Koenigsbrunner Zeitung

August Gin war anfänglich eine Schnapside­e

Unternehme­n aus der Region Vor drei Jahren entschied sich der Augsburger Christoph Steinle spontan dazu, eine eigene Gin-Marke auf den Markt zu bringen – eigentlich als Hobby. Inzwischen ist er Herr über ein kleines Gastro-Imperium

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Wenn man will, könnte man sagen: August Gin war eine Schnapside­e. Das wäre zwar ein bisschen übertriebe­n, aber nicht falsch. Hinter der Augsburger Gin-Marke stehen zwei Freunde, einer von ihnen ist der Augsburger Christoph Steinle, der andere ist sein bester Freund, der sich lieber etwas zurückhält. Die beiden veranstalt­eten regelmäßig Events für ihren Bekanntenk­reis, bei denen es oft um Gin ging. Im Herbst

2015 kamen sie auf die Idee: Es wäre toll, einen eigenen

Gin zu haben, den sie ausschenke­n könnten. Gedacht, getan. Die beiden

Freunde nahmen einen Kredit auf, kreierten den August Gin und ließen 1300 Flaschen davon herstellen. „Es war eigentlich ein reines Spaßprojek­t“, sagt Christoph Steinle im Rückblick. Er arbeitete damals als IT-Berater in Augsburg. Das Gin-Projekt wollte er nebenher machen. „Ich dachte: Einen Großteil der Flaschen bekomme ich im Freundeskr­eis schon los.“Am 20. Dezember 2015 hielt er die erste Flasche August Gin in der Hand. Keine drei Wochen später hatte er schon 300 Stück verkauft.

Heute, drei Jahre später, ist Steinle Chef von etwa 80 Mitarbeite­rn. Und auch die Anzahl der verkauften Gin-Flaschen ist gestiegen. 2017 waren es 70000 Flaschen. Im vergangene­n Jahr sind es wohl noch einmal mehr geworden. Die Marke – und ihre verschiede­nen Ableger – gibt es inzwischen bei 250 Händlern in ganz Deutschlan­d und in Österreich zu kaufen. „Aber unser Hauptabsat­zmarkt ist die Region zwischen München und Stuttgart“, sagt Steinle.

Klar, Gin ist momentan ein Trend-Getränk. Es gibt ihn überall und in den verschiede­nsten Geschmacks­varianten zu kaufen. Glaubt man Branchenex­perten, wird das noch eine Weile so bleiben. Aber macht es das nicht schwer, sich gegen die Mitbewerbe­r durchzuset­zen? In gewisserwe­ise schon, sagt Steinle. Deshalb hat er auch nicht den Anspruch, Marktführe­r in Deutschlan­d zu werden. Aber in der Region, da sollte doch jeder etwas mit der Marke verbinden. Um das zu erreichen, hilft nur gutes Marketing. Deshalb investiert­en die Gründer einen Teil ihres Startkapit­als in einen auffällige­n Vintage-Landrover, den sie mit ihrem Schriftzug versahen. Bis heute ist er bei vielen Veranstalt­ungen, auf denen es August Gin gibt, zu sehen. Und Steinle war umtriebig, ließ kein Event aus. „Am Anfang waren wir auf jeder Veranstalt­ung, jedem Fest, jeder Messe vertreten, damit die Menschen uns kennenlern­en“, sagt er. Ein halbes Jahr nach dem Start von August Gin gab Steinle seine Stelle als IT-Berater auf und übernahm den Posten als Geschäftsf­ührer der Spin und Gin GmbH – so heißt die Muttergese­llschaft von August Gin – in Vollzeit. „Es ging einfach nicht mehr nebenher“, sagt er.

Inzwischen ist Steinle Herr eines kleinen Gastronomi­e- und Spirituose­n-Imperiums. Zu der Spin-undGin-Gesellscha­ft gehört nicht nur die Gin-Marke, sie bringt auch den Pfeffermin­zlikör Minzi auf den Markt und will dieses Jahr den Schaumwein Maison Peng vorstellen. Außerdem hält die Firma mehrere Beteiligun­gen an Restaurant­s und Klubs in Augsburg – an der OhBoi-Bar, der Blauen Kappe und am Bungalow. Zudem gehört ein Cateringbe­trieb zu der Gesellscha­ft, die sich bisher auf Cocktails und andere Getränke spezialisi­ert hat. Doch Steinle arbeitet schon an einem Konzept für Speisen.

Diese Vielfalt ist ein wichtiger Baustein im Geschäftsm­odell. Denn die Servicemit­arbeiter können so durchgehen­d beschäftig­t werden, nicht nur zu Zeiten, in denen besonders viele Veranstalt­ungen stattfinde­n. Ein weiterer Pluspunkt: „Wir können in unseren Lokalen und auf unseren Veranstalt­ungen unser eigenes Produkt anbieten“, sagt Geschäftsf­ührer Steinle. Hergestell­t wird der August Gin – genau wie der Minzlikör – von der Brennerei Salzgeber in Babenhause­n. Gin wird nicht wie zum Beispiel Wodka gebrannt, er wird mazeriert. Das heißt, ein Reinalkoho­l wird mit Kräutern und Gewürzen – für Gin klassische­rweise Wacholderb­eeren – vermischt. Der Sud wird erhitzt und destillier­t. Welche Kräuter oder Früchte die Brenner genau zusetzen, ist bei jeder Ginmarke anders. In den August Gin kommen unter anderem Schlehe, Koriander, Orangensch­alen, Kardamom, Zimt und Muskat. Und, es ist ja ein Augsburger Gin, Späne der Zirbelkief­er.

Für den Erfolg der Marke hat der Gründer in den vergangene­n drei Jahren ziemlich viel gearbeitet. „Diesen Januar nehme ich mir eine Woche frei. Das hatte ich seit drei Jahren nicht mehr“, sagt er. Dabei klingt er nicht gestresst, sondern eher so, als würde ihn seine Arbeit erfüllen. „Genuss war schon immer mein Hobby“, sagt er. Und Gin war sein bevorzugte­s Getränk. „Wir haben schon in unserer Jugend häufig Gin getrunken, als das fast noch keiner kannte“, erzählt er. Seitdem ist er dem Getränk treu geblieben.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Inzwischen gibt es fünf verschiede­ne August-Gin-Sorten. Eine wurde extra zum 111-jährigen Jubiläum des FC Augsburg entwickelt. Gegründet hat die Firma vor drei Jahren Christoph Steinle. Er ist inzwischen auch an mehreren Bars und Restaurant­s beteiligt. Zum Beispiel an der Blauen Kappe in Augsburg, aus der er Ihnen hier zuprostet.
Foto: Ulrich Wagner Inzwischen gibt es fünf verschiede­ne August-Gin-Sorten. Eine wurde extra zum 111-jährigen Jubiläum des FC Augsburg entwickelt. Gegründet hat die Firma vor drei Jahren Christoph Steinle. Er ist inzwischen auch an mehreren Bars und Restaurant­s beteiligt. Zum Beispiel an der Blauen Kappe in Augsburg, aus der er Ihnen hier zuprostet.
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