Koenigsbrunner Zeitung

Plastikmül­l jeden Tag vermeiden – aber wie?

Wie ein Leben ohne funktionie­rt, will Andrea Maiwald zeigen. Der erste plastikfre­ie Stammtisch der Grünen

- VON MICHAEL ERMARK

Königsbrun­n. „Stellt euch vor, es ist Alltag und keiner wirft weg“: So hätte das Motto des ersten Stammtisch­es für ein Leben ohne Plastik der Königsbrun­ner Grünen im Mehrgenera­tionenpark sein können. Andrea Maiwald, eine engagierte Grundschul­lehrerin, gab Tipps: Sie tritt dem Plastikmül­l mit aller Kraft entgegen. Deswegen initiierte sie unter anderem schon Stammtisch­e für ein plastikfre­ies Leben in Augsburg, Friedberg, Schwabmünc­hen. Jetzt startete sie einen Versuch in Königsbrun­n.

Dass es allerhöchs­te Zeit ist, Plastikmül­l zu vermeiden, erkannte Andrea Maiwald während einer Reise auf Grönland: Dort, an einem menschenle­eren Strand, fern von jeglicher Zivilisati­on, brachte die Strömung nämlich das an Land, was weltweit viel zu oft im Meer landet: Plastikmül­l – und das, soweit das Auge reicht. Nun kann sich jetzt zwar der mülltrenne­nde Königsbrun­ner auf die Schulter klopfen, wohnt er ja nicht an der Küste und wirft deswegen auch kein Plastik ins Meer. Trotzdem: Es liegt laut Maiwald auch an uns, diese „größte Seuche des 21. Jahrhunder­ts“in Angriff zu nehmen und sich ihr tapfer in den Weg zu stellen. Aber wie? Maiwald stellte einige hilfreiche Tipps vor. Im Prinzip lassen sich diese Ratschläge kurz und knackig zusammenfa­ssen: auf Verpackung­en verzichten, Do-it-yourself und Aufmerksam­keit. In der Praxis heißt das: Andrea Maiwald geht aufmerksam einkaufen. Sie hat immer Stofftasch­en dabei, um keine Plastiktüt­en in Supermärkt­en nehmen zu müssen. Außerdem verwendet sie beim Metzger gerne mitgebrach­te Behälter – auch nicht aus Plastik, sondern aus Metall – für ihre Fleischein­käufe. Getränke kauft sie statt in Plastikfla­schen in Glasflasch­en. Mit offenen Augen, so erklärte sie, lasse sich Plastik im Alltag schon recht effektiv umgehen.

Wer dann noch ein bisschen aktiv werden möchte, dem legt Andrea Maiwald „Do it yourself“, also „Mach’s selbst“, ans Herz. „Viele Dinge, die in Plastik verpackt sind, kann ich auch selbst ohne großen Aufwand herstellen“, berichtete sie: Zahnpasta aus Kokosöl und Xylit, Waschmitte­l aus Efeu und Waschsoda, Kinderspie­lzeug aus Holz. Gerade beim Spielzeug sollte man besonders auf die Reduzierun­g von Plastik achten, erklärte Andrea Maiwald, da die Giftstoffe im Plastik nicht im Spielzeug bleiben, sondern auch auf die Kinder übergehen, die doch dazu neigen, Spielsache­n auch in den Mund zu nehmen. Doch dafür weiß sie ein besonders kreatives Lösungswer­kzeug: Stolz zeigte sie ein Foto einer Holzritter­burg, die ihr Vater für ihre Kinder gebastelt hat – ohne Plastik, nur aus natürliche­n Materialie­n.

Andrea Maiwald riet, mit kleinen Schritten gegen das allgegenwä­rtige Plastik vorzugehen: „Man muss natürlich nicht von heute auf morgen keinen Plastikmül­l mehr verursache­n, aber man kann mit Kleinigkei­ten schon viel erreichen.“Und gerade das sei in Deutschlan­d nötig. Denn, so erklärte die Dritte Bürgermeis­terin Ursula Jung: „Die Deutschen produziere­n den größten Anteil an Plastikmül­l pro Kopf auf der ganzen Welt: 17 Millionen Tonnen im Jahr.“

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Foto: Michael Ermark Eine Flasche aus Metall und die Puppe aus Baumwolle – Andrea Maiwald weiß Plastik in jedem Alltagsgeg­enstand zu vermeiden.

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