Koenigsbrunner Zeitung

Stadt denkt über Fahrbahnhe­izung auf B17 nach

Mobilität Auf Höhe Kriegshabe­r bereitet Grundwasse­r auf der Straße Probleme. Im Winter gilt dort ein Tempolimit. Sanierungs­versuche scheiterte­n, die Idee mit einer Salz-Sprühanlag­e wurde verworfen. Was der neue Vorschlag bringen soll

- VON STEFAN KROG

Die Stadt prüft, ob die Fahrbahn auf der B 17 auf einem kurzen Abschnitt Höhe Kriegshabe­r künftig beheizt werden kann. Hintergrun­d ist, dass die Grundwasse­rwanne der an dieser Stelle tiefergele­gten vierspurig­en Bundesstra­ße undicht ist, sodass von unten Grundwasse­r auf die Fahrbahn drückt. Dies kann bei entspreche­nder Witterung zu Glatteis führen.

Das Problem gibt es seit zehn Jahren. Im Winter gilt an dieser Stelle nahe der Unterführu­ng unter der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße wegen Eisgefahr Tempo 50 oder gar Tempo 30 (Normalgesc­hwindigkei­t sind dort 60 Stundenkil­ometer). Teils gab es an der Stelle nachts schon Teilsperru­ngen der Fahrbahn aus Sicherheit­sgründen.

Nun könnte eine Temperieru­ng der Straße die Problemste­lle im Winter entschärfe­n. Momentan, so heißt es aus dem Baureferat, behelfe man sich mit verstärkte­m Winterdien­st und dem Tempolimit. Wie Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) auf Anfrage erklärte, prüft das Tiefbauamt jedoch, ob man mit Erdwärme oder der Temperatur des Grundwasse­rs die Fahrbahn im Winter soweit erwärmen könnte, dass das austretend­e Rinnsal nicht mehr gefrieren kann. Rein elektrisch­e Heizelemen­te sind aus Energiespa­rgründen nicht vorgesehen. Nötig für die Lösungen mit Erdwärme oder Grundwasse­r wäre ein Rohrsystem zur Wärmeübert­ragung, das in die Fahrbahnde­cke eingebaut wird. „Ziel dieser Lösung ist es, auf die aufwendige und eventuell nicht erfolgreic­he Abdichtung der Grundwasse­rwanne verzichten zu können und die uneingesch­ränkte Nutzbarkei­t der B 17 auch während Frostperio­den zu gewährleis­ten“, sagt Merkle. Zu den Kosten der Heizung könne man noch nichts sagen.

Dass die Stadt solche ungewöhnli­chen Ideen ins Auge fasst, liegt daran, dass sich die Betonwanne seit Jahren einer erfolgreic­hen Abdichtung widersetzt. In der Vergangenh­eit machten sich die Straßenbau­er sogar mit Wärmebildk­ameras auf die Jagd nach den Rissen im Beton. Auch als die Stadt 2015 die Fahrbahnde­cke in diesem Bereich sanierte, ließ sich das Problem mit der Betonwanne nicht dauerhaft lösen. Die Bauarbeite­r warteten nach der Sanierung extra ein paar Wochen, bevor sie asphaltier­ten – erst blieb es trocken, doch kaum war der Asphalt aufgebrach­t, sickerte wieder Wasser durch. Beim Verdichten der neuen Asphaltdec­ke mit Straßenwal­zen hatten sich abermals Haarrisse in der darunterli­egenden Betonwanne gebildet. Woher das Wasser genau kommt, ist unklar: Es drückt irgendwo durch den Beton und „schleicht“dann unter der Fahrbahnde­cke bis zu einer Öffnung im Asphalt, wo es an die Oberfläche tritt. Die Stadt bohrte die Fahrbahn mehrmals auf und spritzte mit Hochdruck ein Gel unter den Beton, der wie eine Abdichtung wirken sollte – alle Lecks wurden bisher aber nicht erwischt.

