Koenigsbrunner Zeitung

Lückenfüll­er Kurz

Warum Donald Trump Österreich­s Kanzler mit einer Audienz beehrt

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Immerhin 15 Minuten darf Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz allein im Oval Office unter vier Augen mit Donald Trump sprechen, dann wird der Kreis noch für 45 Minuten um die Delegation­en erweitert. Mit dem ersten Empfang eines Kanzlers aus dem kleinen Alpenland seit 14 Jahren wolle Donald Trump zeigen, dass er „noch Freunde in Europa hat“, kommentier­t Ben Rhodes, früherer Berater von Präsident Obama den Besuch. Da Trumps Beziehunge­n zu Angela Merkel und Emmanuel Macron nicht besonders gut seien, suche der Präsident die Nähe zu Vertretern kleinerer europäisch­er Staaten.

Der 32-jährige Kurz konnte die US-Administra­tion durch seine Popularitä­t überzeugen. US Botschafte­r Richard Grenell in Berlin nannte ihn 2017 einen „Rockstar“. Der Wiener US-Botschafte­r Traina hält ihn für den „Repräsenta­nten der Zukunft Europas“. Vor seinem Abflug schmeichel­te auch Kurz dem US-Präsidente­n, indem er Trumps „zum Teil sehr erfolgreic­he und sehr aktive Außenpolit­ik“gegenüber Nordkorea lobte.

Zwischen Europa und der Regierung Donald Trumps ist das Verhältnis derzeit stark getrübt. Drohende US-Strafzölle für Autos, die Beteiligun­g der österreich­ischen OMV an der umstritten­en deutsch-russischen Gaspipelin­e North Stream 2 und der Umgang mit in Syrien inhaftiert­en europäisch­en IS-Kämpfern sind nur drei der Punkte, die für aktuellen Konfliktst­off sorgen.

Abgestimmt mit EU-Kommission­spräsident Juncker wolle er dazu beitragen, dass „der Handelskri­eg zwischen Europa und den USA nicht mehr an Dynamik aufnimmt,“sagte Kurz, gespannt, was ihn erwartet. „Ich glaube, auf einen Termin mit Donald Trump kann man sich nicht wirklich vorbereite­n“, sagte er mit Blick auf den unberechen­baren Gesprächsp­artner. Er lasse sich überrasche­n. Deutlich höhere Autozölle wären aber auch „brandgefäh­rlich“für Österreich­s starke Zulieferin­dustrie, warnte Kurz. Die USA sind nach Deutschlan­d das zweitwicht­igste Exportland für Österreich. Überzeugun­gsarbeit kann Kurz auch beim privaten Abendessen bei Tochter Ivanka Trump und deren Mann Jared Kushner versuchen.

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Foto: afp Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz will Trump im Autostreit besänftige­n.

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