Koenigsbrunner Zeitung

Das steckt hinter „Salomos Hohelied der Liebe“

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● Das Buch ist eine Sammlung von insgesamt rund 30 – auch erotischen – Liebeslied­ern, die König Salomon zugeschrie­ben, wohl von ihm aber nur gesammelt wurden. Es wird seit dem Mittelalte­r in acht Kapitel eingeteilt.

● Der Titel geht auf Martin Luther zurück, der das Buch „Das Hohelied Salomonis“benannte. Die Lieder sind zu einem Dialog zwischen Mann und Frau angeordnet; dabei steht die Frau nicht nur im Mittelpunk­t, sie wird als auffallend handlungsa­ktiv, mächtig und stark präsentier­t. Ihr Sehnsuchts­lied eröffnet und mit ihren Aufforderu­ngsversen an den Geliebten, schnell zu ihr zu eilen, schließt die Sammlung. ● Die Handlung Es gibt in dem Sinne keine fortschrei­tende Handlung; die bildhafte Sprache der Poesie spiegelt mehr das Wechselspi­el von Liebe, im Sehen und Begehren, im Suchen und im Finden, im Beieinande­r- und Getrenntse­in wider.

● Geschichte Entstehung der Lieder liegt vermutlich zwischen 500 und 200 vor Christus.

● Glaubensfr­agen Umstritten war, ob man sie in den Kanon der heiligen Bücher mit aufnehmen solle; man tat es und unterstric­h über Jahrhunder­te, dass die Liebesbezi­ehung (jüdische Tradition) voranging auf Gott und die Liebe zum auserwählt­en Volk Israel, be-

ziehungswe­ise (christlich­e Tradition) zwischen Christus und der Kirche als „Braut Christi“zu interpreti­eren sei, obwohl das Wort Gott kein einziges Mal erwähnt wird.

Theologie Diese Auslegung des Hohelieds befindet sich seit dem 18. Jahrhunder­t zunehmend in der Defensive. Heute zählt das Hohelied, von dem sich vielfach Maler, Schriftste­ller oder Komponiste­n anregen ließen, zur Liebeslite­ratur. Es wird aber auch von heutigen Theologen gerade in der konkreten, auch leiblichen Liebe zwischen Mann und Frau die große Liebe Gottes als Zusage an die Menschen gesehen. (anco)

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