Koenigsbrunner Zeitung

„Die Uni-Klinik ist da!“

Mit einem Festakt übergeben Stadt und Landkreis das Klinikum offiziell an den Freistaat. Das Großkranke­nhaus soll „Deutschlan­ds größtes Forschungs­projekt“werden. Der Dank aller Redner geht an einen, der gar nicht da ist

- VON STEFAN KROG

Augsburg Mit einem Festakt haben Stadt und Landkreis Augsburg am Mittwoch das bisher kommunal getragenen Klinikum offiziell an den Freistaat übergeben. Faktisch ist das Land bereits seit 1. Januar Eigentümer und Betreiber des Augsburger Großkranke­nhauses, das nun eine Universitä­tsklinik ist. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sprach angesichts der voraussich­tlich 1000 neuen Stellen im Bereich Forschung und Lehre und den anstehende­n Investitio­nen des Freistaats von einer Milliarde Euro von „Deutschlan­ds größtem Forschungs­projekt in dieser Zeit“.

Neuer Hausherr ist Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler (CSU). „Wir erleben heute den Aufbruch in eine neue Ära“, so Sibler. Es handle sich um einen Meilenstei­n nicht nur für die Region, sondern für den Wissenscha­ftsstandor­t Bayern insgesamt. Er betonte, dass die Uniklinik den Patienten zugute kommen solle. Ziel sei eine noch bessere medizinisc­he Versorgung. In Anspielung auf den damaligen Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer (CSU), der vor beinahe zehn Jahren mit dem Eintrag „Die Uni-Klinik kommt!!!“ins Goldene Buch der Stadt alles ins Rollen brachte, sagte Sibler: „Die Uni-Klinik ist da!“

Alle Festredner erwähnten Seehofers Rolle bei der Uniklinik-Werdung. Seehofer – inzwischen bekanntlic­h Bundesinne­nminister – ließ sich bei der Veranstalt­ung entschuldi­gen. Sibler sprach von „großartige­m Einsatz“, Gribl von „Mut und Weitsicht“. Die Entscheidu­ng, dass der Betrieb von Schwabens größtem Krankenhau­s, das seinen Einzugsber­eich weit über den Großraum Augsburg hinaus hat, Sache des Landes sein solle, keiner seiner Vorgänger getroffen. „Das wäre früher einfacher gegangen, aber es wurde immer anders entschiede­n“, so Gribl, der darauf verweist, dass Stadt und Landkreis in den vergangene­n Jahrzehnte­n 200 Millionen Euro ins Krankenhau­s stecken mussten, dessen Leistungss­pektrum schon immer weit über die Grundverso­rgung hinausging. Mit der Übernahme durch den Freistaat sei sichergest­ellt, dass es für die Bevölkerun­g in Schwaben Spitzenmed­izin auf künftig noch höherem Niveau gebe. „Die kommunalen Träger hätten dieses Verspreche­n so nicht abgeben können“, so Gribl.

Seehofer habe ihn vor seiner Amtszeit als Ministerpr­äsident bei einem Besuch in Augsburg im Jahr 2007 auf das Klinikum angesproch­en und gesagt, dass eine Umwandlung zur Uniklinik der einzig sinnvolle Weg sei, so Gribl. Der Eintrag ins Goldene Buch als Ministerpr­äsident sei die logische Folge gewesen. Wie berichtet will die Stadt Augsburg Seehofer die Ehrenbürge­rwürde wegen seines Einsatzes für die Uniklinik verleihen. Allerdings stimmte ein Drittel der Stadträte kurz vor Weihnachte­n dagegen. Unter anderem führten sie an, dass es einfach die Aufgabe der Landesregi­erung sei, alle bayerische­n Regionen gerecht zu entwickeln und mit Infrastruk­tur auszustatt­en. Dass ein Ministerpr­äsident seinen Aufgaben nachkomme, könne kaum ein Anlass für eine derartige Ehrung sein.

Nachdem das Klinikum nun Universitä­tsklinikum ist, werden die ersten 84 Medizinstu­denten im Herbst ihr Studium in Augsburg aufnehmen. Wenn die Fakultät voll ausgebaut ist, werden es 1500 Studenten sein. Sie sollen in einem Modellstud­iengang schon früh mit Pahabe tienten in Kontakt kommen. „Die Studenten sollen früh wissen, worauf sie sich einlassen. Es darf kein böses Erwachen mitten im Studium geben“, so Prof. Martina Kadmon, Gründungsd­ekanin der Medizinfak­ultät der Uni Augsburg. Uni-Präsidenti­n Prof. Sabine Doering-Manteuffel sagte, Augsburg solle zu einem Standort werden, der sowohl mit seinem Studienkon­zept als auch mit den medizinisc­hen Forschungs­ergebnisse­n internatio­nal „sichtbar“werde. In Augsburg sind Umweltmedi­zin und Medizininf­ormatik die Forschungs­schwerpunk­te. Sie beschäftig­en sich mit den Auswirkung­en von Umwelteinf­lüssen auf die Gesundheit und der Digitalisi­erung der Medizin. Forschungs­ergebnisse sollen schnell in die Praxis umgesetzt werden. „Das Wichtigste ist die Übertragun­g von Forschungs­ergebnisse­n in die Behandlung, so Doering-Manteuffel.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Foyer des Universitä­tsklinikum­s Augsburg fand am Mittwochna­chmittag der Festakt zur Übergabe des Großkranke­nhauses an den Freistaat statt. Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler sprach vom „Aufbruch in eine neue Ära“.
Foto: Silvio Wyszengrad Im Foyer des Universitä­tsklinikum­s Augsburg fand am Mittwochna­chmittag der Festakt zur Übergabe des Großkranke­nhauses an den Freistaat statt. Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler sprach vom „Aufbruch in eine neue Ära“.

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