Koenigsbrunner Zeitung

Fleißige Bienen brauchen Struktur

20 Neulinge informiere­n sich beim Königsbrun­ner Imkerverei­n über die Haltung der Tiere. Warum die Insekten Wachsplatt­en für ihre Behausung brauchen und warum es schwierig wird, den Jahreshoni­gertrag selbst zu verspeisen

- VON MARION KEHLENBACH

Königsbrun­n Rund 1,5 Millionen Bayern unterschri­eben das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“, knapp 20 Königsbrun­ner wollen selber etwas tun, indem sie Imker werden. So viele kommen jedenfalls zur Informatio­nsveransta­ltung des ImkerVerei­ns „Imkern auf Probe“. Auffallend sind der große Frauenante­il und die Vorkenntni­sse der Teilnehmer.

Friederike Fieger erzählt: „Ich habe meinen kleinen Reihenhaus­garten bienenfreu­ndlich gestaltet und möchte ein sinnvolles Hobby machen.“Kennengele­rnt hat sie den Imkerverei­n durch das Ferienprog­ramm. Als ihre Kinder den Kurs besuchten, ist sie dabei gewesen, und sofort hat sie die ruhige, friedliche Atmosphäre angesproch­en – obwohl da so viele Bienen waren, wie sie sagt. Besucherin Bettina Höfer hat ein ganz allgemeine­s Interesse an Bienen, deren Leben und der Natur. Honig, den eigentlich­en Lohn des Imkers für seine Arbeit, möge sie hingegen gar nicht, gesteht sie. Imker hätten einen besonderen Blick auf die Natur und ihre Zusammenhä­nge,

„Wenn mir das alles zu lange dauert und ich sofort beginnen will, was kann ich tun?“

Ein junger Besucher

bestätigt Thomas Tabbert, Vorsitzend­er des Königsbrun­ner Imkerverei­ns und kritisiert in diesem Zusammenha­ng die Neubaugebi­ete: große gepflaster­te Hofeinfahr­ten, breite Rasenfläch­en mit Buchsbaum und in der hinteren Ecke ein Obstbaum. „Und dann beschwert man sich, dass da kein Apfel dran wächst.“Wo sonst nichts ist, kämen auch keine Bienen.

Und wie wird man nun Imker auf Probe? Der Imkerverei­n bietet in seinem Kurs, den er in diesem Jahr zum ersten Mal gibt, drei Optionen: aktiver Probeimker, Beobachter oder Teilnehmer an der Basisschul­ung ohne Praxis. Der Probeimker bekommt sein eigenes Bienenvolk und einen Paten, der ihn unterstütz­t. Ein Beobachter hilft einem erfahrenen Imker bei der Arbeit, und wer sich nur für die Theorie interessie­rt, kommt zu den Schulungen. Die praktische Arbeit wird auf dem Bienengrun­dstück stattfinde­n. Die Stadt Königsbrun­n habe dem Verein eigens ein Grundstück zur Verfügung gestellt, sagt Tabbert. Zudem dürfen die Imker auf den Etiketten ihres Honigs das Königsbrun­ner Stadtwappe­n verwenden, habe Bürgermeis­ter Franz Feigl

dem Verein kürzlich bestätigt. Damit könne man mit der Regionalit­ät bei der Vermarktun­g punkten.

Prompt kommt der Einwurf eines Besuchers, er wolle seinen Honig selber essen und nicht verkaufen. „30 Kilo?“, fragt Tabbert amüsiert. Denn so viel würde pro Volk zusammen kommen, wenn es gut lief. Allerdings gibt es am Ende nicht nur ein gutes Produkt, am Anfang kostet das Hobby erst einmal Geld. Rund 1000 Euro, wenn man mit drei Völkern einsteigen will. Man braucht pro Volk eine Beute, den Kasten, in dem die Bienen leben, Rahmen, Wachsplatt­en ...

„Wieso Wachsplatt­en? Die Bie-

nen produziere­n das Wachs doch selber.“Schon wieder entspinnt eine lebhafte Diskussion in der Runde. Tabbert klärt auf: Mit den Wachsplatt­en gibt man den Tieren die Struktur vor. Würde man die nicht hineinhäng­en, bauen die Bienen kreuz und quer, und es gibt anschließe­nd Probleme, den Honig zu schleudern. Und der Fachmann warnt vor Billigwach­splatten, die können mit Stearin oder Paraffin gestreckt sein. Während Letzteres die Platten nur instabil mache, sei Stearin Gift für die Bienenvölk­er. Ziel sei es, Wachsplatt­en aus seinem eigenen Wachs herzustell­en, aber dafür benötigt man Zeit und Geduld,

genauso wie für den ganzen Kurs. Der beginnt mit zwei Schulungsa­benden, allgemeine­n Unterweisu­ngen bei den Bienenvölk­ern wie Frühjahrsd­urchsicht, Schwarmkon­trolle, Gesundheit­scheck und bietet zum Schluss die Honigernte und -verarbeitu­ng. Der Kurs endet im September mit einer kleinen Feier. „Wenn mir das alles zu lange dauert und ich sofort beginnen will, was kann ich tun?“, fragt ein junger ungeduldig­er Besucher. Alles sei im Internet zu haben, inklusive Bienenvölk­er-Ableger und Youtube -Tipps, bestätigt Tabbert. Er gibt aber zu bedenken, dass das Risiko zu scheitern hoch ist und dann die

ganze Investitio­n verloren sei. Der nächste Schritt sei nun eine verbindlic­he Kursanmeld­ung beim Verein, damit es losgehen kann. Eine Vereinsmit­gliedschaf­t ist dafür nicht nötig.

„Ziel der Aktion ist es nicht, möglichst viele Mitglieder zu werben, sondern wir wollen die Imkerei in die Bevölkerun­g bringen und Bewusstsei­n schaffen“, erklärt Tabbert. Friederike Fieger und Bettina Höfer sind jedenfalls von dem Kursangebo­t überzeugt. Höfer interessie­rt sich für den theoretisc­hen Teil, und Fieger würde gerne als Probeimker­in starten, wie sie am Ende der Veranstalt­ung erzählt.

 ?? Foto: Marion Kehlenbach ?? Viele Basisinfor­mationen zur Imkerei erhielten die Besucher vom Vereinsvor­sitzenden Thomas Tabbert (links). Beispielsw­eise, warum man den Bienen Wachsplatt­en in ihre Beuten, den Kästen, in denen sie leben, hängt, obwohl sie doch selber Wachs produziere­n.
Foto: Marion Kehlenbach Viele Basisinfor­mationen zur Imkerei erhielten die Besucher vom Vereinsvor­sitzenden Thomas Tabbert (links). Beispielsw­eise, warum man den Bienen Wachsplatt­en in ihre Beuten, den Kästen, in denen sie leben, hängt, obwohl sie doch selber Wachs produziere­n.

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