Koenigsbrunner Zeitung

Der Corolla ist wieder da

Vor einigen Jahren hat Toyota den Corolla zum Auris gemacht. Jetzt kommt der Klassiker zurück – mit gleich zwei Hybrid-Antrieben. Ausgerechn­et das neue Infotainme­nt-System ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit

- VON MICHAEL GEBHARDT

Mehr als 46 Millionen Fahrzeuge machen den Toyota Corolla zum meistverka­uften Auto der Welt, doch in Deutschlan­d war er zuletzt aus den Schauräume­n verschwund­en – zumindest der Name. „Altmodisch“und „unattrakti­v“hätten die Kunden damit verbunden, so das Marketing-Team, das den Kompakten 2006 hierzuland­e in Auris umbenannte. Das ist scheinbar inzwischen nicht mehr so, denn mit der im April startenden Generation zwölf kehrt die bewährte Bezeichnun­g auch bei uns zurück.

Den neuen Corolla gibt’s als 4,36 Meter langen Fünftürer, als Kombi (1400 Euro Aufpreis) und als Limousine, die in Deutschlan­d allerdings so gut wie keine Rolle spielt. Die beiden Letztgenan­nten kommen auf 4,65 Meter Länge, und der um sieben Zentimeter gestreckte Radstand schafft mehr Platz für die Fondgäste und fürs Gepäck: Der normale Hatchback schluckt 361 Liter, in den Kombi gehen 581 Liter.

Die Rücksitze kann man vom Gepäckabte­il aus flach legen, dann entsteht eine ebene Ladefläche – vorausgese­tzt der Ladeboden ist in der oberen von zwei Positionen montiert. Praktisch: Den Ladeboden kann man wenden. Auf der einen Seiten gibt es flauschige­n Teppich, auf der anderen abwaschbar­en Kunststoff.

Das Cockpit ist bei allen identisch und eng geschnitte­n, auch die weichen Sitze verzeihen ein paar Kilo viel auf den Rippen nicht ohne weiteres. Dafür ist alles sauber verarbeite­t, und die Materialie­n sind gut ausgewählt; selbst das Hartplasti­k fasst sich ordentlich an. Das teilanalog­e Kombiinstr­ument mit sieben Zoll großem Infodispla­y, das farbige Head-up-Display oder die induktive Handylades­chale (alles optional) sind zeitgemäß, das 8-ZollTouchs­creen-Infotainme­nt dagegen nicht. Obwohl das System neu entwickelt ist, wirken Bedienung und Grafik angestaubt. Auch die Rückzu fahrkamera liefert ein Bild, das an ein Foto-Handy aus den frühen 2000er Jahren erinnert.

Noch ein Manko: Apple CarPlay wird voraussich­tlich erst ab Ende des Jahres unterstütz­t und lässt sich bei zuvor ausgeliefe­rten Corollas kaum nachrüsten. Serienmäßi­g sind immerhin LED-Scheinwerf­er (Matrix-Technik gibt es gegen Aufpreis), Klimaanlag­e, Abstandste­mpomat, Spurhaltef­unktion und Notbremsas­sistent mit Fußgängere­rkennung an Bord – jedoch kein USB-Anschluss. Und die mindestens 20990 Euro Basis-Version gibt es nur mit dem 1,2-Liter-Vierzylind­er-Turbo, der zur ersten Ausfahrt nicht bereitstan­d. Der Benziner entwickelt 114 PS und 185 Newtonmete­r und ist wahlweise mit Sechsgang-Handschalt­ung oder stufenlose­m Getriebe erhältlich.

Das Gros der Kunden wird sich, auch mangels Diesel, wohl für einen der beiden Hybride entscheide­n. Die kombiniere­n entweder einen 1,8- oder 2,0-Liter-Sauger mit einem Elektromot­or und kommen so auf 122 oder 180 PS. Auf den Standardsp­rint wirkt sich der Leistungsu­nterschied mit satten drei Sekunden – 7,9 statt 10,9 – aus, jedoch wirkt der stärkere auf der Straße nicht wesentlich flotter. Auch er bringt weder das straffe Fahrwerk (auf Wunsch mit adaptiven Dämpfern) noch die direkte Lenkung an ihre Grenzen. Sein Vorteil: Er ist leiser.

Nach wie vor lässt Toyota die Hybrid-Kraft von einem stufenlose­n Getriebe verwalten, das den Benziner beim Gasgeben zu hohen Drehzahlen und damit zum Jaulen zwingt. Der Zweiliter muss sich etwas weniger anstrengen als sein kleiner Bruder und wird dementspre­chend nicht ganz so laut. In Sachen Verbrauch werben die Hybride mit 3,3 beziehungs­weise 3,7 Litern – auf unserer Überland-Testfahrt stand allerdings eine Sechs vor dem Komma. Toyota verspricht, dass die Doppelherz­ler im Stadtverke­hr recht sparsam sind.

Zwar speichert der Akku nur Strom für einen guten Kilometer. Doch wird die Batterie durch das ständige Bremsen und Rollen kontinuier­lich geladen und ein Großteil der City-Wege soll so rein elektrisch zurückgele­gt werden können. Eine Plug-in-Version zum Laden an der Steckdose ist dagegen nicht vorgesehen. Nachteil der Hybride: Ihre Vmax ist elektronis­ch auf 180 km/h beschränkt. Der Nur-Benziner läuft dagegen 200 Sachen; er soll sich im Mittel mit 5,2 Litern begnügen.

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Fotos: Toyota Comeback hoch drei: Den neuen Toyota Corolla gibt es als Kombi, Fünftürer oder Limousine.
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Das Cockpit des Toyota Corolla ist eng geschnitte­n und sauber verarbeite­t.

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