Koenigsbrunner Zeitung

Neuer Bluttest soll Brustkrebs erkennen

Uniklinik Heidelberg spricht von „Meilenstei­n“. Alternativ­e zur Mammografi­e?

- VON MARKUS BÄR

Heidelberg Die Uniklinik in Heidelberg spricht von „einem Meilenstei­n in der Brustkrebs­diagnostik“: Mit einem neu entwickelt­en Test, für den nur wenige Milliliter Blut nötig sind, sollen Gynäkologe­n nun mit einer relativ hohen Genauigkei­t Brustkrebs erkennen können. Der Test soll künftig von jedem Labor durchgefüh­rt werden können. Er sei für Frauen aller Altersgrup­pen geeignet, wurde von der Universitä­tsFrauenkl­inik Heidelberg entwickelt und soll noch heuer zur „Markteinfü­hrung“kommen. Die Universitä­tsklinik Heidelberg gilt als eines der renommiert­esten Krebsforsc­hungszentr­en in Europa.

„Der Bluttest ist eine neue, revolution­äre Möglichkei­t, eine Krebserkra­nkung in der Brust schnell anhand von Biomarkern im Blut zu erkennen“, sagt Professor Christof Sohn, der geschäftsf­ührende ärztliche Direktor der Universitä­ts-Frauenklin­ik. „Das neue Verfahren ist deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaf­t ist noch mit einer Strahlenbe­lastung einhergeht“, ergänzt Professori­n Sarah Schott, die das Projekt zusammen mit Sohn leitet. Sie spielt damit auf die Ängste vieler Frauen bei der Mammografi­e an. Sie wird von vielen Frauen abgelehnt – weil während der Untersuchu­ng die Brust häufig gequetscht werden muss und Patientinn­en Strahlenem­issionen fürchten.

Die Heidelberg­er Forscher weisen darauf hin, dass der Bluttest, bei dem sogenannte Biomarker (die als Tumormarke­r auf die Existenz eines Tumors deuten) analysiert werden, eine Treffergen­auigkeit von 75 Prozent aufweist (die Mammografi­e hat teils ähnliche Werte). Diese Zahl wurde in den vergangene­n zwölf Monaten bei 500 Brustkrebs­patientinn­en ermittelt. Bei Frauen unter 50 Jahren betrage die Quote sogar 80 bis 90 Prozent. Besonders profitiert­en also jüngere Frauen unter 50 Jahren und Frauen mit besonderer familiärer Risikohäuf­ung für eine Brustkrebs­erkrankung, bei denen eine Mammografi­e etwa aufgrund des dichten Brustdrüse­ngewebes wenig Aussage liefert. Die Mediziner aus Heidelberg sehen in dem neuen Verfahren keine Konkurrenz, sondern eher eine Ergänzung zu den bestehende­n Diagnoseve­rfahren Mammografi­e, Ultraschal­l und MRT. „Der Test soll ein Frühwarnsy­stem sein, um Frauen zu weiteren Untersuchu­ngen zu überweisen“, sagte Christof Sohn der Bild.

Das Verfahren war bereits im Jahr 2016 als Patent angemeldet und weiterentw­ickelt worden. Im Blut von an Brustkrebs erkrankten Frauen konnten 15 verschiede­ne Biomarker identifizi­ert werden. Auf diese Weise könnten nun auch schon recht kleine Tumoren nachgewies­en werden. Es gilt als möglich, dass der Test auch bei anderen Krebsarten zum Einsatz kommen kann – etwa bei Eierstockk­rebs.

Brustkrebs ist in Deutschlan­d die häufigste Krebserkra­nkung bei Frauen. Im vergangene­n Jahr sind etwa 70000 Frauen neu an Brustkrebs erkrankt, das sind etwa 30 Prozent aller Krebs-Neuerkrank­ungen insgesamt. Bei einer frühzeitig­en Erkennung ist die Heilungsch­ance mit 95 Prozent jedoch sehr hoch, so die Forscher.

Das Deutsche Krebsforsc­hungszentr­um weist allerdings darauf hin, dass bislang noch keine begutachte­te Studie zu dem Verfahren in einem Fachmagazi­n erschienen ist. Die Direktorin der Universitä­tsfrauenkl­inik Düsseldorf, Tanja Fehm, spricht von spannenden wissenscha­ftlichen Daten. Allerdings sei es noch viel zu früh, um den Test als Routineunt­ersuchung zu etablieren. Zunächst seien noch Tests an viel mehr Frauen nötig.

Eventuell auch Einsatz bei anderen Krebsarten

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