Runder Tisch startet mit Ärger
Die gebürtige Augsburgerin Agnes Becker hat das Bienen-Volksbegehren auf den Weg gebracht. Sie ist überzeugt von der wertorientierten Politik der ÖDP
München Der Runde Tisch zum Bienen-Volksbegehren beginnt gleich mit Ärger. Ludwig Hartmann (Grüne) kritisierte scharf, dass von der Staatskanzlei zwar die Fachpolitiker von CSU und Freien Wählern aus dem Landtag eingeladen wurden, nicht aber die Vorsitzende des Umweltausschusses, Rosi Steinberger (Grüne). „Das ist ein ganz mieser Stil und wirft noch vor Gesprächsbeginn einen schwarzen Schatten auf den Runden Tisch“, erklärte Hartmann. Alois Glück (CSU), der den Runden Tisch moderiert, reagierte und lud Steinberger noch ein.
Wie Gegner und Befürworter heute in die Gespräche gehen, lesen Sie auf der Sonderseite Bayern extra.
Ein Porträt über die Initiatorin des Volksbegehrens, Agnes Becker, finden Sie auf
Das Telefon klingelt „fast im Minutentakt“bei Agnes Becker, aber sie lässt sich ihre gute Laune dadurch nicht verderben. Es ist, wenn man das so sagen kann, eine fröhliche Siegerlaune. Die gebürtige Augsburgerin ist stellvertretende Landesvorsitzende der ÖDP und Initiatorin des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“. Sie hat also, nachdem 18,4 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern ihre Sache aktiv unterstützt haben, allen Grund zur Freude. Die vergangenen Tage aber haben all ihre Erwartungen noch einmal übertroffen.
„Von der überregionalen Wirkung, die wir mit unserem Volksbegehren erzielt haben, habe ich nicht zu träumen gewagt“, sagt Becker im Gespräch mit unserer Zeitung. Aus ganz Deutschland, aus Österreich und aus Tschechien, ja sogar aus Frankreich, so berichtet sie, kämen mittlerweile Glückwünsche und Anfragen. „Wir scheinen wirklich den Nerv getroffen zu haben. Wir haben nicht geahnt, dass die Biene in diesem Maße ein politisches Tier ist.“
Bei allem Überschwang der Gefühle bleibt die 38-Jährige auch Realpolitikerin. Sie will jetzt auf halber Strecke nicht lockerlassen. Wenn sie sich am heutigen Mittwoch in der Staatskanzlei an den Runden Tisch setzt, zu dem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eingeladen hat, dann hofft sie zwar „auf gute zusätzliche Ideen und Vorschläge für einen besseren Artenschutz“, geht aber auch mit einer Portion Skepsis in die Verhandlungen.
„Wir haben noch nichts Konkretes auf dem Tisch“, sagt sie. Bisher kenne sie nur „Gesprächsschnipsel“und bei den Initiatoren des Volksbegehrens gebe es durchaus die Befürchtung, dass es der CSU doch nicht so ernst ist mit dem Artenschutz. Deshalb sagt sie: „Unser Vorschlag steht auf jeden Fall. Mit ein bisserl Artenschutz und ein paar Blümchen drumherum geben wir uns nicht zufrieden. Über diesen Punkt sind wir schon hinaus.“Becker ist Umweltpolitikerin aus Überzeugung. Schon im Alter von 16 Jahren – damals lebte sie mit ihren Eltern noch in Augsburg – ist sie der ÖDP beigetreten. Ein Vortrag des früheren Landesvorsitzenden Bernhard Suttner habe sie für die wertorientierte Politik der Partei begeistert. „Das hat mich wahnsinnig beeindruckt, da hab ich mich sofort zu Hause gefühlt“, sagt Becker. Seither sei der Schutz der Lebensgrundlagen ihr zentrales politisches Motiv. „Wer bei der ÖDP ist, muss überzeugt sein“, sagt sie.
Als sie 18 wurde, zog sie mit ihrer Familie in das Bauernhaus in den Landkreis Passau, das bis dahin als Feriendomizil genutzt worden war. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Schreinerlehre, studierte dann Veterinärmedizin und arbeitet heute hauptberuflich als Tierärztin und im Nebenerwerb als Landwirtin. Als Spitzenkandidatin gelang es ihr zuletzt nicht, die ÖDP in den Landtag zu führen. Mit dem Volksbegehren war sie dafür umso erfolgreicher. Uli Bachmeier