Stadt denkt über Fahrbahnheizung auf B17 nach
Mobilität Auf Höhe Kriegshaber bereitet Grundwasser auf der Straße Probleme. Im Winter gilt dort ein Tempolimit. Sanierungsversuche scheiterten, die Idee mit einer Salz-Sprühanlage wurde verworfen. Was der neue Vorschlag bringen soll
Die Stadt prüft, ob die Fahrbahn auf der B 17 auf einem kurzen Abschnitt Höhe Kriegshaber künftig beheizt werden kann. Hintergrund ist, dass die Grundwasserwanne der an dieser Stelle tiefergelegten vierspurigen Bundesstraße undicht ist, sodass von unten Grundwasser auf die Fahrbahn drückt. Dies kann bei entsprechender Witterung zu Glatteis führen.
Das Problem gibt es seit zehn Jahren. Im Winter gilt an dieser Stelle nahe der Unterführung unter der Bürgermeister-Ackermann-Straße wegen Eisgefahr Tempo 50 oder gar Tempo 30 (Normalgeschwindigkeit sind dort 60 Stundenkilometer). Teils gab es an der Stelle nachts schon Teilsperrungen der Fahrbahn aus Sicherheitsgründen.
Nun könnte eine Temperierung der Straße die Problemstelle im Winter entschärfen. Momentan, so heißt es aus dem Baureferat, behelfe man sich mit verstärktem Winterdienst und dem Tempolimit. Wie Baureferent Gerd Merkle (CSU) auf Anfrage erklärte, prüft das Tiefbauamt jedoch, ob man mit Erdwärme oder der Temperatur des Grundwassers die Fahrbahn im Winter soweit erwärmen könnte, dass das austretende Rinnsal nicht mehr gefrieren kann. Rein elektrische Heizelemente sind aus Energiespargründen nicht vorgesehen. Nötig für die Lösungen mit Erdwärme oder Grundwasser wäre ein Rohrsystem zur Wärmeübertragung, das in die Fahrbahndecke eingebaut wird. „Ziel dieser Lösung ist es, auf die aufwendige und eventuell nicht erfolgreiche Abdichtung der Grundwasserwanne verzichten zu können und die uneingeschränkte Nutzbarkeit der B 17 auch während Frostperioden zu gewährleisten“, sagt Merkle. Zu den Kosten der Heizung könne man noch nichts sagen.
Dass die Stadt solche ungewöhnlichen Ideen ins Auge fasst, liegt daran, dass sich die Betonwanne seit Jahren einer erfolgreichen Abdichtung widersetzt. In der Vergangenheit machten sich die Straßenbauer sogar mit Wärmebildkameras auf die Jagd nach den Rissen im Beton. Auch als die Stadt 2015 die Fahrbahndecke in diesem Bereich sanierte, ließ sich das Problem mit der Betonwanne nicht dauerhaft lösen. Die Bauarbeiter warteten nach der Sanierung extra ein paar Wochen, bevor sie asphaltierten – erst blieb es trocken, doch kaum war der Asphalt aufgebracht, sickerte wieder Wasser durch. Beim Verdichten der neuen Asphaltdecke mit Straßenwalzen hatten sich abermals Haarrisse in der darunterliegenden Betonwanne gebildet. Woher das Wasser genau kommt, ist unklar: Es drückt irgendwo durch den Beton und „schleicht“dann unter der Fahrbahndecke bis zu einer Öffnung im Asphalt, wo es an die Oberfläche tritt. Die Stadt bohrte die Fahrbahn mehrmals auf und spritzte mit Hochdruck ein Gel unter den Beton, der wie eine Abdichtung wirken sollte – alle Lecks wurden bisher aber nicht erwischt.
Weil dieses Vorgehen bisher keinen Erfolg brachte, entwickelte die Stadt vergangenes Jahr die Idee, an dieser Stelle eine automatische Enteisungsanlage zu installieren. Eine Sprühanlage sollte dort bei Minusgraden eine Salzlösung verspritzen, um die Straße eisfrei zu halten. An der Schellenbergbrücke bei Donauwörth ist ein derartiges System im Einsatz. Allerdings, so Merkle, sei man nach näherer Überprüfung von dieser Idee wieder abgekommen. Sie sei an dieser Stelle technisch nicht machbar.
Dass das Wasser ausgerechnet an dieser Stelle an die Oberfläche tritt, liegt an der Beschaffenheit des Betons in diesem Abschnitt. Die B17 wurde vor etwa 35 Jahren durchs Stadtgebiet gebaut. Ein Großteil der Strecke ist aus Lärmschutzgründen tiefergelegt und liegt etwa sieben Meter unter dem Grundwasserspiegel, sodass er mit einer Wanne geschützt werden muss. Der Problemabschnitt ist etwa 30 Jahre alt. Damals hatte man heutige Standards z. B. zur Beschichtung der Betonfläche gegen Feuchtigkeit noch nicht angewendet. Bei den später gebauten Betonwannen auf Höhe Oberhausen/Bärenkeller war das bereits üblich.
Der Einbau einer Heizung würde Sperrungen nötig machen. Falls sich die Stadt dazu entschließt, gibt es den Plan, die Installation im „Windschatten“einer Deckensanierung des Stadtberger Tunnels zu erledigen, um Staus auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu konzentrieren. Hintergrund: Die Sanierung der B 17 vor drei Jahren hatte für heftige Staus im ganzen Augsburger Stadtgebiet gesorgt.
Allerdings stehen auf der B17 in den kommenden Jahren Bauarbeiten in ganz anderer Größenordnung an, die das Grundwasserproblem eher zweitrangig erscheinen lassen. Der durchgezogene Ein- und Ausfädelstreifen zwischen Kobelweg und Holzweg, der kommendes Jahr gebaut wird, ist dabei noch eine kleine Operation.
Deutlich massiver wird die in den kommenden Jahren geplante Überdeckelung der B17 im Bereich Stadtbergen. Hier soll die Bundesstraße auf mehreren hundert Metern Länge ein massives Betondach bekommen. Eine Vollsperrung der Achse, auf der täglich rund 60000 Fahrzeuge unterwegs sind, soll vermieden werden, die Sperrung einzelner Spuren ist aber unumgänglich. Zudem wird die Stadt, wenn die geplante Straßenbahnlinie 5 kommt, die Brücke der AckermannBrücke über die B17 verbreitern und voraussichtlich neu bauen müssen. Man werde sich bemühen, die Maßnahmen miteinander zu vertakten, so das Tiefbauamt.