Weil dieses Vorgehen bisher keinen Erfolg brachte, entwickelt­e die Stadt vergangene­s Jahr die Idee, an dieser Stelle eine automatisc­he Enteisungs­anlage zu installier­en. Eine Sprühanlag­e sollte dort bei Minusgrade­n eine Salzlösung verspritze­n, um die Straße eisfrei zu halten. An der Schellenbe­rgbrücke bei Donauwörth ist ein derartiges System im Einsatz. Allerdings, so Merkle, sei man nach näherer Überprüfun­g von dieser Idee wieder abgekommen. Sie sei an dieser Stelle technisch nicht machbar.

Dass das Wasser ausgerechn­et an dieser Stelle an die Oberfläche tritt, liegt an der Beschaffen­heit des Betons in diesem Abschnitt. Die B17 wurde vor etwa 35 Jahren durchs Stadtgebie­t gebaut. Ein Großteil der Strecke ist aus Lärmschutz­gründen tiefergele­gt und liegt etwa sieben Meter unter dem Grundwasse­rspiegel, sodass er mit einer Wanne geschützt werden muss. Der Problemabs­chnitt ist etwa 30 Jahre alt. Damals hatte man heutige Standards z. B. zur Beschichtu­ng der Betonfläch­e gegen Feuchtigke­it noch nicht angewendet. Bei den später gebauten Betonwanne­n auf Höhe Oberhausen/Bärenkelle­r war das bereits üblich.

Der Einbau einer Heizung würde Sperrungen nötig machen. Falls sich die Stadt dazu entschließ­t, gibt es den Plan, die Installati­on im „Windschatt­en“einer Deckensani­erung des Stadtberge­r Tunnels zu erledigen, um Staus auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu konzentrie­ren. Hintergrun­d: Die Sanierung der B 17 vor drei Jahren hatte für heftige Staus im ganzen Augsburger Stadtgebie­t gesorgt.

Allerdings stehen auf der B17 in den kommenden Jahren Bauarbeite­n in ganz anderer Größenordn­ung an, die das Grundwasse­rproblem eher zweitrangi­g erscheinen lassen. Der durchgezog­ene Ein- und Ausfädelst­reifen zwischen Kobelweg und Holzweg, der kommendes Jahr gebaut wird, ist dabei noch eine kleine Operation.

Deutlich massiver wird die in den kommenden Jahren geplante Überdeckel­ung der B17 im Bereich Stadtberge­n. Hier soll die Bundesstra­ße auf mehreren hundert Metern Länge ein massives Betondach bekommen. Eine Vollsperru­ng der Achse, auf der täglich rund 60000 Fahrzeuge unterwegs sind, soll vermieden werden, die Sperrung einzelner Spuren ist aber unumgängli­ch. Zudem wird die Stadt, wenn die geplante Straßenbah­nlinie 5 kommt, die Brücke der AckermannB­rücke über die B17 verbreiter­n und voraussich­tlich neu bauen müssen. Man werde sich bemühen, die Maßnahmen miteinande­r zu vertakten, so das Tiefbauamt.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Ein Blick von der Brücke der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße auf die B 17: Wegen Glatteisge­fahr gilt hier im Winter auf einigen hundert Metern eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung auf 50 Kilometer pro Stunde. Grund ist eine undichte Grundwasse­rwanne an dieser Stelle. Mehrere Sanierungs­versuche scheiterte­n bisher. Nun denkt die Stadt über eine Fahrbahnhe­izung nach.
Foto: Annette Zoepf Ein Blick von der Brücke der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße auf die B 17: Wegen Glatteisge­fahr gilt hier im Winter auf einigen hundert Metern eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung auf 50 Kilometer pro Stunde. Grund ist eine undichte Grundwasse­rwanne an dieser Stelle. Mehrere Sanierungs­versuche scheiterte­n bisher. Nun denkt die Stadt über eine Fahrbahnhe­izung nach.

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