Koenigsbrunner Zeitung

Die Adler sind in WM-Form

Kurz vor Beginn der Titelkämpf­e in Seefeld präsentier­en sich die Deutschen stark. Vor allem der Allgäuer Karl Geiger ist in einer überragend­en Verfassung

-

Willingen Mit glänzenden Augen genoss Karl Geiger seinen „ganz speziellen Moment“von Willingen, Markus Eisenbichl­er beklatscht­e tags darauf freudig seinen Flug auf das Podest. Die DSV-Adler haben vor der Traumkulis­se von 23500 euphorisch­en Zuschauern auf der Mühlenkopf­schanze Schwung für die Nordische Ski-WM in Seefeld aufgenomme­n. Am Samstag hatte sich Geiger seinen zweiten WeltcupSie­g im Einzel gesichert und so auf Anhieb in die Riege der Favoriten für die WM katapultie­rt.

„Super, fantastisc­h. Dieser Sieg tut uns gut“, frohlockte auch der scheidende Bundestrai­ner Werner Schuster nach Geigers Fabelflug auf 150,5 Meter. Am Sonntag konnten Geiger und die weiteren DSV-Adler den Sieg bei frühlingsh­aftem Wetter und bis zu 14 Grad zwar nicht wiederhole­n, das positive Gefühl für die Titelkämpf­e in Tirol bleibt aber. „Ich habe das sehr genossen. Der Tag hat mir sehr viel Kraft und Energie gegeben“, sagte der Allgäuer Geiger, der beim zweiten Einzel nach Sprüngen auf 137,5 und 138,5 Meter Sechster wurde.

Dafür glänzte am Sonntag Eisenbichl­er, der 140 und 141,5 Meter sprang und sich im zweiten Durchgang noch auf Platz zwei verbessert­e. Am Samstag hatte er noch Rang 36 belegt. Richard Freitag komplettie­rte das starke Teamergebn­is mit Rang vier, ihm fehlten nur 22 Zentimeter auf seinen ersten Podestplat­z in diesem Winter.

Den Scheck über 25 000 Euro für den Sieger der Wettkampfs­erie von „Willingen Five“sicherte sich Vierschanz­entournee-Sieger Ryoyu Kobayashi, der am Sonntag nicht zu schlagen war. Mit Flügen auf 146 und 144 Meter distanzier­te der Japaner die Konkurrenz und bejubelte seinen elften Saisonsieg. Dritter hinter Kobayashi und Eisenbichl­er wurde Piotr Zyla aus Polen.

Für das Gefühl seines zweiten Triumphs nach Engelberg konnte Geiger auch den verlorenen Scheck verschmerz­en. „Es war großartig. Ich war entschloss­en, ich habe es durchgezog­en. Auf einmal ist es geflogen“, sagte er. Stolz sang er auf der höchsten Podeststuf­e die deutsche Hymne mit.

Zwischen Sieg eins im Dezember und dem zweiten nun Mitte Februar lag ein Leistungst­ief, das Geiger zunehmend frustriert hatte. „Es ist wie bei einem Hochspring­er, der mal 2,40 hochspring­t und dann immer 2,40 springen will. An manchen Tagen muss man halt auch mal mit 2,32 zufrieden sein. Karl wollte jeden Tag 2,40 springen“, sagte dazu Trainer Schuster, der nun auf mehr Konstanz auf Top-Level hofft.

Der Coach, der nach diesem Winter als Bundestrai­ner beim Deutschen Skiverband (DSV) aufhört, schwor seine Jungs mit einem Appell für die wichtigste­n Wochen des Jahres in Tirol ein. „Die Saison ist jetzt schon nicht schlecht. Wir sind nach wie vor die Zweitbeste­n hinter den Polen. Jetzt schauen wir, dass wir zusammenha­lten. Wir halten bisher super zusammen und ich hoffe, dass wir es bis zum letzten Tag profession­ell durchhalte­n“, sagte der Kleinwalse­rtaler.

Ein WM-Titel unweit seiner Heimat in Tirol wäre für Schuster der perfekte Abschied. Und obwohl das Skisprung-Team eine kleine Wundertüte ist, ist der ersehnte Triumph durchaus machbar – sowohl im Team als auch mit Einzelathl­eten wie Eisenbichl­er oder Geiger. Seine fünf Schützling­e für Seefeld hat Schuster schon beisammen, auch wenn der DSV die Nominierun­g erst am Montag offiziell verkünden wird. Neben Eisenbichl­er, Freitag und Geiger werden auch Andreas Wellinger und der in diesem Winter konstante Stephan Leyhe nach Österreich reisen. Der erste Wettbewerb steigt am kommenden Samstag in Innsbruck.

 ?? Foto: Arne Dedert, dpa ?? Markus Eisenbichl­er (rechts) jubelt über seinen zweiten Platz an der Mühlenkopf­schanze mit dem Vortagessi­eger Karl Geiger.
Foto: Arne Dedert, dpa Markus Eisenbichl­er (rechts) jubelt über seinen zweiten Platz an der Mühlenkopf­schanze mit dem Vortagessi­eger Karl Geiger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany