Dramalution zeigt ein Stück, das seiner Zeit voraus war
Königsbrunner Nachwuchsschauspieler proben für Henrik Ibsens „Nora oder ein Puppenheim“. Wie die junge Truppe das Frauenemanzipationsstück auf die Bühne des Jugendzentrums bringen will
Königsbrunn Mit dem Bühnenwerk „Nora oder ein Puppenheim“aus der Feder des norwegischen Dramatikers und Lyrikers Henrik Ibsen bringt das Königsbrunner Ensemble Dramalution zum Jahreswechsel den wohl nie zu Ende gehenden Kampf um Selbstbestimmung auf die Bühne. Das Schauspiel gilt als das Frauenemanzipationsstück schlechthin. Sehr erstaunlich, da das bereits 1879 erschienene Stück immerhin fast 40 Jahre vor der Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts in Deutschland entstand. Zu jener Zeit galten Mädchen und Frauen selbstverständlich als Besitz ihrer Väter und Ehemänner, der ihnen zwar kostbar ist, dem sie aber kein Eigenleben zubilligen.
Nora, die Protagonistin des Stücks, erfährt eine starke Wandlung. Von einer ursprünglich kapriziösen, kindlichen und allzeit vergnügten Person verändert sie sich in eine zunehmend nachdenkliche Frau mit einem Verlangen nach mehr Selbstbestimmung. Als sie auch noch erkennt, dass ihr Ehemann Torwald sie nie als Partnerin ernst genommen hat und es ihm stets nur um Ehre und Status ging, und das von ihr so sehnlich herbeigewünschte „Wunderbare“eben doch nicht geschieht, zieht sie die Konsequenzen. Sie lehnt sich gegen ihre Unmündigkeit auf. Schafft sie den Sprung in die Selbstbestimmung und die Selbsterziehung zu einem autonomen, eigenverantwortlichen und menschlichem Individuum? Nora ist eines jener Stücke, die ihre Aktualität wohl nie zu verlieren scheinen.
Das emotionsgeladene, nachdenkliche Drama unter der Regie von Dieter Ungelehrt verlangt den jungen Darstellern viel ab. Die Art, wie die jungen Akteure ihre Rollen ausfüllen, geht unter die Haut. Gesellschaftliche Moral, Ohnmacht, Geld, Macht, Verzweiflung, Pflichtgefühl und die Rollenerwartung treten ausdrucksstark hervor. Um diese vielen Emotionen und Gefühle auf die Bühne zu transportieren, übernimmt Theaterpädagogin Angie Klecker vom Matrix-Team neben Dieter Ungelehrt das Theatertraining.
Am Freitag, 28. Dezember, um 19.30 Uhr feiert „Nora oder ein Puppenheim“unter der künstlerischen Leitung von Dieter Ungelehrt nun auf der Bühne des Königsbrunner Jugendzentrums Matrix Premiere. Weitere Aufführungen finden am Samstag, 29. und Sonntag, 30. Dezember, sowie im neuen Jahr,
Als Mädchen und Frauen als Besitz der Männer betrachtet wurden
Nach der Premiere folgen noch fünf weitere Aufführungen
am Freitag, 4., Samstag, 5. und Sonntag 6. Januar ebenfalls jeweils um 19.30 Uhr statt. Der Einlass ist jeweils ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, jedoch freut sich die junge Künstlergruppe über Spenden.
Henrik Ibsen (20. März 1828 bis 23. Mai 1906) war der Dramatiker, der gegen die Moral und „Lebenslüge“seiner Zeit zu Felde zog und im „Kampf der Geschlechter“den Standpunkt der Frau vertrat. Seine bürgerlichen Dramen zeigen ethischen Ernst und großes psychologisches Einfühlungsvermögen.