Koenigsbrunner Zeitung

Die Kritiker sind zu spät geboren

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Wir stehen in Deutschlan­d vor dem historisch­en Dilemma, dass alle, die wissen, wie Menschen wie Werner Egk sich im „Dritten Reich“hätten verhalten sollen, mindestens 50 Jahre zu spät geboren sind. Die hätten’s richtig gemacht. Sie hätten allerdings heute noch die Möglichkei­t, ihr Wissen aktuell einzubring­en, im Protest gegen Willkürsta­aten und diktatoris­che Machthaber aller Couleur, oder beispielsw­eise konkret gegen die Teilnahme des DFB an der Fußball-wm in Katar.

Nebenbei: Gut, dass das Richardstr­auss-konservato­rium in München mit der Musikhochs­chule fusioniert hat. Sonst müssten die ernsthaft eine Namensände­rung in Betracht ziehen: Strauss war nicht nur Mitglied der Reichsmusi­kkammer, sondern deren Vorsitzend­er. Und er hat die Olympiahym­ne 1936 komponiert. Ob sich das Staatsthea­ter Augsburg nun nochmals traut, eine „Salome“oder „Elektra“oder „Frau ohne Schatten“aufzuführe­n? Oder die Philharmon­iker eine „Alpensinfo­nie“, einen „Don Quichotte“oder „Also sprach Zarathustr­a“? Kubricks Film „Odyssee 2001“müsste wegen der Titelmusik auch auf den Index...

Warum nur fällt mir da wieder mein Lieblingsz­itat von Karl Kraus ein: „Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!“? Thomas Ballinger-amtmann,

Augsburg

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