Sie hilft Schulen am Computer auf die Sprünge
Das Thema Digitalisierung ist an den Schulen ein großes Thema. Die Königsbrunner Realschullehrerin Anja Rosenbaum spielt dabei in Bayern eine tragende Rolle. Die Informatikerin berät das Kultusministerium bei der Umsetzung
Königsbrunn IT ist Männersache? Von wegen! Bei der Ausbildung von IT-Lehrern an bayerischen Realschulen gibt eine Frau den Ton an und die kommt aus Königsbrunn. Anja Rosenbaum ist seit diesem Schuljahr die oberste Lehrkraft in Bayern für das Fach IT, also für Informationstechnologie, an den Realschulen.
Ihr offizieller Titel lautet „Zentrale Fachleiterin Informationstechnologie“(ZFL). Als ZFL macht Rosenbaum dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus Vorschläge zur Ausbildung der Fachlehrer und berät das Ministerium zu Fragen des Fachbereichs IT. Ferner ist sie verantwortlich für die Fortbildungsveranstaltungen der Seminar- und Betreuungslehrer, fungiert als Gutachter bei der zweiten Lehramtsprüfung und koordiniert die Seminarlehrer. Das ist ganz schön viel Arbeit, doch die Herausforderung sieht Rosenbaum woanders: „Ich muss immer auf dem aktuellen Stand sein, wissen, welche neuen Tools es gibt“.
Die Digitalisierung an den Schulen wird zurzeit auf allen Ebenen diskutiert. Das Kultusministerium hat einen Arbeitskreis ins Leben gerufen, mit dem Auftrag zu klären, wie die Digitalisierung in die Ausbildung der Referendare aufgenommen werden kann. Nicht bei den IT-Lehrern versteht sich, sondern bei allen anderen: Chemie, Englisch, Geschichte und so weiter. Die 51-jährige Königsbrunnerin sitzt in diesem Gremium mehr als Fachmann, Entschuldigung: als Fachfrau. Aber der IT-Bereich ist doch schon noch eine Männerdomäne, oder? Ja, bestätigt Rosenbaum: „Aber ich merke gar nicht mehr, dass ich mich in einer Männerwelt bewege.“
Anja Rosenbaum hat theoretische Mathematik und Informatik studiert und mehrere Jahre in der freien Wirtschaft als Informatikerin gearbeitet. Seit 2006 ist sie IT-Lehrerin an der Realschule. Sie hätte da- mals als Quereinsteigerin direkt an einer Schule anfangen können, hat sich aber für ein Referendariat entschieden. „Ich bereue den Schritt nicht, auch wenn ich nicht mehr soviel Freizeit habe wie in der freien Wirtschaft.“
Wie das? Lehrer stehen doch in dem Ruf, besonders viel Freizeit und Ferien zu haben. Rosenbauer schmunzelt, das Klischee kennt sie natürlich. Anders als Angestellte in der Wirtschaft kann sie sich die Zeit freier einteilen. „Aber wenn ich mal nachmittags die Sonne genieße, muss ich das sofort büßen und sitze abends umso länger am Schreib-
Als Fachfrau in einer Männerdomäne engagiert
tisch.“Aber die Arbeit macht ihr Spaß und auch im Urlaub und in der Freizeit kann sie nicht richtig loslassen: „Wenn ich etwas sehe, überlege ich sofort, ob ich daraus etwas für die Schule machen kann.“Beispielsweise die weiße Kuh im Urlaub. Rosenbaum hat sie fotografiert, um den Schülern am Computer zu zeigen, woher die lila Kühe kommen.
Neue Technologien sind der Lehrerin auch im Privatleben wichtig, „aber nicht ganz so freakmäßig.“Rosenbaum interessiert sich für die neuen Möglichkeiten, die sich mit der Digitalisierung auftun und hat sich beispielsweise einen 3-D-Drucker zugelegt. Geburtstagsgeschenke werden im Hause Rosenbaum jetzt auch mal gedruckt. Und mit den Schülern hat sie ein Lärmo-Meter gebaut, ein Gerät mit akustischem Sensor, das großes Geschrei anzeigt.
An der Realschule Königsbrunn haben die Schüler ab der sechsten Jahrgangsstufe IT-Unterricht. Zum Unterrichtsstoff gehören Textverarbeitung, Konstruktionszeichnen, Grundlagen der IT aber auch SocialMedia, Suchmaschinen und WebSeiten programmieren. Kann man bei diesem großen Spektrum auch Mädchen für IT begeistern? Eher nicht, sagt Rosenbaum: „Die Jungs interessieren sich eindeutig mehr dafür.“Und was ist der Reiz an der neuen Aufgabe als Zentrale Fachleiterin? „Es ist toll, wenn man mitreden kann und das Fach IT mitgestalten kann. Ich arbeite mit Kindern und mit Erwachsenen, das ist eine Herausforderung, macht aber auch sehr viel Spaß.“
Ihr gefällt es, mit Kindern und mit Erwachsenen zu arbeiten