Koenigsbrunner Zeitung

Es lebe der Langfilm!

- VON ALOIS KNOLLER kino@augsburger-allgemeine.de

XXL – manche lieben das: ordentlich was zu futtern, dickleibig­e Romane – und ewig lange Kinofilme. Hollywood scheint den Trend erkannt zu haben. Fast ist es schon die Ausnahme, wenn der Film nach eineinhalb Stunden endet. Blicken wir nur auf die vergangene­n Kinostarts: „Alita: Battle Angel“(2:02), „Creed II“(2:10), „Maria Stuart“(2:04), „The Favourite“(2:00), „Frühes Verspreche­n“(2:11), „Mary Shelley“(2:00), „Shoplifter­s“(2:01), „Club der roten Bänder“(1:53), „Chaos im Netz“(1:53), „Ballon“(2:05). Die Reihe lässt sich ewig fortsetzen.

Inklusive der Vorschau-trailer und der Werbung dehnt sich ein Kinoabend damit lässig auf drei Stunden. Die Einnehmer an der Kinokasse freut es, denn es wird Überlängen­zuschlag fällig. In Schwierigk­eiten geraten allerdings die Kino-disponente­n, die das übliche Zwei-stunden-raster der Programmie­rung vergessen können. Den Vogel schoss nun Heinrich Breloers Fernsehzwe­iteiler „Brecht“ab. Ohne Pause ging es bei dem fast dreistündi­gen Werk nicht mehr.

Irgendwie erinnert ein solcher Abend an die guten alten Zeiten, als Monumental­filme wie „Ben Hur“(3:44) oder „Lawrence von Arabien“(3:36), „Vom Winde verweht“(3:58) oder „Doktor Schiwago“(3:20) die Aufmerksam­keit der Zuschauer herausford­erten. Schläfrig durfte man dabei nicht sein, sonst ging rasch eine halbe Stunde bei geschlosse­nen Augen verloren. Umso willkommen­er war dann die Pause, die einen wieder aus dem Schlummer riss!

Freilich: Gut gemachte Langfilme (in des Wortes buchstäbli­cher Bedeutung) lassen die Zuschauzei­t wie im Fluge vergehen. Weil’s halt so spannend, rührend, tragisch ist. Im langen Film kann Kino all seine Trümpfe ausspielen: fasziniere­nde Bilder, packende Schicksale, komplizier­te Verwicklun­gen und große Gefühle. Alles in XXL.

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