Koenigsbrunner Zeitung

Eine Krise, die sich andere Teams wünschen

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Kasinos sind angefüllt mit Gefährdete­n. Ein paar glücklose Minuten, die falschen Karten, ein verwunsche­ner Rouletteti­sch – weg sind Haus, Hof und nicht selten Partner oder Partnerin. Verspielt. Manch Glücksritt­er neigt dazu zu verlieren, was er nur bedingt selbst erwirtscha­ftet hat. Junge Erben sind beliebte Gäste in der Spielbank.

Die Dortmunder Mannschaft wiederum besteht zwar auch aus vielerlei Akteuren, die noch nicht allzu lange über Führersche­in und Wahlrecht verfügen – sie alle hatten sich ihren Reichtum aber selbst erspielt. Den monetären wie auch jenen auf dem Punktekont­o. Neun Zähler Vorsprung auf den FC Bayern hatten sich die Borussen Mitte Dezember erarbeitet. Geblieben sind ihnen nach dem 0:0 in Nürnberg gerade mal drei Punkte. Die Bilanz der vergangene­n Wochen: Drei Ligaspiele in Folge nicht gewonnen, im Pokal ausgeschie­den und in der Champions League die herausford­ernde Aufgabe, nach dem 0:3 bei Tottenham noch irgendwie im Wettbewerb zu bleiben. Sie hatten schon mal bessere Karten in der Hand.

Es ist aber immer noch eine Krise, die sich sämtliche anderen Vereine der Bundesliga wünschen würden. Der BVB steht unveränder­t an der Tabellensp­itze. Er verfügt über den talentiert­esten Kader der Liga und in absehbarer Zeit kehrt mit Marco Reus auch wieder der herausrage­nde Akteur zurück.

Den Dortmunder­n ist wenig gemein mit den Kasino-Hasardeure­n. Ihre glänzende Ausgangsla­ge fußte nicht auf glückliche­n Fügungen. Trainer Lucien Favre fügte aus den einzelnen Teilen gekonnt ein Bild zusammen, für das vielen anderen Übungsleit­ern Kreativitä­t und Können gefehlt hätte. Nun müssen sie aus einem etwas schwächere­n Blatt das Beste heraushole­n. Darin zeigt sich wahre Klasse. In diesen Phasen werden Meistersch­aften entschiede­n.

Was Zocker und Fußballer eint: Haben sie einen Lauf, kommt es ihnen selbstvers­tändlich vor. Ebbt das Glück aber ab, trennen sich die Wege. Spielernat­uren sollten schleunigs­t aufhören. Profis aber stehen vor der Herausford­erung weiterzuma­chen und gleichzeit­ig locker zu bleiben. Daran zeigt sich, wie weit der BVB ist.

 ??  ?? Lucien Favre
Lucien Favre
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany