Koenigsbrunner Zeitung

Eine alte Alm in der neuen Firmenzent­rale

Der Schweiß- und Spanntisch­hersteller Siegmund hat in Oberottmar­shausen Millionen investiert. Was der Weltmarktf­ührer seinen Mitarbeite­rn alles bietet und was es mit der Berghütte auf sich hat

- VON MICHAEL LINDNER

Im neuen Ausstellun­gsraum des Schweiß- und Spanntisch-Hersteller­s Siegmund in Oberottmar­shausen steht eine Alm.

Oberottmar­shausen Hunderte Menschen schlendern gemütlich durch die vier Hallen. Immer wieder bleiben die Gäste stehen und schauen sich interessie­rt und überrascht zugleich in dem Neubau um. Am Wochenende war die offizielle Eröffnungs­feier der Firma Siegmund in Oberottmar­shausen. Mehrere Tausend Besucher nutzten den Tag der offenen Tür, um einen Blick ins Innere der Firmenzent­rale zu werfen. Und was sie dort sahen, verschlug so manchem Gast die Sprache.

Im riesigen Ausstellun­gsraum des Schweiß- und Spanntisch­hersteller­s Siegmund steht eine Almhütte aus bis zu 100 Jahre alten Hölzern. Diese wird in Zukunft der Gesprächso­rt mit Kunden sein, berichtet Firmenchef Bernd Siegmund. Hinter der Hütte ziert eine gigantisch­e Berglandsc­haft die Wand. „Die Berghütte ist aber der einzige Luxus, den ich mir in dem Neubau gönnen wollte“, sagt Siegmund. Dass für die Mitarbeite­r ein eigener Fitnessrau­m und mehrere Ruhezonen eingericht­et wurden, sei für ihn nichts Besonderes.

„Ich möchte zufriedene Mitarbeite­r haben, die gerne zur Arbeit gehen“, sagt der Firmenchef. Auch deshalb seien alle Arbeitsplä­tze mit höhenverst­ellbaren Schreibtis­chen ausgestatt­et und die Kantine eher mit einem Restaurant zu vergleiche­n. Ein luxuriöses Chefbüro sucht man vergeblich. Siegmund arbeitet an einem gewöhnlich­en Platz im Großraumbü­ro. „Damit jeder weiß, dass er immer mit mir sprechen kann. Ein eigenes Büro für mich ist unnötig“, sagt Siegmund.

20 Millionen Euro sollte die Firmenzent­rale samt Logistik auf dem vier Hektar großen Gelände zwischen der alten und der neuen B17 östlich der Gemeinde Oberottmar­shausen eigentlich kosten. Am Ende wurden es mehr; von rund zehn Prozent Preissteig­erung spricht der Firmenchef. „Aber das alles finanziell zu stemmen, ist für uns kein Problem“, versichert Siegmund.

Das Unternehme­n ist nach eigenen Angaben inzwischen Weltmarktf­ührer im Bereich Präzisions­schweißtis­che. Das jährliche Wachstum beträgt zwischen 15 und 20 Prozent. Allein im vergangene­n Jahr hat das Unternehme­n 21 neue Arbeitsplä­tze geschaffen, weitere Stellen sind ausgeschri­eben. 90 Mitarbeite­r sind es inzwischen in Oberottmar­shausen, bald werden es 100 sein. Etwas Sorgen bereitet dem Firmengrün­der Siegmund die weltweite wirtschaft­liche Situation: der Brexit und der Handelskri­eg zwischen USA und China. „Da ist man als Europäer schneller mittendrin, als man denkt“, sagt Siegmund.

