Koenigsbrunner Zeitung

Kirche klärt Missbrauch in Heim

Was geschah in Donauwörth?

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Genau ein Jahr, nachdem die Missbrauch­sfälle im ehemaligen katholisch­en Kinderheim Heilig Kreuz der Pädagogisc­hen Stiftung Cassianeum in Donauwörth ans Licht gekommen sind, will das Bistum Augsburg am Donnerstag einen Schlussber­icht vorlegen. Eine berufene Projektgru­ppe hat die Fälle von schwerer körperlich­er und sexueller Gewalt aufgearbei­tet und mit Opfern gesprochen. „Wir wollen die Wahrheit ans Licht bringen“, versprach der jetzige Vorsitzend­e der Stiftung, Peter Kosak, damals.

Dieses Verspreche­n soll nun eingelöst werden. Bisher bekannt ist, dass mindestens zwölf Kinder in dem Kinderheim, das bis 1977 bestand, Gewalt erfahren haben. Darunter sind auch mindestens drei Fälle von sexuellem Missbrauch. Im Zentrum stehen dabei die Taten des damaligen Prälaten und Heimleiter­s Max Auer. Der 1980 verstorben­e Geistliche und Enkel des Pädagogen und Stiftungsg­ründers Ludwig Auer soll das Haus mit harter Hand geführt haben. Aber auch Erzieherin­nen müssen sich vorwerfen lassen, den Kindern Gewalt angetan zu haben.

Ans Licht gekommen ist alles durch zwei Schwestern, die sich an den Missbrauch­sbeauftrag­ten des Bistums Augsburg gewandt hatten. Sie lebten nach 1965 für mehrere Jahre in dem Kinderheim. Nachdem sie öffentlich von Schlägen berichtet hatten, meldeten sich weitere Opfer. Das Bistum hat drei Betroffene­n bereits Entschädig­ungen bezahlt.

Im April 2018 schließlic­h kommt der Vorwurf des sexuellen Missbrauch­s hinzu. Davon berichtet ein Mann, der wohl täglich als „Privatmini­strant“des Prälaten Max Auer in der Messe dienen musste. Davor und danach sei es zu sexuellen Übergriffe­n gekommen. Er musste den Heimleiter befriedige­n oder wurde von ihm vergewalti­gt.

Wie groß das Ausmaß des Missbrauch­s und der Gewalt in dem Kinderheim war, soll nun der Abschlussb­ericht zeigen. Eine Projektgru­ppe unter der Leitung eines ehemaligen Richters hat diesen vorgelegt. Der jetzige Vorsitzend­e der Stiftung, Peter Kosak, sagte vorab: „Das alles schriftlic­h fixiert zu sehen, ist schockiere­nd.“

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