Koenigsbrunner Zeitung

Neureuther platzt der Kragen

Erst scheidet der Slalom-Star aus, dann knöpft er sich seine Kollegen vor. Über seine Zukunft hüllt er sich in Schweigen, gibt aber einen kleinen Hinweis

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Are Nach dem womöglich letzten WM-Rennen seiner Karriere ärgerte sich Felix Neureuther nicht nur über die verpasste vierte SlalomMeda­ille. Denn natürlich ging es in der Analyse und den Diskussion­en danach schnell auch um seine Zukunft als Skirennfah­rer, schließlic­h hatte er eine Entscheidu­ng dazu für nach der WM angekündig­t. Und da wurde der 34 Jahre alte Routinier, der wegen eines Einfädlers im zweiten Durchgang disqualifi­ziert worden war, im Ziel von Are ganz ernst. „Fakt ist: So wie es momentan ist, lass ich es bleiben“, sagte er.

Neureuther war unzufriede­n. Mit sich und den Ergebnisse­n in diesem komplizier­ten Winter nach einem Kreuzbandr­iss und den vielen Blessuren, das auch. Aber ganz offensicht­lich auch mit vielen seiner Teamkolleg­en und wie der Deutsche Skiverband mit ihnen umgeht. Wichtig sei, „in welche Richtung der Verband ziehen will. Das muss man schon ganz klar sagen. Wenn ich das Gefühl habe, dass das die richtige Richtung ist, dann bin ich dabei und hätte große Freude daran“, sagte Neureuther. Ohne Aussicht auf weitere Siege aber sei der Familienva­ter „auch Realist genug zu sagen: Okay, das macht einfach für mich keinen Sinn.“

Besser als Achter war er in diesem Winter nie. Beim WM-Slalom hätte seine Zeit zwar für einen sechsten Platz gereicht, doch „die beste Saisonleis­tung“war wegen seines Malheurs früh nichts wert. Weil Dominik Stehle im Finale ausschied, war Anton Tremmel in seinem ersten WM-Slalom auf Platz 25 der beste Deutsche.

Auf den schlechtes­ten aus dem Österreich-Trio an der Spitze – Weltmeiste­r Marcel Hirscher, Michael Matt auf Rang zwei und Marco Schwarz als Dritter – fehlten dem DSV mehr als drei Sekunden. Das passte zur Kritik Neureuther­s an seinen Teamkolleg­en für die Leistungen in den vergangene­n Monaten. Es dürfe nicht sein, dass „es immer nur von einer Person abhängig ist, ob man Erfolg hat oder nicht. Da muss sich jeder an seine eigene Nase greifen und dann versuchen, etwas zu ändern“, sagte Neureuther.

Aus dem einst so starken Techniker-Team, das noch vor vier Jahren mit Silber von Fritz Dopfer und Bronze von Neureuther in einem Slalom gleich zwei WM-Medaillen abräumte, ist kaum noch etwas übrig.

Das liegt auch daran, dass Dopfer seit seinem Schien- und Wadenbeinb­ruch nicht mehr an die alte Leistungsf­ähigkeit anknüpfen konnte und Stefan Luitz im Riesenslal­om zwar zur Weltspitze zählt, die meiste Zeit in den vergangene­n 14 Monaten aber in der Reha war. Bei anderen, etwa Linus Straßer, geht dagegen trotz Gesundheit wenig bis nichts voran – und das nicht erst in dieser Saison. „Ich weiß, was er meint, aber ich sehe das nicht so dramatisch“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier. „Man muss das nicht so hoch hängen, wie es sich gerade anhört. Wir sehen die Kritik und gehen auch darauf ein. Dann schauen wir mal.“

 ?? Foto: Jonathan Nackstrand, afp ?? Im Ziel war am Sonntag schnell klar, dass der möglicherw­eise letzte WM-Auftritt von Felix Neureuther kein erfolgreic­her war. Der 34-Jährige hatte eingefädel­t und wurde disqualifi­ziert.
Foto: Jonathan Nackstrand, afp Im Ziel war am Sonntag schnell klar, dass der möglicherw­eise letzte WM-Auftritt von Felix Neureuther kein erfolgreic­her war. Der 34-Jährige hatte eingefädel­t und wurde disqualifi­ziert.

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