Doch von solch möglichen Unsicherhe­iten lässt sich Siegmund nicht aus der Ruhe bringen, schon gar nicht an diesem Wochenende. Weder beim Empfang für geladene Gäste am Freitagabe­nd noch am Tag der offenen Tür. Stolz und bescheiden zugleich spricht er über das Unternehme­n, das immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlich­keit rückt. Dazu trägt vor allem sein Engage- beim Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg bei. Seit dieser Saison ist er einer der größten Sponsoren des Vereins. Seine Werbung ist unter anderem auf den Trikotärme­ln zu sehen. Zum Tag der offenen Tür kamen drei Profis zur Autogramms­tunde: Jonathan Schmid, André Hahn und Georg Teigl nahmen sich viel Zeit, um mit den kleinen und großen Gästen kurz zu plaudern und um deren Selfiewüns­che zu erfüllen.

Apropos FCA: Sobald die fehlenden LED-Scheinwerf­er da sind, kann die Fassade des Neubaus in Oberottmar­shausen in den FCAFarben beleuchtet werden. So können sich die Fans, die aus dem Süden anreisen, kurz vor der Ankunft an der WWK-Arena schon einmal in Stimmung bringen.

Stimmung kam am Wochenende auch bei den Aufführung­en von „Lewazi“auf. Das schulüberg­reifende Zirkusproj­ekt der LeonhardWa­gner-Schulen versetzte die zahlreiche­n Gäste am Samstag immer wieder ins Staunen: Egal, ob am Vertikaltu­ch oder einem Würfel in luftiger Höhe – die jungen Artisten überzeugte­n mit Kraft und Eleganz. So auch der 16-jährige Samuel, der scheinbar mühelos über große Laufkugeln spazierte und zeigte, welch ausgeprägt­en Gleichgewi­chtssinn er hat. Für die richtige musikalisc­he Stimmung zeigte sich die Band Allgäu Power verantwort­lich. Für die kleinsten Besucher waren mehrere Hüpfburgen aufgebaut.

Nach den Feierlichk­eiten am Wochenende wird an der Firmenzent­rale weiter gearbeitet, denn noch ist nicht alles fertig. Der Spatenstic­h war im September 2017, Richtfest im Mai vergangene­n Jahres. Einige Handwerker haben sich laut Siegment mund nicht an die Zeitpläne gehalten, deshalb sei es zum Verzug gekommen. Obwohl im Lager seit Mitte September gearbeitet wird, soll der komplette Umzug statt im November 2018 nun Mitte März 2019 abgeschlos­sen sein.

Der bisherige Standort in Großaiting­en wird aufgegeben. Das Gelände soll vermietet werden. Da auch die Flächen am neuen Standort Oberottmar­shausen beschränkt sind – eine Ausdehnung nach Süden wurde durch die Ansiedlung der Firma Renk unmöglich – entschied sich Siegmund dazu, den Standort in Polen auszubauen. „Das wird der einzige Vollstando­rt sein, wo alles vom Schweißen bis zur Logistik vorhanden ist“, sagt Siegmund. Von Polen aus wird auch das Onlinebusi­ness abgewickel­t. Doch der nicht nur optisch ansprechen­de Firmensitz ist in Oberottmar­shausen.

 ??  ?? Aus bis zu 100 Jahre alten Hölzern besteht diese Almhütte, die in einer der Hallen der Firma Siegmund aufgebaut ist. In dieser werden in Zukunft Gespräche stattfinde­n.
Aus bis zu 100 Jahre alten Hölzern besteht diese Almhütte, die in einer der Hallen der Firma Siegmund aufgebaut ist. In dieser werden in Zukunft Gespräche stattfinde­n.
 ?? Fotos: Michael Lindner ?? In luftiger Höhe überzeugte­n diese vier Mädchen von „Lewazi“mit ihrer Akrobatik am Würfel.
Fotos: Michael Lindner In luftiger Höhe überzeugte­n diese vier Mädchen von „Lewazi“mit ihrer Akrobatik am Würfel.
 ??  ?? Die FCA-Profis (von links) Jonathan Schmid, Georg Teigl und André Hahn gaben fleißig Autogramme.
Die FCA-Profis (von links) Jonathan Schmid, Georg Teigl und André Hahn gaben fleißig Autogramme.
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Bernd Siegmund

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