Mein schönstes Weihnachtsgeschenk
Nachgefragt Menschen aus der Region erinnern sich. Mal war es ein Globus, eine Heimorgel, eine Holzseilbahn oder ein Granatapfel-Anhänger. Die Erzählungen sind überraschend, immer aber sehr persönlich
Landkreis Augsburg Das Fest ist bald vorüber. Gute Stimmung bleibt hoffentlich noch einige Zeit erhalten, ebenso die Freude über Geschenke. Blickt man auf die weitere Vergangenheit zurück, erstaunt oft, was sich in unserer Erinnerung eingegraben hat. Vor allem die ältere Generation erinnert sich noch an Gaben, bei denen nicht der materielle, sondern der ideelle Wert im Mittelpunkt stand.
● Globus Roland Bröll aus Fischach erinnert sich noch genau daran: „Als ich mein schönstes Weihnachtsgeschenk erhielt, war ich etwa zehn Jahren alt“, erzählt der Marktbaumeister. Er wollte damals unbedingt einen Globus mit Innenbeleuchtung. „Mein Wunsch war, die Länder der Welt mit ihren Hauptstädten nicht nur auf Landkarten, beispielsweise in meinem DierckeSchulatlas zu suchen, sondern sie auch auf der Weltkugel zu finden.“Als die Kugel mit ihrer klassischen Doppelbildkartografie unterm Lichterbaum stand, war die Überraschung riesengroß. „Der Globus existiert heute noch“, sagt Bröll. Er hat ihn seinem Sohn, der unter anderem Geografie unterrichtet, geschenkt. Jetzt steht er als RetroStück bei ihm im Arbeitszimmer.
● Telefon Auch Hans Grünthaler, Inhaber der Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen, hat sein besonderes Weihnachtsgeschenk immer noch im Kopf. Für den kleinen Knirps lag an einem Heiligen Abend ein eigenes Telefon unter dem Christbaum. Es ähnelte mit seinem Hörer eher einem großen Knochen. Weiter hatte es eine Wählscheibe und ein kurzes Kabel. Das Telefonieren habe ihm jedoch sofort viel Spaß bereitet, hält er Rückschau.
● Schmuckstück Silvia Laubenbacher aus Bobingen freute sich über etwas ganz anderes. „Mein schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich vor 19 Jahren von meinem Mann Percy Hoven bekommen“, so die TV-Moderatorin. Er hat ihr ein selbst entworfenes Schmuckstück geschenkt: einen Granatapfel - das Symbol für Weiblichkeit und Ein Goldschmied fertigte das Unikat dann in vielen Stunden an. Die roten Granatapfelkerne in dem Anhänger sind auf Golddrähten aufgereihte rote Granat-Steine. Dieses Geschenk hatte für sie mehr Symbolkraft, als der wenig später erfolgte Heiratsantrag, resümiert Silvia Laubenbacher. „Es war die Einladung, mit meinem Mann eine Familie zu gründen.“2001 kam Tochter Yuma, zwei Jahre später Sohn Taro zur Welt. „Ich diesen Schmuck immer noch sehr gerne, er ist etwas ganz Besonderes für mich.“Bis heute hat sie den kleinen Original-Entwurf ihres Mannes aufbewahrt.
● Heimorgel Dem Entertainer, Musiker und Komponist Theo Bachschmid aus Großaitingen fällt sofort seine erste Hohner-Heimorgel ein, die er mit 15 Jahren geschenkt bekommen hat. Damit ging für ihn ein großer Wunsch in Erfüllung. „Endlich konnte ich Tanzmusik maFruchtbarkeit. chen“, erzählt er. Dann war er von den Tasten nicht mehr wegzubekommen. „Während den ganzen 14-tägigen Weihnachtsferien habe ich nur Orgel gespielt“, verrät er. Tag und Nacht. „Meine Schwestern sagten zu mir, ich solle das Schlafen nicht vergessen.“Ab diesem Weihnachtsfest wollte Theo Bachschmid nur noch eins werden: Musiker. Und dieser Traum ging bekanntlich sehr gut in Erfüllung.
● Seilbahn Keine großen Ansprütrage che und Erwartungen an Weihnachtsgeschenke hatte Oliver Strahl aus Mittelneufnach. „Meine alleinerziehende Mutter musste bei zwei Kindern mit dem Geld gut haushalten, um mit uns über die Runden zu kommen“, blickt der Gemeinderat und Vorsitzender des Interkommunalen Energiestammtischs zurück. Dennoch sei Weihnachten für die kleine Familie immer etwas Besonderes gewesen und intensiv zelebriert worden. „Es lagen verpackte Geschenke unter dem Christbaum, weiche und harte. Die weichen Verpackungen waren meistens Kleidungsstücke, die harten waren die für uns Kinder am interessantesten, da es sich hier um Lego, Bücher, Puppen oder Spiele handelte.“
Besonders erinnert sich Strahl an eine Holzseilbahn mit zwei Gondeln, die im unteren Teil mit einer Schraubzwinge an der Treppenstufe und oben am Wohnzimmerschrank befestigt wurde. „Solange der Christbaum stand, wurden von mir Tag für Tag Figuren per Handkurbel in luftige Höhen und wieder ins Tal befördert.“Diese Seilbahn wurde nur an Weihnachten aufgebaut. Sonst verbrachte sie ihr Dasein in einem Pappkarton im Dachboden.
● Dampfmaschine Bei Wilhelm Terhaag, dem Vorsitzenden des Vereins für Gartenbau und Landespflege Königsbrunn, war es dagegen eine historische Dampfmaschine. Sie ist noch heute in seinem Besitz. „Sie hat mich so fasziniert, dass ich später einen technischen Beruf gewählt habe“, berichtet er.
● Kaufladen Einen kleinen Exkurs in die Vergangenheit gibt auch EvaMaria Pettinger vom Seniorenbeirat Bobingen. Im Kleinkindalter bekam ihre Lieblingspuppe jährlich neue Kleidung, von der Mutter gestrickt und genäht. Der Kaufladen – ein Familienerbstück – wurde für rund drei Monate aufgestellt, feierlich mit Kerzen beleuchtet und mit leckeren Sachen wie Rosinen, Nüssen und Liebesperlen aufgefüllt. „Meine Eltern und jeder Besuch musste bei mir einkaufen“, lächelt sie. Mit sechs Jahren erhielt sie zu ihrer großen Freude einen Baukasten. „Holzbausteine in vielen Größen, Dächer, Türme, Säulen, Brücken, alles was kleine Baumeister so brauchen“, erzählt Eva-Maria Pettinger. „Noch am Heiligen Abend durfte ich bauen und stapeln und tüfteln. Es war herrlich! Die Kuscheltiere belebten das Schloss, die Burg oder das Hochhaus.“Am Schönsten sei es gewesen, wenn die Eltern mit ihr am Boden saßen und mitspielten. „Die besonderen Kunstwerke wurden fotografiert, und sind heute noch im Album und somit unvergesslich.“