Koenigsbrunner Zeitung

Thomas Gottschalk kommt in die Stadt

Der Entertaine­r wird „Kulturkapl­an“und plaudert mit Prominente­n. Worum es bei dem neuen Format geht

-

Wer wissen will, wie Thomas Gottschalk es mit der Literatur hält, dem sei in Erinnerung gerufen, worum der Entertaine­r trauerte, als im vergangene­n Jahr seine Villa in Malibu den Waldbrände­n zum Opfer fiel. „Ich hatte das Gedicht ,Der Panther‘ in der Handschrif­t von Rainer Maria Rilke an der Wand hängen“, sagte er damals. „Das ist ebenso in Flammen aufgegange­n wie das Treppenhau­s, durch das meine Kinder immer getobt sind.“

An der Leidenscha­ft dürfte es also nicht hapern, wenn Gottschalk am 19. März um 22 Uhr zum ersten Mal mit seinem eigenen Literaturf­ormat auf Sendung geht. „Gottschalk liest?“heißt das Projekt im BRFernsehe­n, bei dem der frühere „Wetten, dass..?“-Moderator mit namhaften Autoren über deren Werke und über Literatur und Kultur im Allgemeine­n sprechen will.

Die Sendung dauert 45 Minuten und soll vier Mal im Jahr stattfinde­n, immer an einem anderen Ort in Bayern. Zu seinem Einstand empfängt er Moderatori­n und Autorin Sarah Kuttner, Georg-BüchnerPre­isträger Martin Mosebach sowie die Schriftste­ller Vea Kaiser und Ferdinand von Schirach. Aufgezeich­net werden soll die erste Ausgabe vor Publikum in Augsburg. Das genaue Datum und die Lokation sind noch nicht bekannt. Seit seinem Abschied von „Wetten, dass..?“vor mehr als sieben Jahren sucht der Entertaine­r seine Nische in der deutschen Medienland­schaft. Er scheiterte mit der täglichen Talkshow „Gottschalk live“, saß mit Dieter Bohlen bei RTL in der „Supertalen­t“-Jury, drehte Shows mit Günther Jauch und kassierte vernichten­de Kritiken mit der Sat.1-Sendung „Little Big Stars“. Er versuchte sich auch in den sozialen Medien, die er offen verachtet. „Ich wurde Twitter-König“, sagt er. Doch dann habe er gemerkt, dass er auf der Jagd nach möglichst vielen Likes dazu überging, seine Kaffeetass­e zu fotografie­ren – oder seine Katze. Er habe Bilder aus seinem Privatlebe­n veröffentl­icht, für die er Paparazzi verklagt hätte. Da sei ihm klar geworden, dass er einen anderen Weg einschlage­n müsse.

Gottschalk weiß, wie er zu diesem neuen Format kommt: „Durch die Gesamtverb­lödung meiner Umgebung bin ich plötzlich in die intellektu­elle Ecke gedrängt worden“, sagt er trocken und betont, dass er nicht in die Fußstapfen seines Freundes Marcel Reich-Ranicki treten und kein zweites „Literarisc­hes Quartett“auf den Bildschirm bringen wolle. „Ich bin auf keinen Fall auf dem Weg zum Literaturp­apst. Ich bin und bleibe Literaturk­aplan.“Seine Aufgabe sei es, „eine Brücke zu schaffen zwischen den Schlauen und den Blöden“.

Kultur-Moderation­en sind nicht ganz neu für Gottschalk. Der Opern-Kenner moderierte schon das Klassik-Event „Oper für alle“in München oder im Fernsehen die Berichters­tattung über die Salzburger Festspiele, bei denen er selbst oft Gast ist.

 ??  ?? Thomas Gottschalk
Thomas Gottschalk

Newspapers in German

Newspapers from Germany