Beim FCA hängen die Köpfe
Bundesliga Die Stimmung ist nach der Niederlage gegen Wolfsburg im Keller. Für Manager Reuter ist es die schlechteste Hinrundenbilanz, seit er in Augsburg ist. Gouweleeuw kritisiert: „Haben gedacht, die Punkte kommen von alleine“
André Hahn gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Mit seinem kleinen Sohn Julien auf dem Arm legte der vom Regen durchnässte 28-Jährige eine schonungslose Analyse der 2:3-Niederlage gegen Wolfsburg hin. „Die Stimmung ist derzeit echt beschissen“, sagte der Mittelfeldspieler in der Mixedzone kurz nach dem letzten Bundesligaspiel des Jahres. Vor allem in der ersten Halbzeit habe der FC Augsburg so schlecht gespielt wie selten: „Zur Pause steht es zwar 0:2, aber wir können uns nicht beschweren, wenn wir mit drei oder vier Toren zurückliegen.“
Zwar glich der FCA nach den Einwechslungen von Hahn und Córdova noch aus und kam auf 2:2 ran. Doch wie so oft war es ein ebenso spätes wie unnötiges Gegentor, das die Niederlage der Augsburger besiegelte. Besonders ärgerlich: Im Vorfeld hatte Augsburg einen Freistoß zugesprochen bekommen, verlor den Ball aber und musste den Wolfsburgern beim Jubeln zusehen. Es war ein Gegentor, das laut Jeffrey Gouweleeuw „symptomatisch für die Hinrunde“war. Immer wieder fallen beim FC Augsburg die Treffer des Gegners kurz vor Schluss – dass dies nur Zufall ist, will der 27-Jährige nicht gelten lassen: „Wenn es so oft passiert, ist es kein Pech mehr.“
Auch die erschreckend schwache erste Halbzeit machte dem Niederländer Sorgen. Nach der Führung der Wolfsburger habe sich die Mannschaft völlig von der Rolle präsentiert: „Was wir da gemacht haben, das geht überhaupt nicht.“Zu den Gründen für diese Schwächen befragt, richtete Gouweleeuw deutliche Worte an seine Mitspieler: „Vielleicht haben wir gedacht, dass die Punkte von selbst kommen. Wir bekommen aber keine Geschenke.“
Stattdessen lädt der FCA seine Gegner regelmäßig dazu ein, Tore zu schießen. Nach dem besten Start der Vereinsgeschichte wartet die Mannschaft von Manuel Baum nun schon seit acht Spielen auf einen Sieg – der letzte Erfolg in der Bundesliga ist auf den 27. Oktober datiert, damals gelang ein etwas glücklicher Sieg beim jetzigen Tabellenvorletzten Hannover 96. Damit steht der FC Augsburg nach der Hinrunde bei 15 Zählern. Nur einmal war die Punkteausbeute noch schlechter – in der ersten Saison von Markus Weinzierl. Im Winter 2012 hatte der FCA gerade mal neun Punkte gesammelt und galt als sicherer Absteiger.
Es war der Winter, in dem Stefan Reuter seinen Dienst in Augsburg antrat. Für ihn sind die 15 Punkte sogar die schlechteste Hinrundenbilanz seiner Amtszeit. Der 52-Jährige betonte nach dem Schlusspfiff: „Wir haben deutlich zu wenig Punkte geholt.“Dass es nach dem verheißungsvollen Start derart in den Keller der Tabelle ging, sei für ihn auch eine herbe Enttäuschung gewesen. Nur zur Erinnerung: Nach dem zehnten Spieltag stand der Klub auf Platz neun, mit nur vier Punkten Rückstand auf die Europacup-Plätze und zehn Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. Danach habe der FCA lediglich noch Lob für seine Spielweise, aber kaum noch Punkte erhalten. Einen Tag vor Heiligabend liegt der Klub als 15. der Tabelle nur einen Punkt und einen Platz vor dem Relegationsrang.
Ebenso wie Reuter bemüht ist, eine Diskussion um Trainer Manuel Baum nicht aufkommen zu lassen, stellte sich der Manager nun auch vor seine Spieler – auch wenn einige einen rabenschwarzen Tag erwischten. „Wir fangen nicht an, öffentlich über einzelne Spieler zu reden.“Auch über die Torhüter mache er sich keine Sorgen – auch wenn Fabian Giefer und Andreas Luthe sich schon wiederholt Unsicherheiten geleistet haben. Luthe blieb gegen Wolfsburg schuldlos an den Gegentoren. Die Qualität im Kader, betonte Reuter, reiche absolut aus, um die Klasse zu halten. Nun müsse es darum gehen, die Kräfte zu bündeln: „Wenn wir nicht lockerlassen, werden wir die Kurve kriegen und die Klasse halten. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“