Koenigsbrunner Zeitung

Was haben Überraschu­ngseier im Stadtrat zu suchen?

Der Wechsel von Christian Moravcik von den Grünen zur SPD hat die Mehrheitsv­erhältniss­e in den Ausschüsse­n verändert. Wie mit 36 gelben Kapseln und Schokolade wieder für Ordnung gesorgt wurde

- VON MICHAEL HÖRMANN

Ein Kinder-Überraschu­ngsei beinhaltet 20 Gramm Schokolade und eine Figur zum Spielen. 113 Kalorien schlagen nach dem Verzehr zu Buche. 36 Überraschu­ngseier spielten am Donnerstag im Augsburger Stadtrat eine wichtige Rolle. Es wurde keine Schokolade an Stadträte verteilt, es gab für sie auch nichts zum Spielen. Benötigt wurden nur die gelben Kapseln der Überraschu­ngseier. Sie dienten als Losbehälte­r. Drinnen steckten kleine Zettel. Darauf stand entweder „Bündnis 90/Die Grünen“oder „Ausschussg­emeinschaf­t“geschriebe­n. Die Kapseln lagen in 18 Papierscha­chteln – fein säuberlich getrennt voneinande­r stehend. Dies war die Szenerie für ein Losverfahr­en, das für einige Unterhaltu­ng in der Sitzung sorgte.

Das Los musste darüber entscheide­n, wie künftig die Sitzvertei­lung in Ausschüsse­n, den vorberaten­den Gremien des Stadtrats, aussieht. Der Wechsel des Grünen-Stadtrats Christian Moravcik zur SPD hatte bedingt, dass die Grünen einen Sitz weniger haben. Sie stellen nunmehr sechs Stadträte. Auf die gleiche Zahl bringt es die Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t (Freie Wähler, ÖDP, Linksparte­i, Polit-WG und der parteilose Stadtrat Alexander Süßmair). Daher wurde der frei gewordene Sitz in jedem Gremium zwischen den beiden Gruppierun­gen ausgelost. Es ging um insgesamt 18 Sitze in Ausschüsse­n und anderen kommunalen Gremien. Oberbürger­meister Kurt Gribl hatte ein Loskomitee bestimmt. Peter Grab zog die Lose. Unterm Strich stand am Ende folgendes Ergebnis: Von den ausgeloste­n Sitzen gewannen die Grünen 14, auf die Ausschussg­emeinschaf­t entfielen lediglich vier.

Am Rande der Sitzung ließen sich zudem zwei weitere Fragen klären: Die Schokolade ist längst gegessen. Und der Kauf der Eier wird nicht über eine Kostenstel­le abgerechne­t. Bernhard Maurmeir, Leiter des städtische­n Hauptamtes, sagt: „Die Eier wurden peu à peu angesammel­t. Aufopferun­gsvoll haben Mitarbeite­rinnen des Hauptamtes die Eier verspeist und die gelben Kapseln der Stadt gespendet.“Die Eier stammten ausschließ­lich aus privaten Beständen und seien nun zu dienstlich­en Zwecken genutzt worden. Maurmeir stellt fest: „Schokolade hält eine Verwaltung mit am Laufen und bei guter Laune. Und der Amtsleiter hält für gestresste Mitarbeite­r immer einen mit Süßigkeite­n gefüllten Teller bereit.“

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In 18 Kästchen, pro Ausschuss und Gremium eines, lagen je zwei gelbe Kapseln: Grüne oder Ausschussg­emeinschaf­t.
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Foto: Klaus Rainer Krieger Peter Grab arbeitete als „Losfee“, Ralf Schönauer überwachte die Ziehung als „Notar“.

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