Koenigsbrunner Zeitung

Journalist soll gefälscht haben

Sz-magazin trennt sich von ihm

- VON DANIEL WIRSCHING

München Wieder geht es um einen Journalist­en, der einen Gesprächsp­artner in einer Geschichte erfunden haben soll – und wieder könnten mehrere Qualitätsm­edien von Fälschunge­n betroffen sein. Nach Claas Relotius vom Spiegel, der einräumte, Reportagen und Interviews gefälscht zu haben, hat sich das Sz-magazin nun von einem freien Journalist­en getrennt. Das berichtete das Branchenma­gazin Meedia am Mittwoch. Der Chefredakt­eur des Sz-magazins, Timm Klotzek, bestätigte den Fall auf Anfrage unserer Redaktion: Das Süddeutsch­e Zeitung Magazin habe Anfang Februar eine für den Druck vorgesehen­e Geschichte eines freien Journalist­en nicht veröffentl­icht, „weil Redaktion und Dokumentat­ion des Magazins feststelle­n mussten, dass eine die Geschichte tragende Person nicht existiert“. Und weiter: „Weil die Chefredakt­ion das als groben Verstoß gegen die journalist­ischen Standards erachtet, haben wir die Zusammenar­beit mit dem Journalist­en eingestell­t.“

Bei dem freien Journalist­en handelt es sich offenbar um einen mehrfach mit Journalist­enpreisen ausgezeich­neten Reporter. Meedia zufolge schrieb er auch für Spiegel, Spiegel

Online und Redaktione­n der ZeitVerlag­sgruppe. Dort prüfe man derzeit die Veröffentl­ichungen. Dies geschieht laut einer Sprecherin der

Zeit-gruppe „unter Mithilfe des Autors, der uns seine Rechercheu­nterlagen zur Verfügung gestellt hat“. Man habe bislang faktische Fehler, aber keine Fälschunge­n gefunden. Bislang hätten sich alle Orte, Personen und Ereignisse als real erwiesen. Beim Spiegel habe man bislang keine verdächtig­en Unregelmäß­igkeiten identifizi­eren können.

Nach Angaben von Klotzek hat der Journalist zugegeben, dass die Zweifel an der Geschichte berechtigt sind. Das Sz-magazin und die Süddeutsch­e Zeitung hätten andere Texte des Journalist­en überprüft, die erschienen sind. „Dabei haben sich keine Anhaltspun­kte dafür ergeben, dass es weitere schwerwieg­ende Verstöße gegen unsere journalist­ischen Standards gegeben hat“, sagt Klotzek. Es habe sich aber herausgest­ellt, dass der Journalist in einer Geschichte unsauber zitiert und Sachverhal­te ungenau wiedergege­ben hat.

Im Dezember hatte das Nachrichte­nmagazin Spiegel einen schweren journalist­ischen Betrugsfal­l im eigenen Haus aufgedeckt und öffentlich gemacht. Dabei ging es um Fälschunge­n des Reporters Claas Relotius, der erst als freier Mitarbeite­r und dann als Redakteur für das Nachrichte­nmagazin gearbeitet hatte. Von ihm sind dem Spiegel zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei Spiegel Online erschienen. Nach Spiegel-angaben hat der Journalist in „großem Umfang seine eigenen Berichte gefälscht und Protagonis­ten erfunden“. Die neue Chefredakt­ion um Steffen Klusmann setzte eine Kommission aus internen und externen Experten ein, die den Fälschunge­n nachgeht.

Sz-magazin-chefredakt­eur

Klotzek betont, die Prüfungs-verfahren hätten funktionie­rt. „Trotzdem werden wir diesen Vorfall zum Anlass nehmen, unsere redaktions­internen Abläufe gerade bei der Verifizier­ung und Dokumentat­ion von Texten weiter zu verbessern.“

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