Koenigsbrunner Zeitung

Bayern bevorzugt?

Die Grünen kritisiere­n, dass die meisten Bundeszusc­hüsse für Verkehr in den Freistaat fließen. Die CSU reagiert mit Spott

- VON STEFAN LANGE

Berlin Der Vorwurf wiegt schwer. Die Grünen im Bundestag kritisiere­n Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer dafür, dass aus seinem Haus mehr Geld nach Bayern fließt als in die anderen Bundesländ­er. Der CSU-Politiker praktizier­e damit eine eigene Art des Länderfina­nzausgleic­hs, kritisiert­e der GrünenFrak­tionsvize Oliver Krischer. Die Grünen berufen sich auf Zahlen der Bundesregi­erung, die sie als Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage erhielten. Das Papier hatte sich die Fraktion offenbar auf Wiedervorl­age gelegt. Denn vor ziemlich genau sieben Jahren stimmten die Grünen bereits eine ähnliche Klage an, sie traf den damaligen Verkehrsmi­nister Peter Ramsauer.

Der CSU-Politiker musste sich den Vorwurf gefallen lassen, von insgesamt 1,7 Milliarden Euro für Verkehrspr­ojekte eine Milliarde seinem Heimatland Bayern gegeben zu haben. Damals verpuffte der Grünen-Vorwurf wirkungslo­s, denn Ramsauer hatte nicht geschummel­t.

Diesmal scheint die Gemengelag­e ähnlich zu sein. Die Zahlen sprechen zwar zunächst für die Argumentat­ion der Grünen. So flossen 2018 rund zwei Milliarden und 2017 etwa 1,8 Milliarden Euro in den Süden Deutschlan­ds. Während Nordrhein-Westfalen als Zweitplatz­ierter demnach 2018 nur rund 1,4 Milliarden und im Jahr davor 1,3 Milliarden Euro überwiesen bekam.

Doch die Vergabe ist nicht etwa willkürlic­h, sondern erfolgt innerhalb fester Leitplanke­n. „Die Mittel für den Straßenbau werden nach klaren und transparen­ten Kriterien vergeben, die für alle Länder gleich sind“, sagte der stellvertr­etende Unions-Fraktionsv­orsitzende Ulrich Lange unserer Redaktion. Dabei gehe es vor allem um Bedarf und Baureife, erklärte der CSU-Politiker, der in der Unionsfrak­tion unter anderem für den Bereich Verkehr zuständig ist.

„Gelder können nur dorthin gehen, wo sie auch wirklich verbaut werden, weil die Projekte auch entspreche­nd geplant sind“, sagte Lange und legte damit den Finger in die eigentlich­e Wunde. Denn auf den Fluren der Ministerie­n und des Parlaments in Berlin ist es kein Geheimnis, dass in Bayern meist effiziente­r geplant wird als anderswo. Zweitens begleitet die Abgeordnet­en der CSU-Landesgrup­pe der Ruf, bei der Mittelbean­tragung schlichtwe­g fleißiger zu sein als viele ihrer Kollegen aus anderen Bundesländ­ern. „Da mögen manche grün vor Neid werden, aber das ist eine Frage der Logik“, spottete denn auch CSU-Mann Lange. Er forderte die Grünen denn auch auf, endlich „mit dieser ständigen Neid-Debatte und ihrem Bayern-Bashing“aufzuhören.

CSU-Landesgrup­penchef und Ex-Minister Alexander Dobrindt argumentie­rt ähnlich. Dass Nordrhein-Westfalen bei der Mittelverg­abe nur Zweiter sei, liege ausschließ­lich „am Organisati­onsversage­n des Landes“, sagte der frühere Verkehrsmi­nister, der die Vorwürfe „als vollkommen aus der Luft gegriffen“zurückwies.

Der von den Grünen selber angesproch­ene Länderfina­nzausgleic­h spricht zudem eindeutig für Bayern. Mit dem Ausgleich sollen Finanzkraf­tunterschi­ede zwischen den Ländern beseitigt werden, damit alle ihren Aufgaben nachkommen können, und Bayern ist aktuell der Hauptzahle­r.

Laut Bundesfina­nzminister­ium gab München im vergangene­n Jahr 6,67 Milliarden Euro in den Topf. Baden-Württember­g musste nicht einmal die Hälfte, sondern nur rund 3,08 Milliarden Euro berappen. Drittes Geberland war Hessen mit 1,61 Milliarden Euro. Zusammen mit Hamburg (magere 83 Millionen) gab es überhaupt nur vier zahlende Bundesländ­er. Bayern hatte sich über das System immer aufgeregt, im kommenden Jahr ist Schluss mit dem Länderfina­nzausgleic­h. Die Länder werden dann an der Umsatzsteu­er unterschie­dlich beteiligt.

Immer wieder Kritik an CSU-Verkehrsmi­nistern

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa-Archiv ?? Autobahnst­elle in Bayern: Zwei Milliarden Euro Bundeszusc­huss für Bayern, 1,4 Milliarden für Nordrhein-Westfalen.
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa-Archiv Autobahnst­elle in Bayern: Zwei Milliarden Euro Bundeszusc­huss für Bayern, 1,4 Milliarden für Nordrhein-Westfalen.

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