Modernes Museum im alten Schloss Friedberg
900 Objekte von Uhren bis zum Burgmodell werden präsentiert – und das für alle Sinne
Friedberg Im Frühling eröffnet in Friedberg ein neues Ausflugsziel: das Museum samt Café mit Terrasse im Wittelsbacher Schloss. Der Bau ist nach der 23 Millionen Euro teuren Sanierung bislang nur zu Veranstaltungen geöffnet. Im Südflügel wird nun auf 1000 Quadratmetern Nutzfläche das Heimatmuseum einziehen, das auch vor dem Umbau bis 2015 im Schloss seinen Sitz hatte. Mit dem, was man landläufig mit dem verstaubt klingenden Begriff Heimatmuseum verbindet, wird das wenig zu tun haben.
Die Einrichtung präsentiert, ähnlich modern wie Augsburger Textilmuseum oder Fugger-und-WelserMuseum, Schätze aus Friedberges Geschichte, allen voran die kunstvollen Uhren, die im 16. und 19. Jahrhundert von der Herzogstadt bis ins Osmanische Reich verkauft wurden. Dutzende Uhrmacher wirkten damals in der Stadt. Ihnen allein sind fünf Räume gewidmet, in denen die schmucken Zeitmesser in Vitrinen gezeigt werden. Wie im restlichen Museum wird auch dies eine Präsentation für alle Sinne.
Die Schau arbeitet mit Raumtönen, in diesem Fall das Klicken und Schlagen der Uhren, ein Film über das Uhrmacherhandwerk läuft. An einer Werkbank können Besucher eine Uhr basteln, an einem Uhrenturm ihr Zeitgefühl testen oder ein Puzzle zusammensetzen. Die Museumsleiterin Dr. Alice Arnold-Becker und ihr Team arbeiten mit den Münchner Innenarchitekten Hammerl & Dannenberg, die für Einrichtungen wie die Münchner Hypo-Kunsthalle arbeiten, sowie den auf Medieneinsatz in Museen spezialisierten P.medien zusammen.
Außer Uhren präsentiert das Museum sechs weitere Schwerpunkte: Schloss- und Stadtgeschichte, Fayencen, Archäologie, Wallfahrt und Sakralkunst sowie die heimischen Künstler Fritz Schwimbeck, der teils schaurig-fantastische Werke schuf, und Reinhart Heinsdorff, der unter anderem die 2-DM-Münzen mit dem Porträt Konrad Adenauers entwarf. Im Moment ist von alldem noch nichts zu sehen, sondern Handwerker – in erster Linie Schreiner und Vitrinenbauer und bald auch Grafiker – haben das Sagen. Mitte März, wenn sie ihre Arbeit beendet haben, stellen die Restauratoren rund 900 Objekte auf – von Grabbeigaben über ein Schlossmodell bis hin zu Tischgeschirr aus Friedberger Manufaktur. Die Produktion der Fayencen war im 18. Jahrhundert für kurze Zeit im Schloss untergebracht. Die Schlossgeschichte selbst wird in einem eigenen Raum im Torbogen des um 1257 von Herzog Ludwig von Bayern gegründeten Trutzbaus gezeigt. Der Raum und der Hof sind kostenlos zugänglich – ein ähnliches Konzept wie beim Viermetzhof des Augsburger Maximilianmuseums.
Außerdem soll das Heimatmuseum einen Shop und ein kleines Café betreiben. Im Sommer kann man sich auf die Terrasse im Schlossgarten setzen. Museumsleiterin Alice Arnold-Becker und Kulturamtsleiter Frank Büschel hoffen, dass dieses Konzept die Besucher anzieht. Schon in ihren alten Räumen in einem anderen Flügel des Gebäudes hatte die Einrichtung Erfolg – gerade auch mit Sonderausstellungen wie den genähten StoffDelikatessen der Künstlerin Stefanie Alraune Siebert. 2020 wird das Museum auf jeden Fall von der Landesausstellung profitieren, die dann in Aichach und im Schloss von Friedberg gezeigt wird. „Stadtluft macht frei“lautet deren Motto. Es geht um die Wittelsbacher und ihre Städte.