die Stelle musste folglich nochmals ausgeschri­eben werden. Die Entscheidu­ng über die Amtsleitun­g fällt dann im Jahr 2019. Das wäre auf den ersten Blick nicht so besonders, doch mit der Amtsleitun­g im Jugendamt läuft es seit Jahren höchst komplizier­t. Die versetzte Amtsleiter­in hatte sich in die Stelle geklagt. Bereits unter dem damaligen Sozialrefe­renten Max Weinkamm (CSU) gab es juristisch­en Ärger wegen der Ausschreib­ungsmodali­täten.

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