Wenn Frauen unter sich sind
In Obergessertshausen haben sich vor mehr als 20 Jahren ein paar Damen zusammengetan. Sie gestalten gemeinsam Freizeit und spenden das Geld, das übrig bleibt
Obergessertshausen Wenn Frauen unter sich sind, dann sind sie sehr viel entspannter und lustiger als in gemischten Runden, davon ist Silvia Schuster überzeugt. Und deshalb hat die sportliche junge Frau, Übungsleiterin im Sportverein, die Idee entwickelt, einfach nur mit Frauen einen Ausflug zu machen. Der Gedanke reifte beim gemeinsamen Damenwalken und hat schnell wie ein Virus um sich gegriffen. Das war 1997.
Aus dem Ausflug gleichgesinnter Frauen ist ein festes Ritual geworden. Zwei Mal jährlich machen sich Frauen auf, einmal im Winter zu einer Tagesfahrt, einmal im Sommer mit Übernachtung. Sogar einen Namen hat die lustige Gesellschaft inzwischen: Schrauben-Klub nennen sie sich. „Das war eine echte Schnapsidee, ohne jeden Tiefsinn. 2010 bekamen die Teilnehmerinnen der Reisegesellschaft als Erkennungszeichen eine Schraube. Die unter 35 bekamen eine kleine, die Älteren eine große Schraube.“Bei den nachfolgenden Fahrten wurde kontrolliert, und wer seine Schraube vergessen hatte, musste fünf Euro in eine Gemeinschaftskasse zahlen – der Schrauben-Klub war geboren. Und er wuchs und wuchs.
Inzwischen sind die Damen bei den Tagesfahrten schon mal mit zwei Bussen unterwegs. Da müssen auch viele Schrauben an Neulinge verteilt werden. „Einzige Aufnahmebedingung für unseren Klub ist gute Laune. Wir Schrauben-KlubFrauen erwarten, dass jeder sich aktiv einbringt und am allgemeinen Vergnügen teilhat.“Das beginnt schon beim Einsteigen.
Silvia Schuster, aber auch ihre Helferinnen, besonders Emma Schuster und Doris Schmid, sprühen nur so vor lustigen Einfällen, die die Fahrt zum Ereignis machen. „Da ist für uns der Weg das Ziel. Deshalb wollen wir auch stets mit dem Bus fahren, so können wir die ganze Zeit über beisammen sein und eine richtige Gaudi haben.“Die kann aus Karaokeeinlagen bestehen, aus lustigen Geschichten, Gesang, ja sogar Tanz. Und am Abend steht das Ausgehen, gerne als Tanzvergnügen, auf dem Programm. „Das geht prima auch ohne Männer. Wir tanzen alle, jeder mit jedem.“
Mit der wachsenden Zahl an Frauen, die aus der näheren und weiteren Umgebung kommen, um sich jedes Jahr zweimal auf Damenfahrt zu begeben, stiegen auch die Einnahmen. „Da haben wir dann ein kleines Problem bekommen“, erklärt Silvia Schuster. „Wir mussten uns überlegen, was wir mit den Einnahmen machen. Ideen wie Getränkeeinkauf wurden schnell wieder verworfen. Auch der Gedanke, mit dem Geld beim nächsten Ausflug etwas zu bezahlen, wurde kritisch untersucht. Denn es gibt zwar eine Stammgruppe an Ausflüglerinnen, aber es ist nicht sicher, dass immer alle wieder mit dabei sind. Schließlich haben wir uns entschieden, das Geld nicht im Schrauben-Klub zu behalten, sondern zu spenden. Dieser Vorschlag wurde von allen Ausflüglerinnen voll und ganz unterstützt. So konnten wir im Januar 2017 erstmals eine stattliche Summe spenden. Das Geld, waren wir uns von Anfang an einig, soll immer Kindern zugutekommen.“
Mit den Jahren haben sich die Rituale verfeinert. Die Schrauben sind inzwischen an einem schmucken Band befestigt, werden mit einem eigens geschriebenen Gedicht an Neulinge verliehen. Doch mit der Wendung zum Spendenprojekt wird das Mitführen nicht mehr kontrolliert. Das hat sich erübrigt, weil viele Teilnehmerinnen freiwillig einen Obolus in die gemeinsame Kasse geben.
Und so können die SchraubenKluberinnen ihr Vergnügen mit einer Wohltätigkeit verbinden. „Das ist ein neuer und sehr angenehmer Aspekt. Wir haben aber keinen Druck, gespendet wird, wenn genügend Geld in der Kasse ist.“Und so verbinden die Damen aus Obergessertshausen und ihre Bekannten aus dem weiten Umfeld das schiere Vergnügen mit der guten Tat.