Was haben Überraschungseier im Stadtrat zu suchen?
Der Wechsel von Christian Moravcik von den Grünen zur SPD hat die Mehrheitsverhältnisse in den Ausschüssen verändert. Wie mit 36 gelben Kapseln und Schokolade wieder für Ordnung gesorgt wurde
Ein Kinder-Überraschungsei beinhaltet 20 Gramm Schokolade und eine Figur zum Spielen. 113 Kalorien schlagen nach dem Verzehr zu Buche. 36 Überraschungseier spielten am Donnerstag im Augsburger Stadtrat eine wichtige Rolle. Es wurde keine Schokolade an Stadträte verteilt, es gab für sie auch nichts zum Spielen. Benötigt wurden nur die gelben Kapseln der Überraschungseier. Sie dienten als Losbehälter. Drinnen steckten kleine Zettel. Darauf stand entweder „Bündnis 90/Die Grünen“oder „Ausschussgemeinschaft“geschrieben. Die Kapseln lagen in 18 Papierschachteln – fein säuberlich getrennt voneinander stehend. Dies war die Szenerie für ein Losverfahren, das für einige Unterhaltung in der Sitzung sorgte.
Das Los musste darüber entscheiden, wie künftig die Sitzverteilung in Ausschüssen, den vorberatenden Gremien des Stadtrats, aussieht. Der Wechsel des Grünen-Stadtrats Christian Moravcik zur SPD hatte bedingt, dass die Grünen einen Sitz weniger haben. Sie stellen nunmehr sechs Stadträte. Auf die gleiche Zahl bringt es die Sechser-Ausschussgemeinschaft (Freie Wähler, ÖDP, Linkspartei, Polit-WG und der parteilose Stadtrat Alexander Süßmair). Daher wurde der frei gewordene Sitz in jedem Gremium zwischen den beiden Gruppierungen ausgelost. Es ging um insgesamt 18 Sitze in Ausschüssen und anderen kommunalen Gremien. Oberbürgermeister Kurt Gribl hatte ein Loskomitee bestimmt. Peter Grab zog die Lose. Unterm Strich stand am Ende folgendes Ergebnis: Von den ausgelosten Sitzen gewannen die Grünen 14, auf die Ausschussgemeinschaft entfielen lediglich vier.
Am Rande der Sitzung ließen sich zudem zwei weitere Fragen klären: Die Schokolade ist längst gegessen. Und der Kauf der Eier wird nicht über eine Kostenstelle abgerechnet. Bernhard Maurmeir, Leiter des städtischen Hauptamtes, sagt: „Die Eier wurden peu à peu angesammelt. Aufopferungsvoll haben Mitarbeiterinnen des Hauptamtes die Eier verspeist und die gelben Kapseln der Stadt gespendet.“Die Eier stammten ausschließlich aus privaten Beständen und seien nun zu dienstlichen Zwecken genutzt worden. Maurmeir stellt fest: „Schokolade hält eine Verwaltung mit am Laufen und bei guter Laune. Und der Amtsleiter hält für gestresste Mitarbeiter immer einen mit Süßigkeiten gefüllten Teller bereit.“