Mord verjährt nicht: Prozess nach 25 Jahren
Wird die Tötung einer Frau noch geklärt? Einen solchen Fall gab es in Augsburg noch nie
Es passiert gar nicht so oft, dass am Augsburger Landgericht Mordprozesse verhandelt werden. Es kommt, zum Glück, in der Region nicht ständig zu Tötungsdelikten. Jene, die es gibt, klärt die Augsburger Kriminalpolizei in der Regel auf. In diesem Jahrtausend war das in jedem einzelnen Mordfall so. Ungeklärte Tötungsdelikte in der Region gibt es schon auch, aber man muss dafür etwas weiter zurückblicken. Zum Beispiel ins Jahr 1993.
Da wird, im September, die Augsburger Prostituierte Angelika Baron umgebracht. Erst schlägt der Täter die 36-Jährige mit einem Gegenstand, dann erwürgt er sie. Ein brutales Verbrechen.
Und all die Jahre seither bleibt unklar, wer es verübt haben könnte. Nun steht es möglicherweise vor der Aufklärung. Denn seit November wird eben jener Fall nun doch vor dem Augsburger Landgericht verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 50-jährigen Stefan E. vor, die Prostituierte ermordet zu haben; die Ermittler sehen den Angeklagten unter anderem über DNA-Spuren an der Toten überführt. Er selbst hat die Tat bestritten und schweigt bislang im Prozess, der längst noch nicht vorbei ist, bis April soll er dauern. Insgesamt über 120 Zeugen und drei Sachverständige sollen von der Schwurgerichtskammer gehört werden. Es ist teils ein zäher Indizienprozess, dessen Ausgang noch nicht abzusehen ist, da die entscheidenden Verhandlungstage noch ausstehen. Teils ist es eine Zeitreise in die Welt des Augsburger Rotlichtmilieus der 80er und 90er Jahre. Immer ist es ein bedrückender Fall. Im Zuschauerbereich sitzen Interessierte, Bekannte der Getöteten, Journalisten – aber auch Angehörige des Opfers, eine dreifache Mutter. Im Januar wird der Prozess fortgesetzt.