Tinder für Rinder
Wie die Briten Bullen und Kühe verkuppeln
Der Bulle steht auf einer sattgrünen Wiese im schottischen Argyll and Bute und schaut gelangweilt in die Kamera. Kräftig und gesund wirkt er, und so dürften seine Chancen gut stehen, dass er bald seine Liebste findet. Bereits 463 Klicks hat er auf Tudder, der neuen Dating-App im Königreich. Mit ihr verkuppeln Bauern ihre Kühe und Bullen. Tinder für Rinder sozusagen.
Denn nicht nur der Name des Netzwerks mit dem Euter im Logo – Udder ist das englische Wort für Euter – erinnert an das DatingNetzwerk für menschliche Singles. Auch das Konzept ähnelt Tinder, wo Frauen und Männer wahlweise nach der Liebe ihres Lebens oder einer aufregenden Nacht suchen. Bei Tudder dagegen tummeln sich zwar ebenfalls alle möglichen Prachtexemplare, sie grasen den Markt aber ausnahmslos nach einem passenden Partner zur Paarung ab. Groß, klein, reinrassig, auf einem Biohof lebend, schwarz, weiß, gefleckt, kurzhörnig, langes Fell, alt oder jung, aus Hampshire, Cornwall, Irland, den Hebriden oder Wales – mehr als
42 000 Profile sind gelistet.
Wer meint, die Herzensdame oder den Traumprinzen für das eigene Tier gefunden zu haben, tippt auf die Daumenhoch-Fläche oder auf das Symbol, auf dem sich eine Kuh an einen Bullen schmiegt. Dann wird der Farmer auf eine Seite weitergeleitet, auf der er den Eigentümer des Tieres kontaktieren kann und weitere Informationen über den Stammbaum, das Potenzial zum Kalben oder den Marktwert des Nachwuchses findet. Das alles soll den Bauern – oft leben sie in abgelegenen Gegenden und können nur aus einem begrenzten Fundus an Tieren wählen – beim Züchten helfen. Oder, wie es die Erfinder von Tudder nennen: „Landwirte können für ihre Kühe A-muh-r spielen.“