Tolle Musik, tolle Sängerin
Julia Biel im Jazzclub
Eben noch in London, am Freitagabend in Augsburg: Mit der international renommierten Jazzsängerin Julia Biel trat ein besonderer Gast im Jazzclub auf. Biel präsentierte dort am Freitagabend zusammen mit dem Bassisten Kevin Toublant und dem Schlagzeuger Ayo Salawu ihre Songs. Die Kompositionen scheinen aufs Erste zwar überwiegend vertraut zu klingen, Biels Stimme ist jedoch außergewöhnlich und das macht die Musik wieder erfrischend. Kritiker vergleichen die Sängerin mit Amy Winehouse oder Norah Jones, ein bisschen kann man auch musikalische Attitüden von Adele heraushören. Für die Bewertung ihrer Musik ist das letztendlich aber nicht relevant, denn Biel geht einen eigenen Weg und lässt sich allenfalls inspirieren.
Geboten war ein über zwei Stunden dauerndes Musikerlebnis zum Staunen, Durchatmen und Relaxen: von Smooth Jazz bis zur Popballade – mit einem Hauch von Soul. Besonders auffallend war Biels Kopfstimme, welche sie wiederkehrend benutzte, es dann aber schaffte, wieder zur rechten Zeit in tiefere Stimmlagen zurückzukehren. Dabei war die Treffsicherheit ihres Gesangs besonders beeindruckend. Schnell zeigt sich bei Biels Musik, dass die Sängerin aus der Londoner Jazzszene kommt. Deutscher beziehungsweise „deutsch-gemachter“Jazzpop klingt doch um eine ganze Ecke anders.
Dass Julia Biel in der Jazzwelt mittlerweile als Weltstar gilt, merkte man ihr selbst nicht an. Zurückhaltend und bescheiden betrat die 42-jährige Engländerin die Bühne und begrüßte das Augsburger Publikum auf Deutsch. Dabei schien sie von der familiären und heimeligen Atmosphäre des Jazzclubs besonders angetan. Manche internationalen Künstler wären später in der Pause oder nach dem Konzert irgendwo backstage verschwunden. Nicht so Julia Biel – sie setzte sich einfach an die Theke und gab ihren Fans Autogramme.
So zurückhaltend die Jazzsängerin ist, so abgeklärt performt sie ihre Songs. Denn sie singt nicht nur, sie spielt auch Klavier oder Gitarre dazu; und das auf einem bemerkenswerten Niveau. Ihre Musikpartner Toublant und Salawu stehen ihr diesbezüglich in nichts nach.
Das ist nicht der einzige Grund, warum man dem Londoner Jazztrio gerne zuhört. Die Songs sind einfach gut gemacht und genau in der richtigen Balance – die ein oder andere unvorhergesehene Wendung inbegriffen; „Nobody Loves You Like I Do“ist so ein Song. Zuvor versetzte Biel ihr Publikum mit „Hymn to the Unknown“, im Gedenken an ein verstorbenes Familienmitglied, in Sehnsucht und Andacht – ein Gänsehautmoment. Allerdings waren an diesem Abend nicht alle 17 Songs von Melancholie geprägt, mit „Emily“wurde es auch beschwingter. Einfach tolle Musik, der man gerne zuhört! Und eine einzigartige Persönlichkeit, diese Julia Biel.