Wie viel Weihnachten verträgt die Innenstadt?
Christkindlesmarkt am Rathausplatz, Winterland vor der City-Galerie, Eisbahn am Kö: Immer mehr Attraktionen konkurrieren um Besucher. Zu viele? Bei den Betreibern überwiegt eine andere Haltung
Es weihnachtet sehr in Augsburg, so könnte man es sagen. Wer derzeit durch die Innenstadt schlendert, hat die freie Auswahl, welche Attraktion rund ums Thema Weihnachten er ansteuern möchte. Den Christkindlesmarkt am Rathausplatz mit seinen insgesamt 135 Buden? Das „Winterland“vor der City-Galerie mit Rodelbahn, Hütten, einem Bierstadl, einer Bahn fürs Eisstockschießen? Die „Weihnachtsinsel“vor dem Zeughaus? Den Weihnachtsmarkt in der Alten Silberschmiede? Oder doch die neue Eisbahn am Königsplatz, in deren Außenbereich auch Speisen und Getränke angeboten werden?
Ganz schön viel Weihnachtsangebot auf einer überschaubaren Fläche. So viel, dass einem der Gedanke kommen könnte, dass sich die Attraktionen gegenseitig das Geschäft verhageln oder zumindest erschweren. Zuletzt gab es auch Gemunkel, dass es unter Beschickern des Christkindlesmarktes kritische Stimmen gegeben habe, ein Murren, dass es langsam etwas viel werde mit der Konkurrenz. Wer bei Beschickern offiziell anfragt, bekommt freilich nur Positives zu hören.
Irgendwann, sagt Dieter Held, sei sicher einmal eine Grenze erreicht. Doch bislang spüre man nichts davon, dass die Konkurrenz im Innenstadtbereich immer größer wird. Held ist mit seiner Almhütte seit vier Jahren am Rathausplatz, gleich gegenüber dem Christbaum. „Wir haben eigentlich nur Zuwächse“, sagt der Gastwirt. Auch dieses Jahr laufe es sehr gut, wenngleich das erste Wochenende aufgrund des miesen Regenwetters eher mau gewesen sei. Dafür passte das Wetter vergangenen Wochenende umso mehr. Dass an den Tagen die Eisbahn am Kö eröffnete, habe sich bei den Besucherströmen am Rathausplatz nicht bemerkbar gemacht.
Wie das halt so ist bei Veranstaltungen unter freiem Himmel: Je nach Wetterlage fallen die Umsätze der Standbetreiber mal höher, mal niedriger aus. Regen und Eisekälte sind eher schlecht für das Weihnachtsmarkt-Geschäft, milde Temperaturen gut, etwas Schnee schadet da auch nicht, der weihnachtlichen Stimmung wegen.
Edmund Diebold, der auf dem Christkindlesmarkt die beliebte Engelespyramide betreibt, berichtet Ähnliches wie Dieter Held. „Ich hoffe, dass das Wetter im nächsten Jahr wieder besser wird“, sagt Diebold. Zumindest an den Wochenenden mache sich das sonst bemerkbar. Nach der langen Einkaufsnacht habe man manche Gäste eine Woche lang nicht gesehen, „weil sie krank waren“. Andererseits: Im vergangenen Jahr sei man mit dem Wetter auch regelrecht verwöhnt gewesen. Diebold sagt aber auch: Die Jahre der massiven Steigerungen seien wohl erst einmal vorbei, das Angeam bot in der Innenstadt sei breiter geworden. Aber: „Jammern dürfen wir nicht. Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden.“Die neue Eisbahn am Königsplatz, findet er, sehe nicht nur schön aus, sondern werte die Innenstadt ja auch auf.
Davon wiederum könnten die Beschicker anderer Attraktionen profitieren. So sieht es zumindest auch Helmut Wiedemann, Betreiber des Winterlandes vor der City-Galerie. Er sei der festen Überzeugung: Je mehr in einer Stadt passiere, desto mehr Menschen kommen nach Augsburg, sagt Wiedemann. „Über jede Attraktion freue ich mich, weil es die Verweildauer erhöht.“Also die Menschen mehr Zeit in der Stadt verbringen, darunter auch Bürger aus den Umlandgemeinden. Wiedemann hat dieses Jahr ein neues Angebot beim Winterland, eine Rodelbahn. Die komme gut an, sagt er. Überhaupt könne er sich nicht beklagen: Die Tendenz sei eindeutig positiv, es laufe gut. Kommendes Jahr werde er mit dem Winterland sein zehnjähriges Jubiläum feiern, und die Rodelbahn solle es dann auch wieder geben; gerade bei Kindern sei sie beliebt.