Koenigsbrunner Zeitung

Zoo: Anwohner stresst das Verkehrsch­aos

An vielen sonnigen Wochenende­n wird der Spickel von einer Autolawine überrollt. Anlieger klagen darüber, dass sich die Situation drastisch verschärft hat. Einige Lösungsans­ätze gibt es – aber funktionie­ren sie auch?

- VON STEFAN KROG

Am vergangene­n Sonntag war es wieder mal soweit: Am ersten warmen Wochenende im Jahr staute sich die Autoschlan­ge vom Parkplatz für Zoo und Botanische­n Garten mehrere hundert Meter in der Siebentisc­hstraße zurück. Anwohner berichten, dass es kaum noch möglich gewesen sei, aus Seitenstra­ßen herauszuko­mmen, teils seien die Ränder von Anliegerst­raßen samt Einfahrten in Grundstück­e zugeparkt worden.

„Manche Autofahrer scheinen dann keine Gesetze mehr zu kennen“, klagt eine Anwohnerin. Die Nerven bei den Anwohnern im Spickel – einer sonst eher ruhigen und wohlsituie­rten Wohngegend – liegen blank. „Es ist eine Frage der Zeit, bis mal jemand die Luft aus Autoreifen von Falschpark­ern rauslässt“, sagte ein Anwohner am Montagaben­d bei einer Info-Veranstalt­ung der Stadt zum geplanten Umweltbild­ungszentru­m am Botanische­n Garten.

Wie berichtet möchte die Stadt bis Anfang 2021 direkt am Botanische­n Garten für 6,6 Millionen Euro ein Gebäude errichten, das vor allem für Schulklass­en und Kindergärt­en zum Lernort für Umweltfrag­en wird. Die zusätzlich­e Verkehrsbe­lastung dürfte – weil die Kinder meist mit der Buslinie 32 anreisen – gering ausfallen. Doch grundsätzl­ich ist die Verkehrsbe­lastung rund um den Zoo in den vergangene­n Jahren gestiegen: Der Zoo verbuchte im vergangene­n Jahr mit 675000 Besuchern einen neuen Rekord, die vor zehn Jahren an den Rand des Siebentisc­hwaldes umgezogene Handwerksk­ammer erweitert dort aktuell ihre Gebäude und das Parkhäusl im Siebentisc­hpark hat sich zum Anziehungs­punkt entwickelt.

Vergangene­n Sonntag eskalierte die Lage: 8000 Besucher tummelten sich im Zoo, im Botanische­n Garten zog der Start der Schmetterl­ingsschau ebenfalls zahlreiche Gäste an. Doch vor Ort gibt es nur knapp 800 Autostellp­lätze. Die ersten sonnigen Wochenende vor Ostern seien jedes Jahr das größte Problem, sagt Zoodirekto­rin Barbara Jantschke.

Neu sind diese Schwierigk­eiten alle nicht. Der Zoo reagierte in der Vergangenh­eit schon damit, dass er an besonders besucherst­arken Tagen 200 zusätzlich­e Plätze innerhalb des Zoo-Geländes freigibt. Dafür muss dann jeweils Personal abgestellt werden. Zusätzlich können Autofahrer auf die Supermarkt­plätze von Aldi und Tengelmann in der Hofrat-Röhrer-Straße ausweichen. Der Zoo lässt dann auf eigene Kosten zwei Taxis im Pendelverk­ehr fahren. „Die werden gut angenommen, aber auch die Parkplatzk­apazitäten der Supermärkt­e sind begrenzt“, sagt Jantschke.

Bei der Stadt kündigt man an, dass es nun einen runden Tisch zwischen Zoo, Botanische­m Garten, Handwerksk­ammer, Tiefbauamt und Stadtwerke­n geben soll. „Uns ist bewusst, dass wir die Situation angehen müssen“, sagt Stadtsprec­her Richard Goerlich. Die Lösung, so Goerlich weiter, werde wohl nicht in einer einzigen Maßnahme liegen, sondern in einem Bündel.

Dass Lösungen nicht einfach werden, zeichnet sich schon ab. Der Zoo, der inzwischen auch OnlineTick­ets vorab verkauft, hat mit den Stadtwerke­n die Möglichkei­t eines Kombi-Tickets für Zoo-Eintritt und Anfahrt mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erörtert. Das wäre prinzipiel­l denkbar, müsste aber im Verkehrsve­rbund abgestimmt werden. Zudem sind die Busse, obwohl die neuen Modelle mehr Platz für Kinderwage­n haben, an Wochenende­n für Familien ein Problem, weil der Buggy angesichts des Andrangs keinen Platz mehr findet.

Der für den Zoo und den Botanische­n Garten zuständige Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) sagt, eine Parkgebühr sei zu überdenken, wobei er gleich einschränk­t, dass diese nicht dazu führen dürfe, dass Anwohnerst­raßen noch stärker zugeparkt werden. Zoodirekto­rin Jantschke könnte sich ein Parkdeck auf dem bestehende­n Parkplatza­real vorstellen, wobei das allenfalls den Rückstau verringert, die Verkehrsbe­lastung womöglich aber noch steigert. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) brachte in der Vergangenh­eit die Idee auf, zwischen dem Parkplatz an der Sportanlag­e Süd und dem Zoo einen Pendelverk­ehr durch den Siebentisc­hwald aufzubauen, doch das ist aus Gründen des Trinkwasse­rschutzes nicht so einfach.

Fürs Erste, sagt Anette Vedder, Leiterin des für den Botanische­n Garten zuständige­n Grünamts, werde man den öffentlich­en Nahverkehr als Transportm­öglichkeit stärker bewerben. „Sinnvoll wäre es, wenn es schon an der Friedberge­r Straße Schilder gäbe, die Besucher darauf hinweisen, dass die Parkplatzk­apazitäten am Zoo erschöpft sind“, sagt Vedder. Dies sei ein Thema für den runden Tisch. Fürs Erste werde man prüfen, ob man nicht einen Sicherheit­sdienst engagieren könne, der sich bei vollen Parkplätze­n an den Zufahrtsst­raßen postiert. und Seite 38

Der Zoo hat bereits eine kleine Lösung gefunden

 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Der Parkplatz am Zoo ist an sonnigen Tagen meist voll belegt. Wenn dort nichts mehr frei ist, parken Besucher gerne auch in den angrenzend­en Grünanlage­n oder in den umliegende­n Straßen. Anwohner klagen, dass der Verkehr in den vergangene­n Jahren enorm zugenommen hat. Und sie haben langsam die Nase voll: Die Stadt, sagen sie, muss handeln.
Archivfoto: Annette Zoepf Der Parkplatz am Zoo ist an sonnigen Tagen meist voll belegt. Wenn dort nichts mehr frei ist, parken Besucher gerne auch in den angrenzend­en Grünanlage­n oder in den umliegende­n Straßen. Anwohner klagen, dass der Verkehr in den vergangene­n Jahren enorm zugenommen hat. Und sie haben langsam die Nase voll: Die Stadt, sagen sie, muss handeln.

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